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Tourismus Tourismus: Darum fährt bald eine zweite Tschu-Tschu-Bahn in Wittenberg

Von Marcel Duclaud 15.03.2016, 16:59
Die Ersatzbahn soll jetzt regelmäßig fahren. Weil der Bedarf groß ist, drehen dieses Jahr zwei „Tschu Tschus“ ihre Runden.
Die Ersatzbahn soll jetzt regelmäßig fahren. Weil der Bedarf groß ist, drehen dieses Jahr zwei „Tschu Tschus“ ihre Runden. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Jan Harnisch blickt lieber nach vorn. 2015 will der Kapitän des Ausflugsschiffs „Lutherstadt Wittenberg“ schnell vergessen. Es war das „schlimmste Jahr“, die elfte Saison der Wittenberger Fahrgastschifffahrt bescherte dem Unternehmen unerwartet hohe Verluste. Wegen des monatelangen extremen Niedrigwassers fielen gebuchte Touren reihenweise aus: „Die Lücken konnten wir nicht mehr aufholen. Das ging an die Schmerzgrenze“.

Mit den drei Tschu-Tschu-Bahnen, die die Wittenberger Altstadtbahnen GbR gegenwärtig im Einsatz hat, soll es noch nicht sein Bewenden haben. Das Unternehmen plant den Kauf einer nagelneuen weiteren Bahn, diesmal eine, die elektrisch angetrieben und speziell für die Anforderungen hier gebaut wird. „Die kann zwölf Stunden fahren und muss dann vier Stunden zum Aufladen“, schwärmt Jan Harnisch, konkrete Gespräche würden derzeit geführt. Die Investition erfolgt vor dem Hintergrund des Alters der Altstadtbahn (Baujahr 1982). Die soll aber, wenn die neue da ist, nicht ausgemustert werden, sondern für Sonderfahrten oder als Shuttle-Service zur Verfügung stehen. (mz/mac)

Weitere Informationen bei der Wittenberger Passagierschifffahrt, Schlossstr. 16, Tel. 03491/7 69 04 33

Also hofft Harnisch, der Wittenberger Unternehmer mit den vielen Plänen, auf 2016 - und natürlich auf das darauf folgende Jubeljahr. Ans Aufgeben, räumt er ein, hat er gedacht, aber nur kurz. Jetzt ist alles für die neue Saison gerüstet, die Ostern beginnt. Das Schiff ist auf Vordermann gebracht, die Maschine fertig, der Tank voll, die „Hygiene“ durch, die routinemäßige Abnahme der Wasserschutzpolizei steht kurz bevor.

Mehr als in den Jahren zuvor setzt der Kapitän auf mehrtägige Flusskreuzfahrten. Schon am 8. April startet eine Tour von Magdeburg nach Prag, kurz darauf eine zur Müritz, im September ist Lübeck an der Reihe, im Oktober Berlin: „Vorbei am Reichstag. Das wollte ich immer schon einmal.“ Die Kreuzfahrten der anderen Art sind beliebt, längst gibt es ein Stammpublikum, das nicht nur aus der Region kommt, auch Holländer sind mit von der Partie oder Gäste aus den alten Bundesländern.

Das Prinzip unterscheidet sich von dem der großen Schiffe dadurch, dass tagsüber geschippert und nachts in Hotels übernachtet wird. Das Erlebnis des Fahrens, die Flusslandschaften stehen im Vordergrund. Hinzu kommt, dass die kleine „Lutherstadt Wittenberg“ mit ihren gerade mal 40 Kreuzfahrt-Passagieren auch dort unterwegs sein kann, wo die „großen Pötte“ keine Chance haben. Die Schleuse bei Plau, berichtet der Wittenberger, „ist 5,23 Meter breit, das Schiff 5,20 Meter. Bei einer der Brücken haben wir eine Durchfahrtshöhe von 3,80 Meter, das Schiff kommt auf 3,75 Meter - wenn alles abgebaut wird. Das ist spannend.“ Dass solche Touren ihm selber Spaß machen, es ist dem Kapitän anzumerken.

Er geht denn auch mit Optimismus in die neue Saison, hofft, dass kein neues Niedrigwasser die Touren behindert - und hat wie stets Pläne. Das Projekt, ein Hotelschiff am Hafen zu platzieren, hat zwar einen Rückschlag erlitten (weil das Boot, das er im Auge hatte, Asylunterkunft in Dortmund wurde), abgehakt ist es nicht. Der Plan besteht darin, das Schiff für 2017, wenn die Zimmer in Wittenberg knapp werden, als Hotel zu nutzen - und in den Jahren darauf als Flusskreuzfahrtschiff.

Weitere Investitionspläne betreffen das Schwesterunternehmen, die Altstadtbahnen GbR. Bereits im vergangenen Jahr ist aus Saarbrücken eine dritte der so genannten Tschu-Tschu-Bahnen geholt worden (die MZ berichtete). Zunächst war sie als Ersatz gedacht - für die Altstadtbahn in Wittenberg und jene, die inzwischen in Halle für das Wittenberger Unternehmen verkehrt. Weil das Geschäft aber bestens läuft und schon jetzt zahlreiche Buchungen vorliegen, hat Harnisch entschieden, ab 20. März beide Bahnen in Wittenberg fahren zu lassen.

Und zwar nach einem neuen System. Die Bahnen sollen regelmäßig, nach festem Fahrplan auf identischen Touren ihre Runden drehen, drei Haltestellen werden eingerichtet: am Lutherhaus, am Bahnhof, an der Tourist-Information. Es soll Tagestickets geben, die Gäste können aus- und wieder einsteigen. Harnisch will damit schon einmal 2016 testen, was 2017 perfekt funktionieren soll. (mz)

Die MS "Wittenberg" wird auf die Saison vorbereitet und soll bald wieder über die Elbe fahren.
Die MS "Wittenberg" wird auf die Saison vorbereitet und soll bald wieder über die Elbe fahren.
Klitzsch