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Schwerter zu Pflugscharen Schwerter zu Pflugscharen: Erinnerungsmal kommt in Wittenberg

Von Corinna Nitz 23.02.2017, 16:21
Vor einem Jahr hat Michael Krenz das Modell seines Entwurfs des Denkmals für „Schwerter zu Pflugscharen“ präsentiert.
Vor einem Jahr hat Michael Krenz das Modell seines Entwurfs des Denkmals für „Schwerter zu Pflugscharen“ präsentiert. Archiv/Klitzsch

Wittenberg - Am 4. März wird das seit sechs Monaten geschlossene Lutherhaus Wittenberg wiedereröffnet. Wie Andrea Fußstetter vom Bereich Onlinekommunikation und Öffentlichkeitsarbeit bei der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt auf Nachfrage gegenüber der MZ mitteilt, handelt es sich um eine „stille Eröffnung“.

Es werde keine besondere Veranstaltung an diesem Tag geben. Die Besucher erwartet ein renoviertes Haus etwa mit „neuem Licht“ und einer sanierten Lutherstube. Geöffnet wird das Museum von 9 bis 18 Uhr.

Den „festlichen Teil“ (Fußstetter) wolle man auf Sonntag lenken, dann soll das Erinnerungsmal „Schwerter zu Pflugscharen“ eingeweiht werden. Für dessen Gestaltung hat die Stiftung wie berichtet in Zusammenarbeit mit der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle einen vom Wittenberger Lions-Club finanziell mitgeförderten Kunstwettbewerb durchgeführt.

Im April 2015 fand in diesem Zusammenhang auch ein Kolloquium statt, dessen Teilnehmer sich nicht nur mit Stiftungsdirektor Stefan Rhein trafen, sondern, wie es damals hieß, auch mit Zeitzeugen. Zur Realisierung ausgewählt wurde schließlich der Entwurf des Hallenser Künstlers und Burg-Absolventen Michael Krenz.

Dessen über drei Meter hohe und zwei Meter breite Stahlplastik zeigt Schmiedewerkzeuge als scherenschnittartige Negativformen: In der DDR war es verboten, das Emblem „Schwerter zu Pflugscharen“ zu zeigen (mancher tat es freilich dennoch).

„Die Leerformen regen die Betrachter an, sie in Gedanken zusammenzufügen“, heißt es nun in einer Mitteilung. Auf diese Weise wären die Betrachter selbst in der Lage, „ein Schwert in einen Pflug zu verwandeln. Das spielerische Moment des Bildprogramms erinnert an die kraftvoll-fröhliche Stimmung der Schmiedeaktion vom 24. September 1983“.

Damals, ebenfalls ein Luther-Jahr, formte der Schmied Stefan Nau eine Waffe um. Die von dem Wittenberger Pfarrer Friedrich Schorlemmer initiierte Aktion ereignete sich auf dem Lutherhof, dort feierten Hunderte Wittenberger mit Kirchentagsbesuchern eine ,Schmiedeliturgie’“.

Beobachtet wurde dies auch von einer machtlosen Staatssicherheit. Als 20 Jahre später an die Aktion erinnert wurde, haben sie wie berichtet einen Spieß zu einem Winzermesser umschmieden lassen.

An das historische Ereignis und dessen Botschaft soll zusätzlich zum Erinnerungsmal auf dem Lutherhof künftig eine Texttafel erinnern. Die Festrede am Sonntag wird Schorlemmer halten.

Wie es weiter heißt, soll - um die Idee der Plastik nachvollziehbar zu machen - ein gelaserter Bausatz aus Pappe zum Bau einer Schmiede (Maßstab 1:10, zunächst als Künstleredition) zum Kauf angeboten werden. (mz)