Versorgung Versorgung: Apotheken in Wittenberg verzichten auf Sonntagsöffnung

Wittenberg - Mundschutz und Desinfektionsmittel, Abstandsregeln oder Plexiglasscheiben - auch in den Apotheken in Wittenberg bemüht man sich, der Ausbreitung des Coronavirus entgegenzuwirken. Ansonsten gelte es einfach, Ruhe zu bewahren, denn das sei derzeit trotz allem die beste Medizin, so die einhellige Meinung der Apotheker und Apothekerinnen.
Für besondere Aufregung oder für Hamsterkäufe gebe es auch gar keinen Grund, denn die üblichen Medikamente seien wie sonst auch in ausreichender Zahl vorrätig und ließen sich problemlos nachbestellen.
Obwohl das Landesverwaltungsamt die Möglichkeit der Sonntagsöffnung in der vergangenen Woche auch für Apotheken erlaubt hat, um Hamsterkäufe zu verhindern und einen möglichen Ansturm auf die Läden zu entzerren, verzichten die Apotheker in Wittenberg, ähnlich wie zahlreiche Lebensmittelhändler darauf. Man brauche doch dem Personal den nötigen Ruhetag nicht grundlos zu nehmen, heißt es allenthalben. Zumal es nun sowieso gelte, Abstand zu halten. Ein Spaziergang an der frischen Luft sei da doch sinnvoller, um das Immunsystem zu stärken, als ein sonntäglicher Gang in die Apotheke oder den Supermarkt.
Zwar gebe es unter den Kunden vereinzelt Verunsicherung, vor allem ältere Menschen suchten etwas häufiger das Gespräch auch mit den Apothekern. Außerdem sei in der letzten Woche der Notdienst vermehrt genutzt worden, berichtet Frau Göttert von der Kreisel-Apotheke. „Ich hatte wirklich den Eindruck, dass die Leute sich bevorratet haben mit Schmerzmitteln, Erkältungsmitteln oder auch Medikamenten auf Rezept.“ Es sei „von morgens bis abends“ deutlich mehr los gewesen, erzählt sie, hält die üblichen Öffnungszeiten und Notdienste aber ebenfalls für ausreichend.
Vor der Luther-Apotheke bittet ein Schild darum, dass höchstens zwei Personen gleichzeitig eintreten. „Das wird auch ganz gut befolgt“, lobt Inhaber Ulrich Räuchle seine Kunden. Die bestellten Plexiglasscheiben für den Verkaufstresen sind inzwischen eingetroffen. Auch er warnt vor unnötiger Hysterie. Sollte sich irgendwann doch noch die Notwendigkeit zur Sonntagsöffnung ergeben, sei er natürlich bereit dazu: „Aber ich sehe den Bedarf jetzt so nicht. Was soll sein, dass das nötig machen würde?“
Zudem könne man derzeit sowieso nichts anderes raten als bei anderen Erkältungskrankheiten auch – beispielsweise den Hals durch ausreichend Trinken und eventuell das Lutschen von Halsbonbons feucht zu halten, denn „auf einem trockenen Hals können sich Viren tatsächlich besser setzen.“ Auch er streicht jedoch heraus, dass es vor allem gelte, Abstand zu anderen Menschen zu halten, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. „Abwarten und starke Nerven bewahren“, fügt er noch hinzu.
Dann bedient Räuchle die nächste Kundin, die das - wie viele andere - schon zu beherzigen scheint und unaufgeregt ihren normalen Medikamenteneinkauf tätigt, während ihr Mann draußen wartet, damit sich nicht mehr als zwei Personen im Verkaufsraum aufhalten.
(mz)