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Sechs Jahrzehnte im richtigen Fahrwasser

Von DIRK SKRZYPCZAK 30.06.2009, 17:20

COSWIG/MZ. - "Dann wurde der Dreck im Fluss übermächtig und hat uns vertrieben", erzählt der Senior. Das Pech der Schwimmer wird zum Glücksfall für die Kanuten. Nach ihrer Neugründung 1949 nutzten sie zunächst Örtlichkeiten wie den Bootsschuppen an der ehemaligen Jugendherberge. 1963 zogen sie schließlich in die Elbaue und haben dort aus der vorhandenen Substanz eines der schönsten Vereinsareale von Wassersportlern in Sachsen-Anhalt aufgebaut, wie Landeskanuwanderwart Harald Zeiler anerkennt.

Zum 60. Vereinsgeburtstag wird eine Vielzahl an Erinnerungen lebendig. Ottokar Engel und Günter Wendt gehörten einst zu den 13 Gründungsmitgliedern der Sektion innerhalb der Coswiger Sportgemeinschaft. "Mit Eigenbaubooten haben wir uns über Wasser gehalten", berichten sie. Schritt für Schritt veränderten die Kanuten ihre Heimstätte. Alleine in den drei Jahren bis 1966 leisteten sie über 5 900 freiwillige Arbeitsstunden und bauten das Gebäude der früheren Badeanstalt in ein Bootshaus um, eine großartige Leistung.

Zwischen den freistehenden Pfeilern mauerten sie Wände hoch. Sie installierten Toranlagen, schütteten den Boden auf, schafften einen neuen Umkleidetrakt und einen Kulturraum. Das gemeinsame Ziel schweißte die Truppe zusammen. Und die Verbindung scheint heute stärker denn je zu sein.

Der Jubilar hat aktuell 80 Mitglieder und betreibt reinen Wandersport. Mit ihren Kunststoffbooten vom Einer-Kajak bis zum Zehner-Canadier sind die Coswiger bis ins Ausland auf allen möglichen Gewässern unterwegs. "Es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Wer die totale Anstrengung sucht, kann sich ebenso verwirklichen wie all jene, die es lieber etwas ruhiger angehen lassen", meint Vorstandsmitglied Manfred Kleiner.

Für den Verein spricht, dass er sich nicht auf den Lorbeeren ausruht. Das schmucke Vereinsheim an der Elbe wurde mit Fördermitteln nach der Flut 2002 umfangreich saniert, das Dach mit einer Fotovoltaik-Anlage versehen. Doch das wohl ehrgeizigste Projekt steht in der Zerbster Straße, die ehemalige Kavalierskaserne. Seit zwei Jahren ist das 1760 errichtete Gebäude im Vereinsbesitz. Es dient als Winterquartier und der Technik als Schutz bei Hochwasser. Vor allem soll es allen Vereinen der Stadt Begegnungen ermöglichen und für stille Touristen - also jene, die Coswig mit Muskelkraft ansteuern - zum Anlaufpunkt werden. "Dafür brauchen wir aber Geduld und sicher auch mehr Nachwuchs, der die Tradition fortführt", sagt Kleiner. In der Stadt zweifelt kaum einer daran, dass die Männer und Frauen um ihren Vorsitzenden Gerd Lewerenz diese Herausforderung meistern.

Infos zum Verein gibt Gerd Lewerenz unter Telefon 0179 / 1 42 25 88.