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Reformationsjubiläum  Martin Luther und das Reformationsjubiläum 2017: Luthers gute Stube hat bald wieder geöffnet

Von Andreas Montag 16.02.2017, 19:48
Stefan Rhein, Direktor der Luthergedenkstätten, an der Tür zur Lutherstube: Dort hat tatsächlich Zar Peter I. Spuren hinterlassen.
Stefan Rhein, Direktor der Luthergedenkstätten, an der Tür zur Lutherstube: Dort hat tatsächlich Zar Peter I. Spuren hinterlassen. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Über die Lutherstube wird es keinen Gelehrtenstreit geben: Sie ist das Herzstück der Verehrung für den Reformator Martin Luther, wie Stefan Rhein sagt, der Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt.

Seit Luthers Tod im Jahr 1546 ist sie unverändert geblieben, so wechselvoll das Geschick des Hauses im Windschatten des Augusteums auch war: Schulunterricht gab es hier, Lehrer wohnten darin, auch von einem Getreidespeicher wird berichtet. Luthers gute Stube aber blieb immer unangetastet, sieht man von der Abnutzung und den Spuren ab, die die Bewunderer des Reformators über die Jahrhunderte hinterlassen haben.

Jetzt, während viele Exponate auf Reisen nach Übersee waren und das Lutherhaus geschlossen blieb, ist Luthers gute Stube restauriert und gereinigt worden, am Donnerstag haben Stefan Rhein sowie die Restauratoren Karin Lubitzsch und Uwe Rähmer die Ergebnisse präsentiert - und dabei voller Stolz auch das restaurierte erste Besucherbuch aus dem Jahr 1783. Inzwischen ist es auch digitalisiert worden, gemeinsam mit den anderen zehn vollständig erhaltenen Bänden wird es künftiger Sozialforschung zur Verfügung stehen.

Waren es in der ersten Zeit jährlich nur um die 100 Einträge, so habe es 1817, zur 300-Jahr-Feier der Reformation, einen regelrechten Sprung auf 1000 Notate gegeben, berichtet Stefan Rhein. Und bevor es das Besucherbuch gab, das eines der ältesten, wenn nicht das älteste seiner Art überhaupt in einem deutschen Museum sein dürfte?

Da griffen die Gäste zu Kreide oder Griffel und verewigten sich an den Wänden, der Decke - sogar im Glas der Butzenscheiben und selbst unter der Tischplatte Luthers. Letzteres habe man erst jetzt festgestellt, sagt Rhein - nicht ohne daran zu erinnern, dass dieser Tisch eben noch der originale und nicht wie auf der Wartburg ein Ersatz aus dem 19. Jahrhundert ist.

Die berühmteste der Inschriften hat man 1883, als die meisten der Kritzeleien, die heute Graffiti genannt werden würden, entfernte, nicht angetastet: Der russische Zar Peter der Große hatte sie im Jahr 1712 hier hinterlassen.

Noch herrscht rege Betriebsamkeit, aber bis zur Wiedereröffnung der Lutherstube am 4. März soll alles fertig sein. Rund 100.000 Euro hat die Restaurierung gekostet, die Summe wurde komplett aus Drittmitteln finanziert. „Dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Stefan Rhein.

Förderer sind die Rudolf-August-Oetker-Stiftung sowie die 2014 eingerichtete Martin-Luther-Gedächtnisstiftung, hinter der der Kölner Medizinprofessor Jürgen Krüger steht, der sich Stefan Rhein zufolge aber bereits seit dem Jahr 2000 für die Stiftung Luthergedenkstätten engagiert. So hat er sowohl die Einrichtung von Luthers Geburtshaus in Eisleben als auch die des Melanchthonhauses in Wittenberg unterstützt.

Nun gab es Hilfe für die Lutherstube, das „Allerheiligste“ der Protestanten, wo des Reformators berühmte Tischreden gehalten wurden. Übrigens in reiner Männerrunde, wie Stefan Rhein sagt. (mz)