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Technik zum Fahren und Schrauben

Von KARINA BLÜTHGEN 09.06.2009, 17:54

BAD SCHMIEDEBERG/MZ. - Altgediente Traktoren, wohin das Auge blickte, standen da in Reihen, die das Herz von Oldtimer-Freunden höher schlagen ließen.

Zum sechsten Mal hatte Firmenchef Jürgen Bernhardt auf seinen Hof in der Dommitzscher Straße eingeladen, und zwischen etwa zwei Dutzend Traktoren schauten sich Hunderte von Neugierigen um. Kinder erklommen Fahrersitze und stellten sich vor, wie es wäre, mit einem Lanz Bulldog, Deutz, Fendt, Hanomag oder Güldner loszutuckern. Bernhardt zeigte sich angesichts des beständigen Zuspruchs zufrieden. "Im Vorjahr waren sicher 800 Leute da. Diesmal sind es auch schon 600", schätzte er gegen Mittag. Aus der ganzen Region, sogar aus Torgau und Delitzsch, waren Oldtimer gekommen. Einer hatte eineinhalb Stunden für die Anreise gebraucht.

Die meisten Besucher haben ohnehin mit der Landwirtschaft zu tun, so wie Jörg Grotkopp. "Ich bin Landwirt", erzählte der 38-Jährige. Für die Bewirtschaftung der 300 Hektar Fläche hat er drei Traktoren von John Deere angeschafft, "da steckt richtig Geld drin." Gekommen war er vor allem wegen der Kinder, die hätten ihren Spaß an der alten Technik. "Wenn ich bei den Oldtimern wählen könnte, würde ich mir einen Lanz zulegen", schmunzelte er.

Detlef Bormann aus Meuro war "zum Gucken" da. "Ich habe selber keinen alten Trecker zu Hause. Noch nicht", sagte er. Als Schüler sei er auf DDR-Technik gefahren und habe schon in der zehnten Klasse den Traktor-Führerschein gemacht. Ein RS 09 wäre sein Wunsch-Traktor, "mit dem konnte man alles machen." "Aufs Feld ging es auch mal ohne Führerschein. Da hat uns der Brigadier hingefahren", erinnerte sich Werner Wildgrube. Mit der alten Technik sei er noch aufgewachsen.

Mit einem Deutz, Baujahr 1940, war Lothar Uhlisch aus Schnellin gekommen. "Mit dem bin ich zum dritten oder vierten Mal hier", sagte er. "Ich glaube, ich bin 1964 als Junge zum ersten Mal auf so einem Teil gefahren." Vor vier Jahren hatte er ihn gekauft und wieder hergerichtet. Um die Weihnachtszeit herum hat er einen MIAG, Baujahr 1938, erworben. "Die sind nur zwischen 1938 und 1940 gebaut worden", so Uhlisch. "Irgendwann bin ich mal Rentner, dann bringe ich ihn in den Originalzustand." Frisch lackiert hingegen präsentierten sich zwei Traktoren der Firma Eicher. Sven Stahn und sein Vater Günter aus Globig haben zwei Jahre daran geschraubt. "Ersatzteile gibt es zwar noch, aber das geht auch ins Geld", meinte Sven Stahn.

Wer dagegen für die neuere Technik schwärmte, etwa einen Traktor mit Klimaanlage, GPS und anderem mehr, der konnte die entsprechenden Modelle auf dem Hof ebenso in Augenschein nehmen. Denn Jürgen Bernhardt und seine elf Mitarbeiter vom Landmaschinenvertrieb kümmern sich um Verkauf und Komplett-Service von Marken wie John Deere bis hin zu den Annaburger Nutzfahrzeugen. Natürlich hat Bernhardt selbst zwei Oldtimer, aber auch ein Dilemma: zu wenig Zeit.