Und wann ist man Senior?
Wittenberg/MZ. - Genau das passiert, als sich am Mittwoch im KTC eine Gruppe älterer Herrschaften bei Markus Schuliers vom Theaterjugendclub "Chamäleon" in Wittenberg einfindet.
Schuliers will (die MZ berichtete) ein neues Projekt mit Namen "Kapitulation?! Niemals!" starten (siehe "Premiere im Februar"). "Seniorentheater" hat er es vor kurzem noch genannt. Aber so richtig scheint die Bezeichnung nun nicht zu passen. Da fragt ein Mann, Norbert genannt: "Bin ich mit 60 Senior? Oder schon mit 50?" Und die Coswigerin Renate Carl, 57, blond, elegant, wird später rufen: "Der Begriff ,Senior' ist in dieser Gesellschaft negativ besetzt." Da hat sie Recht. Und Schuliers reagiert, er nennt die Gruppe jetzt "Erwachsene". Und umreißt das Vorhaben: Ältere, erfahrene Menschen werden mit seinen "Quietschies" vom Theaterjugendclub gemeinsam ein Stück erarbeiten. Es wird, wenn man es richtig versteht, auch darum gehen, Klischees zu zeigen. Denn oft werden die Jungen von den Älteren als antriebslos wahrgenommen. Mitunter sind sie es ja auch. Bildung wird ein Thema sein. Um Neugier soll es gehen.
Sie ist es auch, welche die Mehrzahl der Teilnehmer dieses Castings, "das kein Casting ist" (Schuliers) als Motiv für ihr Kommen nennt. Ein weiteres: Sie haben etwas zu geben. Wissen zum Beispiel. Und sie suchen, nennen wir es, Herausforderungen.
Lore Reckziegel aus Radis etwa, 65, früher in leitender Position in der Kreisverwaltung, findet das von Schuliers vorgegebene Thema hoch interessant und sagt: "Ich möchte meine Erfahrungen vermitteln." Was sie noch sagt? "Mit 50 hätte ich mich noch nicht zu den Senioren gerechnet." Reckziegel ist eine schlanke brünette Frau, sehr lebendig. Vielleicht wird sie ja, und die anderen auch, wiederkommen, um mit Schuliers gemeinsam das Stück zu erarbeiten. Jedenfalls machen alle einen sehr motivierten Eindruck. Wie Schuliers, der erklärt: "Wir werden jetzt die ersten Zeichen setzen. Da ist der Weg das Ziel." Und wenn auf diesem Weg noch mehr dazu kommen - umso besser.
