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Städtepartnerschaft mit Göttingen Städtepartnerschaft mit Göttingen: Perlen für die Freundschaft

Von Stefanie Hommers 11.06.2018, 08:29
Oberbürgermeister im Jubiläumsmodus (von links): Martin Wolf (Bretten), Torsten Zugehör( Lutherstadt Wittenberg) und Rolf-Georg Köhler (Göttingen): Mit Bretten verbindet Wittenberg 2018 das Melanchthonjahr anlässlich 500 Jahre Antrittsvorlesung des Brettener Philipp Melanchthon in Wittenberg, mit Göttingen besteht die Städtepartnerschaft seit 30 Jahren.
Oberbürgermeister im Jubiläumsmodus (von links): Martin Wolf (Bretten), Torsten Zugehör( Lutherstadt Wittenberg) und Rolf-Georg Köhler (Göttingen): Mit Bretten verbindet Wittenberg 2018 das Melanchthonjahr anlässlich 500 Jahre Antrittsvorlesung des Brettener Philipp Melanchthon in Wittenberg, mit Göttingen besteht die Städtepartnerschaft seit 30 Jahren. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Es ist nie zu spät dazuzulernen. Diese Erfahrung machten am Freitagabend die Gäste beim Empfang für die Partnerstädte Wittenbergs im Stadthaus. Auf den Tischen lagen vor jedem Platz zum Erstaunen der Anwesenden handgeknüpfte Perlenarmbänder. Es gab etwas zu feiern, die Städtepartnerschaft zwischen Wittenberg und Göttingen beging ihr 30-jähriges Bestehen - und im Katalog der Jubelhochzeiten wird der 30. Jahrestag der Eheschließung als „Perlenhochzeit“ geführt.

Das war nicht nur Göttingens Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler neu. Doch das Stadtoberhaupt aus der niedersächsischen Partnerstadt hatte sich schlau gemacht und bekannte freimütig, froh zu sein, dass es noch nicht der 33. Jubiläumstag sei. Der trage nämlich den Namen Knoblauchhochzeit, und ein Knoblaucharmband sei wohl ein weit weniger attraktives Symbol gemeinsam gelebter Jahre.

Doch ob Perlen oder Knollen, Luthers Hochzeit bot einen durchaus passenden Rahmen, um die Partnerschaft der beiden Städte fröhlich zu feiern. Gemeinsamkeiten zwischen beiden Bündnissen lassen sich nämlich durchaus finden: „Es war keine Liebesheirat“, verwies Göttingens Stadtoberhaupt auf eine Parallele. Denn wie Luther hatte auch Göttingen ursprünglich eine andere Braut im Blick.

Als traditionelle Universitätsstadt hatte man ein Auge auf Halle geworfen. Die Brautschau gen Osten folgte damals allerdings eigenen Gesetzmäßigkeiten, einer arrangierten Ehe gleich wurde den Göttingern von staatlicher Stelle die Lutherstadt zugeführt. „Zum Glück“, wie Rolf-Georg Köhler heute betont.

Denn dem frisch vermählten Paar, das zunächst noch durch den eisernen Vorhang getrennt war, bot sich bald schon die Chance zu einer echten Partnerschaft mit einem lebendigen Miteinander der Bewohner beider Städte. Mit dem Martin-Luther-Express reisten bereits im Jahr 1990 rund 600 Göttinger gen Wittenberg – manch einer ist hier dann auch geblieben.

Oberbürgermeister Torsten Zugehör erinnerte namentlich an zwei Männer, die Wittenbergs Entwicklung in den Jahren bis zu ihrem Tod entscheidend mitgeprägt und mit großem Engagement mitgetragen hatten: Ulrich Pfingsten als Kulturdezernent und Engelbert Pennekamp als Sozialdezernent.

Der Wohnortwechsel – in beide Richtungen – er ist mittlerweile keine Besonderheit mehr. „Es gibt inzwischen viele Partnerschaften mit Ost-West-Migrationshintergrund“ gab Torsten Zugehör launig zu Protokoll. Noch immer gelte indes: „Partnerschaft braucht Begegnung“, diese erst erzeuge Verständnis sowie Vertrauen und erst das sei die Basis für gegenseitige Toleranz. „Das sind bis heute tragende Säulen einer Städtepartnerschaft, die längst eine Städtefreundschaft geworden ist.“

Zur Erneuerung ihres Eheversprechens unterzeichneten die beiden Oberbürgermeister noch einmal symbolisch einen Kontrakt – ein von Sylvia Topanka-Freyhube liebevoll mit Scherenschnitten gestaltetes Dokument, auf dem die Wahrzeichen beider Städte friedlich vereint sind: Wittenbergs Reformator und Göttingens Gänseliesel.

„Es sind die Städte, in denen die Menschen leben“, wies Rolf-Georg Köhler auf die ungebrochene Bedeutung des deutsch-deutschen, wie auch des internationalen Miteinanders auf kommunaler Ebene hin. Städtepartnerschaften seien „unersetzlich für den Frieden in der Welt“.

Zum Stadtfest waren auch in diesem Jahr Besucher aus allen Partnerstädten Wittenbergs angereist, aus Bretten, Haderslev, Békéscsaba, Mogiljow und Springfield. Und auch ein paar neue Gesichter waren zu sehen – aus dem rumänischen Medias. Wenn man heute über Europa rede, müsse man den Blick gen Osten richten, ist sich Torsten Zugehör sicher.

„Das halte ich für sehr, sehr wichtig“. Allen Partnern aus Ost und West, Nord und Süd gab der Oberbürgermeister ein Melanchthon-Zitat mit auf den Weg. „Wir sind zum wechselseitigen Gespräch geboren“. Dann wurde das Buffet eröffnet, denn Liebe geht bekanntlich (auch) durch den Magen. (mz)

Eine kleine Meinungsverschiedenheit, wie weit Göttingen und Wittenberg voneinander entfernt sind, ist nun geklärt: schlappe 267 Kilometer.
Eine kleine Meinungsverschiedenheit, wie weit Göttingen und Wittenberg voneinander entfernt sind, ist nun geklärt: schlappe 267 Kilometer.
Klitzsch
Wer hier beim zweiten Hinschauen einen Abtsdorfer Karnevalisten unter Göttingern erkennt, sieht gelebte Städtefreundschaft.
Wer hier beim zweiten Hinschauen einen Abtsdorfer Karnevalisten unter Göttingern erkennt, sieht gelebte Städtefreundschaft.
Klitzsch