Tourismus Tourismus: Die neue Chefin in der Stadt

Wittenberg - Ruth Slenczka leitet die Wittenberger Museen der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt. Seit dem 1. Dezember 2019 ist die promovierte Historikerin zuständig für das Lutherhaus und das Melanchthonhaus. Die Stelle ist neu - ihre Schaffung hat nach Auskunft von Stiftungssprecherin Nina Mütze mit einer Umstrukturierung zu tun, die 2018 von der neuen Verwaltungschefin Astrid Mühlmann gemeinsam mit Stiftungsdirektor Stefan Rhein „angestoßen“ wurde. Ziel sei es, „Organisation und Handling“ (Mütze) der vielen Gebäude zu optimieren. Neben den Museen in Wittenberg betreibt die Stiftung bekanntlich drei weitere: das Geburts- und das Sterbehaus in Eisleben sowie Luthers Elterhaus in Mansfeld. Für diese Häuser wurde mit der Historikerin Ulrike Wendt-Sellin eine eigene Leiterin eingestellt.
„Sinnvolle Reduzierung“
Sowohl die Person Martin Luther und sein Wirken als auch die Beschäftigung mit seinem Erbe sind für Slenczka nichts Neues (siehe auch „Berufliche Stationen“). Etwa hat sie knapp zwei Jahre den wissenschaftlichen Beirat der EKD-Geschäftsstelle „Luther 2017 - 500 Jahre Reformation“ geleitet. Darüber hinaus ist sie manchem Wittenberger als Referentin bekannt geworden. Und im Jahr 2015 habe es im Zusammenhang mit der Cranach-Landesausstellung eine Kooperation mit Co-Kuratorin Katja Schneider gegeben.
Zu den großen Aufgaben, die nun vor Slenczka liegen, gehört die geplante neue Dauerausstellung. Eine Konzeption dafür hatte bereits der einstige wissenschaftliche Mitarbeiter, Benjamin Hasselhorn, entwickelt, bevor er 2019 an die Universität Würzburg wechselte. „Jetzt“, sagt Ruth Slenczka, „darf ich noch mal überlegen.“ Großen Wert will sie demnach auf die Vermittlungsarbeit legen, orientiert an zentralen und inszenierten Objekten. Zwar werde eine „sinnvolle Reduzierung“ angestrebt, gleichwohl soll auch die neue Dauerausstellung „Exponat-zentriert“ bleiben. Davon gibt es immens viele, laut Nina Mütze sind es etwa 85.000 im Gesamtbestand der Stiftung. Wobei sich der Löwenanteil sicher in Wittenberg befindet und auch jene Bücher umfasst, die in die Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek im Schloss gegeben worden sind.
Erst muss saniert werden
Hinsichtlich einer Neugestaltung der Dauerausstellung zu Luthers Leben, Werk und Wirken kann sich Museumsleiterin Slenczka noch manches vorstellen und dass sie sich dabei technischen Innovationen nicht verschließen werden, liegt auf der Hand. Um auch junge Menschen mehr für die Reformation und ihre Protagonisten zu begeistern, soll es zusätzlich eine Mitmachausstellung geben, an der die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung, Tina Bode, arbeite und die in die Dauerausstellung integriert werden soll. Sowohl über das Luther- als auch das Melanchthonhaus sagt Slenczka: „Da steckt noch viel Potenzial drin.“ Das betreffe den touristischen Aspekt ebenso wie die Möglichkeit, Einheimische für die Museen zu begeistern. Und um kurz bei der Begeisterung zu bleiben: Ganz angetan scheint Slenczka von ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Besucherservice: Sie seien kenntnisreich und engagiert.
Bevor die neue Dauerausstellung eingerichtet werden kann, muss zunächst das Lutherhaus saniert werden. Für die entsprechenden Baumaßnahmen, bei denen es besonders um eine energetische Sanierung geht, wird mit Kosten in Höhe von rund 7,5 Millionen Euro gerechnet. Das ist auch die Summe, die im Rahmen des Förderprojektes „Investitionen in nationale Projekte des Städtebaus“ von der Stadt beim Bund beantragt wurde (die MZ berichtete). Wenn insoweit beim Bund 2020 eine Entscheidung getroffen wird, im Idealfall natürlich eine positive, dann, so Nina Mütze, könne mit den Bauvorbeitungen begonnen werden. Dazu gehöre beispielsweise die Prüfung der Substanz des Gebäudes, das zuletzt Anfang der 2000er Jahre saniert worden war. Läuft alles planmäßig, stehe einem Baubeginn und den entsprechenden Ausschreibungen im kommenden Jahr nichts im Weg.
Hoffen auf neuen Schwung
Erste Maßnahme wäre dann, den im Direktorenhaus befindlichen Besucherempfang und Kassenbereich nach vorn ins Augusteum zu holen. Ende 2022 würde das Lutherhaus geschlossen, Mütze zufolge rechnen sie mit einer Schließzeit von einem Jahr, in dem Besuchern ein noch nicht näher bezeichneter Ersatz angeboten werden soll. Im Oktober 2023 wollen sie das dann sanierte, aber noch leere Lutherhaus für kurze Zeit der Öffentlichkeit präsentieren und einen „unverstellten Blick“ auf das Gebäude ermöglichen, das dann selbst zum Exponat wird. Danach könnte die neue Dauerausstellung eingerichtet werden, deren Eröffnung für das Frühjahr 2024 geplant sei.
Zur angestrebten Sanierung hieß es jetzt in einer Mitteilung von Direktor Rhein, sie sei für die Stiftung das wichtigste Vorhaben in den nächsten Jahren. „Die Lutherstadt Wittenberg und das Ursprungsland der Reformation Sachsen-Anhalt brauchen einen neuen attraktiven Leuchtturm, um nach dem großen Publikumserfolg des Reformationsjubiläums dem nationalen und internationalen Luthertourismus wieder Schwung zu geben.“
(mz)
