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Unter dem Zeichen von «Karl Nickel»

Von Karina Blüthgen 30.05.2008, 19:29

Halle/MZ. - Pratau / MZ. Ihr Maskottchen ist ein Hase, pardon ein Kaninchen. Genauer gesagt "Karl Nickel", ein putziges Tier, das auch auf der Fahne verewigt ist. Mit solch einem Feldzeichen ist die Kampfeslust derer vom "Kienberger Schwarzen Haufen" von vornherein klar. Bis auf den edlen Lord zückt hier niemand eine Waffe. Es ist eine bunt gemischte Truppe, und langweilig ist es bei ihnen nie.

Im vorigen Jahr waren sie erstmals bei Luthers Hochzeit präsent. Da sind Meister Michel und Gundel die Marketenderin, der stumme Sarazene Christopher, Fähnrich Max (genannt Pan) und andere Landsknechte, Schatzmeisterin Vanessa (zumeist "Schatzi" genannt), Bettelmönch Florian, der humorvolle Feldkaplan und natürlich der Lord (die korrekte Aussprache seines Namens sollte man beim Fest vor Ort lernen). Im Februar vorigen Jahres entstand die Idee der Gruppe, im Mai 2007 hatten sie bereits ihren ersten Auftritt.

Sieben feste Mitglieder hat die Gruppe, die eine extra Abteilung innerhalb des Pratauer Freizeit- und Seniorenklubs bildet, der Rest sind Freunde. "Man sieht sich nicht jeden Tag, aber wenn man sich trifft, ist es etwas Besonderes", sagt Heike Brandt. Fast wöchentlich kommen sie jetzt kurz vor dem Wittenberger Fest zusammen, das für den Kienberger Haufen trotz der Reisen zu Mittelalterfesten nach Roßlau, Burg Raben und Bretten schon etwas Besonderes ist. In Bretten haben sie sich auch die Idee für ihren Namen geholt. Schwarzer Haufen, das habe ihm gut gefallen, meint Michael Brandt.

Bei ihnen geht es nicht um prächtige Gewänder und dezente kunstvolle Auftritte, sie wollen Spaß und gute Laune verbreiten. Yves Mehre aus Seegrehna hat die Schwerter selbst geschmiedet, Mike Schulze hat als Feldkaplan seine Kutte und die Bibel (mit besonderem geistigem Inhalt) selbst gemacht. Sie brauen Met und backen Brot für den Eigenbedarf, schlüpfen für ein paar Tage einfach in ein anderes Leben. "Wir wollen die Einfachheit rüberbringen", erklärt Heike Brandt. "Da wird eben mit den Fingern gegessen. Und wenn sich die Kinder mal nicht waschen, na dann waschen sie sich nicht. Es geht auch mal ohne Mikrowelle und Waschmaschine."

Er sei mal in zivilen Klamotten bei einem Fest gewesen, "da kam ich mir richtig blöd vor", erinnert sich Mike Schulze. Von Anfang an war er bei "Luthers Hochzeit" dabei. "Man muss während des Festes was machen, Aktionen bieten, dann bleiben die Touristen auch stehen und finden es schön." Sven Hübner kann vom "schön finden" in seiner 25 Kilo schweren Rüstung ein Lied singen. Alle finden den Lord schön, besonders die Kinder, aber bei der Gluthitze im Vorjahr hat er sich Brandblasen geholt. "Jetzt weiß ich, warum die früher immer eine Wattierung drunter getragen haben", sagt er.

Ein richtiges Heerlager will der Kienberger Schwarze Haufen auf dem Kirchplatz gegenüber dem Kirchenportal, in der Nähe zum Pratauer Bauernvolk, aufbauen. Drei Wagen haben sie dafür hergerichtet, auf denen sie auch schlafen werden. Mehr verraten sie nicht, aber man sieht sich ja beim Stadtfest wieder - unter dem Feldzeichen von "Karl Nickel".