Tag der offenen Töpferei Tag der offenen Töpferei: Eierlikör für die Ersten

Braunsdorf - „Fündig wird man immer“, sagt Susann Danneberg und lässt den Blick über Tassen, Teller, Töpfe schweifen. Manchmal sei es ein schönes Einzelstück, das sie anspricht, dann wieder mag sie ihre Kollektion daheim vervollständigen. Die Zahnaerin hält eine Tasse mit Blumendekor in der Hand, wirkt etwas unschlüssig. „Das ist ein bisschen stimmungsabhängig, was ich kaufe“, verrät sie. Es sei wohl dem Frühling geschuldet, dass sie an diesem Wochenende eher das Bunte anspricht.
Liegt es am Sonnenschein und der Wärme oder am Ort? Bei Juliane Schering herrscht Hochbetrieb an diesem 13. Tag der offenen Töpferei in Braunsdorf. Punkt zehn Uhr hätten die ersten Besucher schon vor der Tür gestanden, „die habe ich mit Eierlikör begrüßt“, freut sich die Töpferin über den interessierten Zuspruch. „Dafür, dass ich in den letzten zwei Jahren etwas geschwächelt habe, ist es sehr gut.“
Denn es reicht ja nicht, einfach nur die Werkstatt zu öffnen. Als Kunsthandwerkerin hat sie den Anspruch, die breite Palette ihres Könnens zu zeigen. Da muss fleißig getöpfert werden vorher, damit die Regale gut gefüllt sind. „Ohne die Hilfe der Familie würde es nicht funktionieren“, weiß die 53-Jährige.
Der Tag der offenen Töpferei ist eine bundesweite Aktion immer am zweiten Märzwochenende, an der sich fast 600 Werkstätten beteiligen. Dieses Jahr waren in Sachsen-Anhalt 32 Töpfereien geöffnet. Im Landkreis Wittenberg beteiligen sich neben der Töpferei in Braunsdorf jedes Jahr Petra Schütze in Gräfenhainichen, Dany Apitz in Pülzig sowie Anja Engler in Zahna. Oft gibt es Vorführungen und auch Angebote zum Mitmachen.
Da ist der Weg mit Split zu befestigen, damit die Besucher nicht im Schlamm einsinken. Kuchen wird gebacken, es gibt Kaffee und Suppe aus dem Kessel. Tochter Ulrike ist für die Kasse zuständig und hat mit Einpacken voll zu tun. „Damit wächst man auf, das ist ein fester Termin im Kalender“, sagt sie.
Eine Frau aus Bad Schmiedeberg kommt zu ihr mit großen Töpfen und einem Gutschein. Den habe ihr ihre Nichte geschenkt, erzählt sie. Sie selbst sei zum ersten Mal in Braunsdorf und habe gleich etwas entdeckt. Es bleibt sogar noch ein Guthaben übrig, „da komme ich sicher noch einmal“. Fast jedes Jahr besuchen hingegen Angelika Peintner aus Wittenberg und Tochter Monique Witschel aus Reinsdorf die Töpferei.
„Es ist ja sozusagen um die Ecke, und ich töpfere selbst“, berichtet Monique Witschel über ihre Erfahrungen aus sechs Jahren Volkshochschule. „Ich hoffe, dass ich zum 40. Geburtstag einen Töpferofen bekomme.“ Schnell kommt sie mit Juliane Schering ins Gespräch.
Angelika Peintner mag die Art der Braunsdorfer Töpferware. „Ich bin jedes Jahr hier. Die meisten Töpfer haben sich sehr spezialisiert, hier ist eine große Vielfalt“, weiß die Wittenbergerin. Auch bei ihr entscheidet eher die Stimmung des Tages, für welches Dekor sie sich entscheidet, ob sie dieses Mal eher Blumen auf glänzender Glasur oder matte Tassen und Teller in erdfarbenen oder grünen Tönen bevorzugt.
Mancher klappert an dem Wochenende mehrere Töpfereien ab, so wie Sybille und Jörg Strauß. „Wir sind eigentlich jedes Jahr unterwegs, es gibt ja auch jedes Jahr etwas Neues“, weiß sie. „Und meistens wird man schwach“, ergänzt er. Für Susann Danneberg war das kurze Gespräch mit der Presse hilfreich. „Ich bin wegen eines Kartoffeltopfes hergekommen“, fällt ihr ein. Entdecken konnte sie ihr Wunschobjekt nicht, aber sie hat einen bestellt. (mz)
