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Stadtratswahl Annaburg-Prettin Stadtratswahl Annaburg-Prettin: Schlangestehen ist eher die Ausnahme

Von KLAUS ADAM 07.11.2010, 20:24

ANNABURG/ELSTER/MZ. - Was insofern kein Wunder ist, als das Wahllokal direkt an der Bundesstraße 187 liegt, auf der der Eröffnungszug des Elsteraner Karnevals entlang führt.

Als am Abend (die Auszählung in der Verwaltungsgemeinschaft Annaburg-Prettin dauerte bis nach Redaktionsschluss) die geringe Resonanz Gewissheit wird, zeigt sich Prettins Bürgermeisterin Helga Welz (parteilos) enttäuscht. Sie, die für die Interessengemeinschaft Feuerwehr antrat und in Prettin Hunderte Stimmen erhielt, hatte mit mehr als den tatsächlichen 48 Prozent Beteiligung im Wahllokal Rathaus und 53 Prozent (ohne Briefwähler) gerechnet. Zwischen 60 und 70 Prozent habe sie schon erwartet. Den Grund sieht sie in der Bürgerbefragung im vergangenen Jahr. Nahezu einhellig sei die Eingemeindung nach Annaburg abgelehnt worden und nun komme sie trotzdem. Da würden sich Leute doch fragen, welchen Sinn es habe, seinen Willen zu bekunden.

Motive von Wählern, die sich der Abstimmung nicht verschließen, ähneln sich. Immerhin geht es in allen Wahlgebieten um größer werdende Kommunen, entweder durch Eingemeindung oder Bildung nagelneuer Einheitsstädte. "Es geht um eine gewisse Mitbestimmung von Elster in der größeren Stadt", meint Roberto Höse, nachdem er seinen Zettel in die Urne geworfen hat. Als Elsteraner "Urgestein", wie er von sich sagt, möchte er durch sein Votum beitragen, "dass Ideen und Beschlüsse" derer mit umgesetzt werden, die in Elster bereits Verantwortung tragen. "Ich kann nachvollziehen, was sich im ganzen Ort getan und entwickelt hat. Jüngste Beispiele sind die Sportanlagen, die Feuerwehr, der Straßenbau." Oder Familie Hamann. Rainer Hamann ist gar noch in Elster geboren. "Das ist uns schon sehr, sehr wichtig", begründet er seinen Gang zur Wahl. "Weil wir unseren Bürgermeister behalten wollen. Wir kennen ihn und in ihn setzen wir Vertrauen." Das sehen übrigens Kirsten Dähne und Jürgen Senst in Zahna genauso, bezogen auf ihre Stadt. "Wir wollen, dass für Zahna was rauskommt und nicht alles in die andere Richtung fließt. Elster ist sehr weit weg. Die Interessen sind vielleicht auch zu uneinheitlich in den einzelnen Orten."

"Das war mir wichtiger", als am Mittagstisch sitzen zu bleiben, antwortet Dietmar Granzow in Prettin auf die MZ-Frage. "Dass meine Interessen auch vertreten werden. Wenn das Klima im Ort stimmt, dann ist das o.k. Dadurch, dass ich die Leute wähle, die ich kenne. Unsere Bürgermeisterin Helga Welz zum Beispiel. Wenn wir die nach dem Hochwasser (2002) nicht gehabt hätten, wer weiß, was geworden wäre." Granzows Befürchtungen sind, dass seine Stadt in der größeren Kommune ausgegrenzt würde. "Es muss ja weitergehen in Prettin." Viele junge Leute wohnten hier nicht mehr, auch seine Kinder sind wegen der Arbeit im Westen. Bernd und Karin Seiler in Annaburg können die Befindlichkeiten zwischen beiden Städten locker sehen, sie sind erst zu Jahresanfang nach Annaburg gezogen. Aber Leute, die aus Annaburg für ihre Stadt wirken, wollten auch sie wählen.