Stadtwald als Wärmespender
Dommitzsch/MZ. - "Dazu gehört mehr, als eine Solaranlage aufs Dach zu stellen", zollt Dr. Harald Kegler vom Labor für Regionalplanung Dessau / Ferropolis, der den Städtebund bei der Projektentwicklung unterstützt, dem Vorhaben "allen Respekt", zumal es einen deutlichen Qualitätssprung in der Zusammenarbeit der Heide-Städte über Ländergrenzen hinweg bedeute. Als Vorreiter innerhalb des Bündnisses können Gräfenhainichen (dort wird übrigens am 31. August das Energiesparhaus in der Ackerstraße eingeweiht) und Dommitzsch auf sächsischer Seite fungieren.
In Dommitzsch soll das Mehrgenerationenhaus, das nach Schließung der Schule in dem Gebäude eingerichtet und vom Arbeitersamariterbund betrieben wird, laut Kegler "eine Insel der Energieselbstversorgung" werden. Ähnliches könnte sich auch die Wohnungsgenossenschaft für ihre Objekte in der rund 3 000 Einwohner zählenden Stadt vorstellen. Und dann gibt es dort noch die Teiglingswerk GmbH, ein Backwarenhersteller mit rund hundert Beschäftigten und einem enormen Wärme- und Kältebedarf. Doch ehe man dort in die Selbstversorgung einsteigen könne, seien Ideen zur Einsparung und effizienteren Nutzung von Energie gefragt.
Energieautark, das betont der Gräfenhainichener Bürgermeister Harry Rußbült (Linke) immer wieder, bedeute aber auch, die Ressourcen vor der Haustür zu erschließen. Diesbezüglich, so informierte Kegler weiter, ist auf der sächsischen Seite ein interessantes Modellprojekt geplant.
Anhand des Dommitzscher Stadtwaldes, die Kommune verfügt über rund 280 Hektar Wald, soll nämlich untersucht werden, wie weit das Holzvorkommen ausreicht, den Wärmebedarf von Dommitzsch zu sichern. Dabei sei die Menge des zu entnehmenden Holzes genau festgelegt, erklärt Kegler: "die Hälfte von dem, was nachwächst, sowie Bruchholz". Zusätzliche Effekte: Die Stadt spare Geld, weil sie ja den Brennstoff nicht einkaufen müsse. Und auf der anderen Seite sichere sie Arbeitsplätze für Förster und Waldarbeiter. Auch soll ein Ressourcenkataster für die Region erarbeitet werden, in dem auch potenzielle Flächen für den Anbau regenerativer Energieträger - neben Ölsaaten können das zum Beispiel auch schnell wachsende Gehölze sein - aufgezeigt werden.
Die Projektentwicklung wird zum Teil über EU-Programme finanziert. Der Geldgeber sei natürlich auch an einem europaweiten Austausch von Ideen und Erfahrungen interessiert, so Kegler. Auf der Suche nach Partnern fahren daher Vertreter des Städtebundes Dübener Heide im Herbst in das norditalienische Bozen.