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Sportlergala 2011 Sportlergala 2011: An Tisch Nummer zwei sitzt man diesmal goldrichtig

Von ANDREAS RICHTER 30.01.2011, 16:57

WITTENBERG/MZ. - "Ihr seid daran schuld, dass wir heute Abend gemeinsam feiern dürfen." Die "Beschuldigten" nahmen es gelassen. Denn sie wussten, dass Winfried Melzer, Präsident des Kreissportbundes Wittenberg (KSB), dankbar war, dass es am vergangenen Sonnabend zum zwölften Mal eine Sportlergala des Landkreises Wittenberg gab. Die besten Einzelaktiven, Mannschaften und Ehrenämtler des Jahres 2010 wurden geehrt.

Was keiner im Vorfeld ahnen konnte: All jene, die an Tisch Nummer zwei saßen, mischten bei den Siegern und Erstplatzierten mit. An dem Tisch hatten die tischtennisspielenden Mädchen von Allemannia Jessen mit ihrem Trainer Harald Hecht, die Wittenberger Hapkido-Experten Nadine und Volker Gößling sowie die Laufexperten Karl-Heinz Kotzur und Peter Genath Platz genommen. Die beiden Letzteren schnappten kurz vor 23 Uhr erstmal frische Luft. Minuten zuvor waren sie zusammen mit Peter Rost, der leider nicht kommen konnte, als bestes Erwachsenenteam geehrt worden. Was Peter Genath fast aus der Fassung brachte. "Dass mein Freund Karl-Heinz den Sportring bekommen hat, ist schon eine Wucht. Aber nun haben wir auch noch als Team gewonnen. Irre, und das in unserem Alter." Und insgeheim verriet der 65-Jährige, dass die Freude umso größer ist, "da wir mal die Fußballer hinter uns gelassen haben". An denen ist ansonsten bei Ehrungen immer so schwer vorbeizukommen.

Für beeindruckende Momente sorgte Ehrengast Gerd Schönfelder. Der mehrfache Paralympics-Olympiasieger und Weltmeister musste sogar selbst schlucken. Erst bei einem Einspieler, mit dem er dem Publikum vorgestellt wurde und der noch einmal seine Karriere reflektierte. Beim Gang auf die Bühne gab es dann noch minutenlangen Applaus. Schönfelder war dies fast ein wenig unangenehm. Denn obwohl er mit 19 Jahren bei einem tragischen Unfall einen Arm verlor und er sich neu finden und ordnen musste, als etwas Besonderes will er sich nicht sehen. "Ich bin ein normaler Mensch, der Höhen und Tiefen erlebt. Was mich maximal ein wenig unterscheidet mag der Fakt sein, dass ich mich nach dem Unfall zurück ins Leben kämpfen musste und als Skirennsportler so einige Erfolge einkassiert habe." Womit der Bayer fast wieder untertrieb. Gerade beendete er seine aktive Laufbahn. Während der hat der 40-Jährige in 20 Jahren allein 30 Goldmedaillen bei Olympia und Weltmeisterschaften gesammelt. "Die Zahlen passen doch gut zusammen. Also ein idealer Zeitpunkt, jetzt aufzuhören", meinte der Sportler. Die Bretter stellt er aber nicht in die Ecke. Er wird weiter als Nachwuchstrainer wirken.

Seine Goldmedaille von den Paralympics 2010 in Vancouver war an dem Abend ein heiß begehrtes Schauobjekt. "Eine Olympiamedaille würde ich mir auch mal gern umhängen", hörte man dabei oft. Wenn es manchem gelingen würde, wäre es nicht verwunderlich. Die Gala zeigte es nämlich: Der Sport im Landkreis ist breit aufgestellt und erfolgreich. Und er macht Spaß. Nadine Gößling beschrieb es treffend: "Es geht nicht nur um die Erfolge bei Wettkämpfen. Wenn ich als Übungsleiterin in die leuchtenden Augen unsere jungen Sportler schaue, weiß ich, dass sich die ganze Arbeit mehr als lohnt."