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Tourismus in Wittenberg Tourismus in Wittenberg: Samantha Martens ist die Verstärkung aus den USA

Von Marcel Duclaud 30.10.2019, 19:38
Organisiert in Wittenberg Reisen für ihre Landsleute: Samantha Martens. Hinter ihr Firmenchef Christian Eggert.
Organisiert in Wittenberg Reisen für ihre Landsleute: Samantha Martens. Hinter ihr Firmenchef Christian Eggert. Alexander Baumbach

Wittenberg - Dass nicht wenige Firmen händeringend nach Personal suchen und manche Stellen monatelang nicht besetzt werden können, ist bekannt. Zunehmend werden ungewöhnliche Wege beschritten, um der Not abzuhelfen. Wie berichtet hat beispielsweise das Eisenmoorbad Bad Schmiedeberg seine Fühler nach Vietnam ausgestreckt, um Pflegepersonal zu gewinnen. Eine Kooperationsvereinbarung ist unterzeichnet. Aber auch US-Amerikaner kommen nach Wittenberg, um hier zu arbeiten. Das trifft auf Samantha Martens zu, eine junge Frau, die seit September das Team des kleinen Unternehmens „Christian Tours Europe“ verstärkt.

Die 22-Jährige stammt aus der Partnerstadt Springfield/Ohio und Wittenberg ist ihr keineswegs fremd. Im Gegenteil, sie war schon zwei Mal in der Gegend. Als Teilnehmerin eines Austauschprogramms des Gymnasiums von Gräfenhainichen und als Studentin der Wittenberg University, die ein ganzes Semester in der Lutherstadt verbrachte, um Land, Leute und die Sprache besser kennenzulernen.

So ist der Kontakt zu Christian Tours Europe und dem Colleg Wittenberg zustande gekommen. Dort wohnen die jungen Amerikaner, Samantha Martens hat zusätzlich ihr Praktikum im Colleg absolviert. Christian Eggert, Inhaber beider Firmen, ist froh, die junge Frau als Mitstreiterin gewonnen zu haben, ihr Vertrag läuft zunächst 14 Monate: „Sie ist uns aufgefallen, auch, weil sie sich schnell einarbeiten konnte.“

Dass die Formalitäten lange dauern, auch für US-Amerikaner, und über die Einwanderungsbehörde in Essen laufen, hat das Wittenberger Unternehmen nicht geschreckt. Es galt unter anderem zu begründen, warum es eine Amerikanerin sein muss und dass kein deutscher Arbeitnehmer für den Job zu finden ist.

Eggert hat monatelang nach geeigneten, sehr gut Englisch sprechenden Leuten gesucht, ohne Erfolg, wie er sagt. Er hätte, räumt der Geschäftsführer ein, lieber einen Mann oder eine Frau von hier genommen, nennt es aber inzwischen „eine glückliche Fügung“, dass Samantha Martens den Job angenommen hat. Etwa wegen ihres perfekten Englischs - die meisten Kunden kommen aus den USA und aus Kanada - und weil sie natürlich die Mentalität in ihrer Heimat bestens kennt: „Sie hilft uns, besser zu werden.“ Die Ansprüche europareisender Amerikaner sind hoch.

Dass sie ein bisschen Heimweh hat, gibt die junge Frau zu. Aber beim heutigen Stand der Technik ist eine regelmäßige Verbindung nach Springfield natürlich kein Problem. Zudem haben die Eltern ihren Besuch ebenso angekündigt wie die beste Freundin. Und dass sie Wittenberg mag, hatte sie schon früher festgestellt. „Es ist alles sehr kompakt, schnell erreichbar.“ Das gilt nicht zuletzt für andere europäische Länder und Städte, die sie besuchen möchte während ihres Deutschland-Aufenthaltes.

Die Arbeit bei Christian Tours, ihr erster Job nach dem Studium (Englisch und Literatur, Nebenfach Deutsch) ist natürlich auch eine Orientierung bei der Frage, was für ein Beruf es letztendlich sein soll und wo sie leben will. Dass Tourismus in die engere Wahl kommt, kann die 22-Jährige schon mal sagen.

Wunsch nach möglichst sorgenfreier Reise

Das Unternehmen „Christian Tours Europe“ hat Christian Eggert 1995 nach einem Tourismusmanagement-Studium und einem Aufenthalt in den USA samt Job bei einem Busunternehmen in Braunschweig gegründet. Ziel ist, Amerikanern Europa nahe zu bringen. 70 Prozent der Teilnehmer sind Kirchengruppen. Im Auftrag amerikanischer und kanadischer Veranstalter werden die Touren detailliert vorbereitet, von der Hotelbuchung über Busse und Reiseführer bis zu Museen.

Gefragt sei ein „sorgenfreies Paket“, perfekte Koordination sei wichtig, sagt Eggert. Das Geschäft läuft gut, inzwischen beschäftigt Christian Tours Europe fünf Leute. Besucht werden überwiegend „christliche Ziele“, die meisten Teilnehmer an den Reisen sind Protestanten. Großes Event im nächsten Jahr sind die Passionsspiele in Oberammergau. Christian Eggert hat bereits 2017 zahlreiche Tickets für das Ereignis erworben, er und sein Team organisieren allein 46 Touren nach Oberammergau.

(mz)