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Stundenlang büffeln für das Ehrenamt

Von Karina Blüthgen 04.03.2007, 18:20

Kemberg/Lubast/Rotta/MZ. - Der 17-jährige Kemberger saß am Sonnabend mit 19 anderen im Kemberger Feuerwehr-Gerätehaus und ließ sich erklären, was alles dazu gehört, ein Feuerwehrmann zu sein. Lernen heißt es bei der Grundausbildung, die immerhin 70 Stunden dauert. Rechtsgrundlagen, Fahrzeugkunde, alles über Ausrüstung, technische Hilfeleistung, Verhalten bei Gefahr und vieles mehr.

Vorerst geht es für die Teilnehmer, alle aus der Verwaltungsgemeinschaft, um Theorie. "Sie sollen sich das Grundwissen aneignen, um mit einem erfahrenen Kameraden arbeiten zu können", erklärt Abschnittsleiter Horst Rudloff. Um es salopp zu sagen, sie lernen: Was habe ich, was brauche ich, was darf ich und was nicht. "Zu den mindestens 70 Stunden Grundausbildung kommen noch 16 Stunden Ersthelferausbildung", fügt Rudloff hinzu.

Gerade hat Kembergs Wehrleiter Günter Lunatschek den Abschnitt "Brennen und Löschen" beendet, da übernimmt Bernd Reinicke mit der Fahrzeugkunde. Vorher ist Zeit für eine Bockwurst und einen Kaffee oder die Limo. Der 18-jährige Kai Pritzel aus Dabrun kennt einiges vom durchgearbeiteten theoretischen Stoff. "Wir haben vieles schon in der Jugendfeuerwehr besprochen", sagt er. Patrick Pietzner aus Pannigkau, 19 Jahre, meint. "Man kann es sich schließlich nicht aussuchen, was dann kommt, wenn man zum Einsatz fährt."

Nur wenige Kilometer weiter in Lubast schwitzen fünf Feuerwehrleute aus Lubast und Dorna über Theorie und Praxis beim Sprechfunk. Kreisausbilder Bernd Dübner lässt nicht locker, erklärt die Eröffnung eines Gespräches und die Bedeutung der Kennung. Beim Kontakt mit der Leitstelle oder bei Einsätzen muss alles korrekt zugehen, Anordnungen werden prinzipiell vom Angesprochenen wiederholt, um Missverständnisse auszuschließen. Der Lehrgang dauert immerhin 16 Stunden und endet nächste Woche mit einer Prüfung, die einen Ernstfall nachstellt. Die erste praktische Übung Sonnabend gegen Mittag nimmt sich allerdings noch etwas holprig aus.

Gebüffelt wird auch in Rotta, und zwar für das Erreichen der nächsten Führungsebene der Feuerwehr. Zehn künftige Truppführer erfahren alles über ihre Rechte und Pflichten, der Taktik beim Einsatz, dem Verhalten beim Umgang mit gefährlichen Stoffen und vielem mehr - alles in allem mindestens 35 Stunden. Löschmittel stehen am Vormittag im Plan, was bedeutet: Welcher Brand wird womit gelöscht. "Truppführer müssen selbstständig handeln und Entscheidungen treffen können sowie den Truppmann an die Hand nehmen", umreißt Kreisausbilder Jörg Schütze die neuen Aufgaben.

Für Claudia Both von der Feuerwehr Rotta ist dies der dritte Lehrgang nach der Grund- und der Funkerausbildung. "Im Juni kommt noch die technische Hilfeleistung dazu, das sind dann alles zusammen 150 Stunden", rechnet die 21-Jährige durch. Auch Jens Merker, 19 Jahre alt, hat bereits einige Qualifizierungen hinter sich. Die Gruppe trifft sich nicht nur sonnabends, sondern auch in der Woche.

"Das ist besser als nur an den Wochenenden, man steht so im Stoff", meint Bianka Schulze von der Feuerwehr Schleesen. Sie ist 44 Jahre alt und das elfte Jahr in der Feuerwehr. "Ich habe vor drei Jahren meinen Gerätewart gemacht. Aber um die Funktion ausüben zu können, brauche ich den Truppführer", erklärt sie. Außerdem widmet sie sich seit sechs Jahren der Ausbildung der Jugendfeuerwehr. Jörg Schütze würde gern, wie es auch in anderen Landkreisen üblich ist, zum Abschluss des Lehrgangs zum Brand-Übungshaus in die Feuerwehrschule Heyrothsberge fahren und dort einen Tag praktisches Training machen. "Die ganz jungen Leute in den Wehren haben ja oft noch gar kein Feuer gesehen", sagt er. "Aber leider sind im Landkreis Wittenberg dafür keine Finanzen da", bedauert Schütze.