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Verkehrspolizist erweist sich als die geliebte weiße Maus

Von ULF ROSTALSKY 29.05.2009, 17:52

GRÄFENHAINICHEN/MZ. - Wie er auch keinen Zweifel daran lässt, dass die Arbeit als Ordnungshüter für ihn über weite Strecken ein Traumjob war. "Ich bin mit Leib und Seele Verkehrspolizist", sagt der Ende Juni aus dem Dienst ausscheidende Wahl-Reudener. Das "war" kommt ihm noch nicht über die Lippen.

Obwohl: Vieles, was er derzeit im Gräfenhainichener Revierkommissariat tut, macht er dieser Tage zum letzten Mal. Dienst am Wochenende gehört dazu. Und der Besuch von Schulen und Kindereinrichtungen, durch den der 1949 in Bergwitz Geborene bekannt wurde in der Region. Stenzel war in den vergangenen Jahren als Verkehrssicherheitsberater unterwegs. "Das hat einfach Spaß gemacht." Zumal die Kinder den Job als Polizisten durchaus als Traumberuf ansehen würden. "Die wollen die Technik sehen, freuen sich an der Uniform, beäugen mit Respekt die Dienstwaffe. Die Begeisterung zu spüren, ist wunderbar."

Dass mit zunehmendem Alter Anerkennung mitunter in Ablehnung umschlägt, wirft Stenzel nicht um. "Das Sekundarschulalter, jugendliches Aufbegehren", sagt er. Übel nimmt er Distanz nicht. Im Gegenteil. Er geht trotzdem auf die Menschen zu, redet, ist bekannt. "Nach so langer Zeit ist das aber auch wieder nicht unnormal", glaubt der Beamte, der eher zufällig zur Polizei kam.

Nicht, dass er eine Abneigung gegen Uniformen gehabt hätte. Nach Abschluss der Grundschule in Bergwitz, dem Besuch der Elektro-Spezialklasse und dem anschließenden Berufsabschluss als Elektromonteur in Zschornewitz wollte er zur Marine. "Für drei Jahre habe ich mich verpflichtet." Doch bei der Einberufungsuntersuchung sei alles anders gekommen. Marine sei ausgefallen, er habe aber nicht woanders drei Jahre Dienst schieben wollen. "Doch irgendwie lief dann alles schnell", erinnert sich Stenzel an Werbebesuche der Polizei auf dem heimatlichen Hof. 1968 trat er den Dienst bei der Schutzpolizei an, wollte dort aber nicht auf Dauer bleiben. "Verkehrspolizei war mein Ding." 1971 kam er dahin.

"Mit weißer Mütze, weißem Koppel, weißen Stulpen." Und einem Motorrad, mit dem er im Altkreis Gräfenhainichen unterwegs war. "Verkehrsüberwachung", erinnert sich Stenzel an die Zeit bis 1988. Er erzählt von Kontrollen, hat aber auch den wöchentlichen Ansturm auf die Heide, Wörlitz und Oranienbaum in Erinnerung. "Was haben wir da auf den Kreuzungen gestanden und geregelt." Auch nach der Wende blieb er dem Metier treu, meisterte die Aufstiegsqualifizierung und wurde Kommissar. Abgehoben ist er deshalb nicht. Bodenständig schätzt Stenzel sich selbst ein. Und heimatverbunden.

Das soll ihm auch die Zeit nach dem Dienst einfach machen. "Natürlich gehe ich mit einem weinenden Auge. Aber auch mit dem lachenden. 40 Jahre Dienst sind einfach genug."

Zu Hause in Reuden sieht er sich im Ruhestand Haus und Grundstück beackern, den Teich pflegen, die Enkel betreuen. "Da findet sich auf jeden Fall genug." In einer Woche ist es soweit. Dann zieht Stenzel die Uniform für immer aus. Der letzte Urlaub vor dem Ruhestand beginnt dann.