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Gericht Verräterisches Leuchten verrät Diebes-Duo in Bergwitz

Was ein Diebesduo unter anderem in Bergwitz und Wittenberg mitgenommen hat und wobei die beiden schließlich ertappt wurden.

Von Andreas Behling 17.09.2021, 08:59
Einbrecher mit Taschenlampe
Einbrecher mit Taschenlampe (Foto: imago images/Panthermedia)

Kemberg/Dessau - Im Verfahren gegen einen Mann aus Wittenberg (40) und einen 33-jährigen Kemberger, die zwischen Mitte August 2016 und Anfang Januar 2017 zahlreiche Einbruchsdiebstähle begangen haben, wird die Liste der Zeugen für die Fortsetzungstermine im nächsten Monat spürbar zusammengestrichen. Das kündigte Anja Wiederhold, Vorsitzende Richterin der 8. Strafkammer des Landgerichts Dessau-Roßlau, an. Mit den Urteilen - über ihre Verteidiger ließen sich die Angeklagten geständig ein - ist am 12. Oktober zu rechnen.

Von Arbeitsjacke bis Radio

Am zweiten Verhandlungstag kamen einige Betroffene und mehrere ermittelnde Polizisten zu Wort. So schilderte ein Mitarbeiter eines geschädigten Betriebes, dass ihm im Spätsommer 2016 hauptsächlich Arbeitsjacken und ein Gurt-System, das dem Arbeitsschutz diente, aus dem Dienstwagen gestohlen wurden.

Außerdem waren aus dem Fahrzeug, das auf dem Montageplatz stand, ein Autoradio inklusive der Boxen verschwunden. Strafanzeige sei erstattet worden, als die Polizei umfangreichere Recherchen einleitete. Denn im Umkreis der Firma war es zu weiteren Einbrüchen gekommen.

Auf frischer Tat gestellt wurden die beiden Angeklagten in der Nacht vom 6. auf den 7. Oktober 2016. Die Besatzung eines Streifenwagens war auf Taschenlampen-Bewegungen aufmerksam geworden, die zu der Zeit auf der Baustelle des Bergwitzer Netto-Marktes Verdacht erregten. Während der Durchsuchung der Personen, die zunächst flüchten wollten, ihres Autos und der Rucksäcke, stießen die Polizisten auf Schlagringe, Betäubungsmittel - „Eine nicht unerhebliche Menge“, so ein Kriminalhauptkommissar - und Gegenstände des Sanitärbedarfs. Im Rohbau des Einkaufsmarktes selbst hatten die Täter Farbe verbreitet und so die bereits verlegten Fliesen verschmutzt.

Knapp zwei Monate zuvor - Mitte August 2016 - war ein mittelständischer Elektroinstallationsbetrieb in Wittenberg Opfer der Diebe geworden. Gestohlen hatten sie zahlreiches Zubehör, Werkzeuge und Geräte, aber auch die Autoschlüssel sämtlicher Betriebswagen.

„Eines der Fahrzeuge hatten sie mitgenommen und in einem Waldstück bei Trebitz angezündet“, sagte der damalige Firmeninhaber aus. Glück sei gewesen, dass er für die Autos Ersatzschlüssel im heimischen Tresor liegen hatte. Gewechselt werden mussten die Schlösser dennoch. Vom Diebesgut, so die Erinnerung des Mannes, habe er indes bloß „eine Wechselsprechanlage und ein Päckchen Sicherungen“ zurückerhalten.

Bei der Durchsuchung der Gartenlaube, in welcher der ältere Angeklagte lebte, stießen die Ermittler auf ein größeres, mit etlichen Schlüsseln gefülltes Glas. Da einige beschriftet waren, ergab sich die Schlussfolgerung, dass sie aus schon bekannten Einbrüchen stammten. Auch in dem Auto, das die Männer für die Fahrt zur Bergwitzer Baustelle genutzt hatten, wurden die Kriminalisten fündig. Dort stießen sie auf einen Fahrradrahmen, der in der Fahndung stand.

Belehrung zu spät

Gleich am Anfang musste das Gericht im Übrigen einen Fehler korrigieren. In der Reihenfolge des Prozessgeschehens waren zum Auftakt die Angeklagten erst dann belehrt worden, als sie bereits der Verständigung über das zu erwartende Strafmaß zugestimmt hatten. „In dem Fall hätten wir aber die Geständnisse nicht verwerten dürfen“, erklärte die Vorsitzende. Verteidiger Christian Schößling wurde in dem Rahmen einen Lektüre-Tipp los und empfahl zur Auffrischung das „Praxishandbuch zur Verständigung im Strafverfahren“, bei dem der Anwalt Mitherausgeber der Publikation ist.

Die Verhandlung geht am 5. Oktober weiter. (mz)

Ihr Lokalreporter:
 Paul Damm (pad), 
Telefon:  03491/45 88 24,
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(Grafik: MZ)