Trabis stehlen Giganten von Ferropolis die Show
Gräfenhainichen/MZ/ur. - Bei Fraustein dreht sich seit mehr als zehn Jahren beruflich fast alles um das Thema Trabant. Sicher, sagt der umtriebige Geschäftsmann, Reisen hätte er schon immer organisiert. Aber zum Trabi sei er doch mehr durch Zufall gekommen. Drei Amerikaner hätten unbedingt mal so ein Auto sehen und fahren wollen. "Die haben sich gefreut wie kleine Kinder", erinnert sich Fraustein. Trabant in allen Varianten, heißt es seitdem nicht nur in Mühlanger und Umgebung. Die Plast-Legende rollt in Berlin, bringt Kreuzfahrer vom Anleger ins Seebad Heiligendamm, macht Firmen- und Familienfeiern bunt. "Den Leuten gefällt es. Der Trabi kommt an", weiß Fraustein und hat einen Tipp parat. "Einmal ordentlich durchgeschraubt, hält der eine ganze Weile." In der Hauptsache schickt er Trabant 601 auf Tour. Den 500er und die Kübel hat er zu Hause stehen. In Ferropolis hatte der Neubrandenburger Ulf Rehberg samt Sohnemann und Tochter im pinkfarbenen Trabi-Cabrio Platz genommen. Eine Runde wolle er drehen, den Kindern zeigen, wie so ein Auto fährt. "Obwohl ich selbst nie so eines besessen habe." Benzinhahn auf, Schock gezogen, Zündung an: der Trabi gibt seinen typischen Klang preis. "Ich habe gar nicht mehr gewusst, wie viel Gas ich geben muss", sagt Rehberg. Derweil spalten sich die Meinungen der Kinder. "Doof" findet die Tochter das Gefährt, "cool" der Sohn. Ganz verliebt schaut hingegen der Dessauer Willi Gronau drein. Lässt sich ablichten mit dem Plastebomber, will aber noch mehr. Ein Trabi-Abi soll es sein. Dafür muss er, begleitet von Andrea Wojahn, auf den Parcours. Muss den Trabi mit verbundenen Augen unter Ansage der jungen Frau lenken, rückwärts fahren, Becher voller Wasser transportieren.
Dann bekommt er sein Abi. "Mein Sohn wird staunen. Der denkt doch, der Alte hat das nicht mehr drauf." Gronau ist glücklich, schwelgt in Erinnerungen. Den ersten Trabant hat er 1967 gekauft. "Einen 500er, fünf Jahre alt für 7 000 Mark. Himmelblau mit Alabaster." Der Dessauer schwärmt und bereut es, 18 Jahre nicht mehr mit einem Trabi gefahren zu sein. Im Trabant habe er so ziemlich alles erlebt. Selbst an die rumänische Schwarzmeerküste ist er gefahren. "Mit Frau und den drei Kindern."
Trabant pur hieß es auch am Sonntag. Da gingen Nostalgiker auf Trabi-Safari durch die Region. Zweitaktklänge waren im Zschornewitzer Kraftwerk zu hören, am Wolfener Industrie- und Filmmuseum, der Bitterfelder Wasserwelt. Überall gab es Aufgaben zu lösen und im Routenbuch einzutragen. "Den Leuten macht das Spaß. Und am Ende erhalten sie noch ein Diplom", sagt Maik Fraustein.