Vereinsleben in Wittenberg Verlustreiches Wettkampfjahr: Brieftaubenzüchter verteilen dennoch Pokale - Was sie 2025 vorhaben
Brieftaubenzüchter der Reisevereinigung haben ein verlustreiches Wettkampfjahr hinter sich. Warum es dennoch Pokale gibt und mit welchem Vorhaben sie ins Jahr 2025 gehen wollen.

Gallin/MZ. - Sie glänzen golden, glitzern silbern, erstrahlen in Royalblau. Was wie eine Beschreibung von Weihnachtsschmuck klingt, ist der Eindruck, den die Pokale der Brieftaubenzüchter vermitteln.
Es sind viele und in ihrem Glanz auch ganz verschiedene. Denn die Taubensportler fliegen zahlreiche Wettbewerbe mit mehreren Wertungen aus und nehmen entsprechend zahlreiche Ehrungen vor.
So war es auch in diesem Jahr zur Auszeichnungsveranstaltung und Jahresmitgliederversammlung der Reisevereinigung Wittenberg. Und obwohl die Fülle an Pokalen auf dem Auszeichnungstisch beeindruckte, wird der Vorsitzende im Versammlungsverlauf erklären, dass es weniger als in den Jahren zuvor sind und dies begründen.
Züchter aus Wittenberg und Kemberg, aus Jessen und Jüterbog und deren Partnerinnen und Partner haben sich am Sonnabend in Gallin im „Schiffchen“ getroffen, um zu beraten und das Flugjahr 2024 auszuwerten. Das war für die Züchter der Reisevereinigung jedoch kein gutes.
Erneuter Abbruch
Bereits 2023 hatten die Züchter große Verluste unter ihren Tieren hinnehmen müssen, nachdem auf Verbandsbeschluss die Tauben nicht mehr aus westlicher Richtung den Heimflug angetreten haben, sondern aus östlicher über mehr als 100 Kilometer den Heimatschlag anpeilen mussten. Nur fünf Flüge wurden 2023 gemeistert, dann brach die Reisevereinigung die Serie ab. In diesem Jahr war mit sechs Flügen ebenfalls nach der Hälfte Schluss. 70 Prozent der Tauben erreichten laut dem Vorsitzenden Richard Reiß nicht ihr Zuhause. Auch bei Spitzenzüchtern seien die Verluste erheblich gewesen. „Das ist nicht Sinn und Zweck unseres Hobbys“, stellte Reiß klar.
Die Serie der Flüge bei den erwachsenen Tauben wurde vorfristig beendet. Einen solchen Beschluss habe es auch in Dessau und Bernburg gegeben. Die Jungtiere, deren Flüge erst später im Jahresverlauf starten, wurden wieder im Westen aufgelassen. Die Platzierungen dieser Tiere würden zeigen, dass das im Interesse der Tiere und der Züchter ist, blickte Reiß auf die Ergebnisse. In der Meisterschaft des Regionalverbandes hätten die Jungtiere den 1., 2. und 5. Platz erreicht.
Den Verlauf der beiden Jahre auswertend, plädierte der langjährige Züchter und Vorsitzende Reiß dafür, ab 2025 generell wieder westlich der Heimat zu starten. Das müsse allerdings der Brieftaubenverband genehmigen. Einen entsprechenden Antrag zu stellen, dafür stimmten alle Mitglieder der Reisevereinigung. Sie verbinden damit die Hoffnung, dass ihre Tauben besser mit den Widrigkeiten bei der Flugorientierung klarkommen. Ob das natürliche Feinde wie Habichte seien oder möglicherweise die Strahlungen von Sendemasten.

Schrade wird Meister
Am besten durchgekommen sind in diesem Jahr die Tauben von Joachim Schrade. Der erfahrene und langjährige Züchter aus dem Jessener Verein „Wolkenstürmer“ erhielt dafür den Pokal der Pokale, den der Reisevereinigung. Bereits im vorigen Jahr war er Pokalmeister geworden. Dass sich dazu an diesem Tag noch etliche weitere Pokale auf seinem Tisch sammelten, lag an den Einzelwertungen von Flügen, an Serienpreisen und weiteren Wettbewerben. Denn Brieftauben gelten als Hochleistungssportler und deren Züchter zeigen das mit Stolz.
Gern hätten sie das in diesem Jahr auch wieder mehr in die Öffentlichkeit getragen, berichtete Richard Reiß in der Versammlung. Immerhin standen für die Wittenberger zwei Jubiläen an. Die Reisevereinigung ist im August 1949 gegründet worden, der Wittenberger Verein „Heimatliebe“ 1909.

Altersbedingt keine Feier
Doch habe sich hier ein großes Probleme der Züchter gezeigt. In ihren Reihen fehlen Jüngere, die dieses Hobby ausüben und sich dann auch im Verein beziehungsweise in der Reisevereinigung engagieren. Altersbedingt habe man es nicht geschafft, eine Veranstaltung zum 75-jährigen beziehungsweise 115-jährigen Bestehen zu organisieren, bedauerte Reiß.