Stadtgeschichte in Wittenberg Stadtgeschichte in Wittenberg: "Bastion Donnersberg" gut getarnt hinter Efeu

Wittenberg - Verborgen unter einer dicken Erdschicht und mit rankendem Efeu bedeckt, befindet sich am Wittenberger Stadtgraben ein Stück Stadtgeschichte. In einem ehemaligen Pachtgarten in der Kleingartenanlage „Am Stadtgraben“ existieren einige Überreste der historischen Festungsmauer „Bastion Donnersberg“, die schon bald für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen.
Rückbau der Gartenlaube
Getreu dem Motto „Zegarek reißt alles weg“ begann die Wittenberger Abrissfirma am Montag mit den Rückbauarbeiten einer Gartenlaube. Sie befindet sich südlich des Lutherhauses. Mit einem Bagger wurden die Seitenwände und das Dach des über 100 Quadratmeter großen Gebäudes abgerissen. „In den Folgetagen werden weitere Gebäude, versiegelte Flächen und Einbauten dem Erdboden gleichgemacht“, erklärt Ronny Zegarek.
Im vergangenen Jahr habe die Familie des städtischen Pachtgartens diesen Standort aufgegeben, erklärt die Stadtplanerin Anett Paul. „Wir haben daraufhin beschlossen, den Garten nicht weiter zu verpachten, sondern als kleine Mittelalterattraktion umzugestalten und für die Öffentlichkeit begehbar zu machen.“ Die Planerin zeigt alte Aufnahmen der „Bastion Donnersberg“ aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
„Entlang der Bastionsmauer gab es eine Wegebeziehung, die wir wieder vervollständigen wollen“, berichtet Anett Paul. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 wurde die Festungsmauer mit Erde zugeschüttet. Sie sagt: „Wir stehen sozusagen auf den Resten der mittelalterlichen Stadtbefestigung.“
Das weitere Vorgehen ist schon gut durchdacht. Nach den etwa zehntägigen Rückbauarbeiten soll die 900 Quadratmeter große Grünfläche profiliert werden, so dass dann eine Wildblumenwiese gesät werden kann. „Bisher ist der Garten noch terrassenförmig angeordnet, es soll daraus allerdings eine sanfte Mulde entstehen“, erklärt Wittenbergs Bürgermeister Jochen Kirchner (parteilos). Die Pflege und Unterhaltung erfolgt in Kooperation mit dem BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz), Kreisgruppe Wittenberg. Zudem besteht das langfristige Ziel, den Wittenberger Wallanlagenrundweg zu vervollständigen.
Landesamt am Zug
In Bezug auf die „Bastionsmauer Donnersberg “ hat die Stadtplanerin Anett Paul auch schon ein konkretes Konzept. Sie möchte den abschüssigen Garten für die Öffentlichkeit zugänglich machen, so dass jeder an der Festungs- und Stadtgeschichte teilhaben kann. „Der Zustand ist wirklich gut - man erkennt unter dem Efeu sogar noch die Schießscharten“, sagt Paul. Sie kann sich gut vorstellen, dort Info-Tafeln aufzustellen.
Doch zunächst wird das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie nähere Untersuchungen an der Festungsmauer vornehmen. Danach wird erst entschieden, in welcher Form die Festung gezeigt werden kann. (mz)
