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Stadtwald von Gräfenhainichen Stadtwald von Gräfenhainichen: Verkauf nicht geplant

Von Ulf Rostalsky 17.07.2015, 04:47
Neben seiner Erholungsfunktion hat der Stadtwald Gräfenhainichen auch die Aufgabe, Geld in die Stadtkasse zu bringen.
Neben seiner Erholungsfunktion hat der Stadtwald Gräfenhainichen auch die Aufgabe, Geld in die Stadtkasse zu bringen. Thomas Klitzsch Lizenz

Gräfenhainichen - Eine Kommune wie Gräfenhainichen braucht praktisch immer Geld. Allein im laufenden Jahr fehlen der Heidestadt gut zweieinhalb Millionen Euro, um die laufenden Kosten zu decken. Andererseits verfügt die Kommune auch über Eigentum, das durchaus zu Geld gemacht werden kann.

Teil des Tafelsilbers

Der Stadtwald ist Teil des so genannten Tafelsilbers. 540 Hektar groß, ist er zweifellos eine Geldquelle. „Aber man muss maßvoll bleiben und mit Vernunft arbeiten“, legt Harald Zehler den Stadträten nahe. Zehler ist mit seiner Firma Öko-Dienst seit Jahr und Tag als Bewirtschafter des Stadtwaldes unterwegs und möchte das auch bleiben. Ein gewinnbringender Verkauf des Waldes ist allerdings nicht nur für ihn kein Thema. Auch im Gräfenhainichener Stadtrat hat sich trotz permanenter Ebbe in der Kasse bisher nie ernsthaft jemand für den Verkauf des Waldes stark gemacht.

Gräfenhainichens aktueller Haushalt ist nicht ausgeglichen. Für das laufende Jahr rechnet die Kämmerei mit einem Minus von 2,6 Millionen Euro. Die Stadt ist darauf angewiesen, den Haushalt zu konsolidieren und das bereits seit Jahren bestehende Haushalts-konsolidierungskonzept fortzuschreiben. Einnahmen sind immer gern gesehen. Allerdings ist der Stadtwald nur begrenzt belastbar. Für 2016 zum Beispiel wird mit einem Ertrag von 35.000 Euro gerechnet.

Wohl aber liegt den Verantwortlichen daran, den Stadtwald als Wirtschaftsfaktor zu verstehen. Er soll Geld bringen. Das ist die Ansage an den Bewirtschafter.

Nur ist der Wald auch in der Lage, die Kasse zu füllen? Harald Zehler ist überzeugt vom Ertrag. Gleichwohl er mahnt, dass „Holz immer noch im Holz wächst“. Soll heißen, dass im Wald nicht nur Holz geerntet werden kann. Gesunder Wald braucht auch ein gesundes Maß an Aufforstung. „Im Idealfall Kiefer. Das ist der typische Baum für die Heide.“

Mit dem Fachmann ist ein Raubbau am städtischen Wald nicht machbar. Zehler beharrt auf die Vorgaben der 2010 von der Stadt in Auftrag gegebenen Forsteinrichtung. Dort ist klar festgelegt, dass 540 Hektar Wald pro Jahr zwischen 1 500 und 3 000 Festmeter Holz liefern können. Ausreißer nach oben und unten sind erlaubt. „Das Mittel muss stimmen“, so der Fachmann.

Im Gräfenhainichener Stadtwald ist der Bewirtschafter auf einem guten Weg. Die Zahlen stimmen, obwohl etwa Orkan Kyrill Anfang 2007 oder Schnee- und Eisbruch um den Jahreswechsel 2010/11 die Bilanzen gehörig durcheinander brachten. 2011 zum Beispiel fiel wegen der Wetterkapriolen deutlich mehr Holz an als erwünscht. Bruchholz und nötige Einschläge sorgten für ein Rekordergebnis im Wald. Sämtliche Bewirtschaftungskosten gegengerechnet, verblieben in der Stadtkasse 65 000 Euro.

Schwankender Holzpreis

„Das ist aber nicht jedes Jahr machbar und auch eine Frage des Holzpreises“, betont Zehler. Die Ertragsbilanz des Stadtwaldes gleicht deshalb in den letzten fünf Jahren einer Berg- und Talfahrt. Dem Rekordjahr 2011 folgte 10.000 Euro Erlös im Jahr 2012. Im Jahr darauf flossen 21.000 Euro in die Stadtkasse. 2014 waren es 16.600 Euro. Das Jahr 2015 könnte wieder ein deutlich besseres Jahr werden. Mit Stand 31. Mai waren bereits 24.700 Euro erwirtschaftet. Dazu kommen noch Gelder, die sogenannte Selbstwerber einspielen. Fürs Sammeln von Bruch- und Kleinholz auf eigens zugewiesenen Flächen zahlen die pro Jahr um die 4.000 Euro. (mz)