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Sommerakademie in Wittenberg Sommerakademie in Wittenberg: Mal ganz in Ruhe zusammen denken

Von Irina Steinmann 12.08.2016, 06:12
Sommerakademie in der Wittenberger Leucorea, hier im Gespräch: Florian Herrmann, Karsten Witt, Susanne Faby sowie Leopoldina-Vertreterin Kathrin Happe (von links)
Sommerakademie in der Wittenberger Leucorea, hier im Gespräch: Florian Herrmann, Karsten Witt, Susanne Faby sowie Leopoldina-Vertreterin Kathrin Happe (von links) Th. Klitzsch

Wittenberg - Es ist eine „kunterbunte“ Gruppe, die sich in dieser Woche in Wittenberg eingefunden hat, und dass Geisteswissenschaftler bei diesem Thema nicht mal in der Mehrheit sind, wundert Susanne Faby in der Tat ein bisschen. Aber sogar „Lebensmitteltechnologen“ haben sich angezogen gefühlt von dieser Veranstaltung, Naturwissenschaftler, Juristen, Theologen und Philosophen natürlich auch. Letztere haben’s schließlich am nächsten, wenn’s ums Böse geht und/oder die Moral.

Mit der Leopoldina

„Gehirn, Gesellschaft, Gott und Google“ lautet der lautmalende Titel der fünften Sommerakademie, die die Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt bzw. deren Studienleiterin und Vize-Direktorin Faby in diesem August mit zwei Partnern (der Leopoldina und der Studentischen Förderinitiative SFi, beide aus Halle) vom Kopf auf die Beine gestellt hat. 30 Teilnehmer aus ganz Deutschland sind dem Ruf nach Wittenberg gefolgt, neben der Zielgruppe - Studenten - übrigens auch ein Professor, er durfte mitmachen, ausnahmsweise.

Mal ganz in Ruhe gemeinsam mit anderen nachdenken über Themen, die den Menschen bewegen, und das ganz ohne Hierarchien, das ist es, was die Akteure als Besonderheit und Vorteil einer - dieser - Sommerakademie nennen. Karsten Witt etwa ist als Dozent nach Wittenberg gekommen, der Philosoph hält hier eines von drei Seminaren. Früher, als Teilnehmer von Sommerakademien, habe er sich immer „gefreut, Dozenten außerhalb des Universitätsalltags kennenzulernen“, jetzt stellt er fest, dass das auch in umgekehrte Richtung gilt: „Als Dozent genieße ich das sehr“ - sich ganz in Ruhe mit Studenten auszutauschen. Die sehen das offenbar ganz ähnlich.

„Meine Hoffnung hat sich in vollem Maß erfüllt“, sagt Florian Herrmann, SFi-Vertreter und Lehramtsstudent (Bio/Ethik), es sei gelungen, eine „Mentalität der gemeinsamen Überlegung“ zu etablieren.

Übrigens auch außerhalb des Seminarbetriebs und teils bis weit in die Nacht, wie sämtliche Beteiligten betonen, ohne dabei nun gleich inhaltliche Schwerpunkte dingfest zu machen. Wobei beispielsweise schon allein eine der Fragestellungen, der man sich in einem so genannten neosokratischen Gespräch widmete, durchaus neugierig macht und jedermann zu Denksport anregen könnte: „Kann menschliches Zusammenleben ohne Lügen funktionieren?“ - Na? „Diese Frage haben wir nicht abschließend beantwortet“, räumt Witt ein.

Aber darum ging es ja auch gar nicht, sondern darum: „Was ist meine Idee von Lügen, von Wahrheit?“, wie es Florian Herrmann formuliert. „Sehr emotional diskutiert“ wurde laut Herrmann in dem Seminar, das Google und dessen Macht zum Gegenstand hatte. Faby etwa hat für sich selbst aus diesem Seminar mitgenommen, dass nicht Verzicht (etwa auf Smartphone, Kreditkarten) sondern eine Veränderung der „Datenhoheit“ als Gegenmittel taugt.

Exkursion nach Berlin

Der letzte volle Arbeitstag der Sommerakademie führt die Teilnehmer auf den Spuren der Moral am heutigen Freitag nach Berlin, wo Exkursionen ins „Neuroscience Research Center“ der Charité und zu den Alten Meistern in die Gemäldegalerie geplant sind. Dass es der Sommerakademie auch gelungen sei, die Wittenberger Öffentlichkeit einzubeziehen, freut Faby besonders: 45 externe Gäste kamen am Dienstag zur ersten von zwei Abendveranstaltungen in die Evangelische Akademie.

Ob es angesichts des guten Verlaufs also eine nächste Sommerakademie geben wird? „Das ist jetzt das letzte Mal“, sagt Susanne Faby - „das habe ich beim letzten Mal allerdings auch gesagt...“ (mz)