Schweinezucht in Düben Schweinezucht in Düben: Pläne zur Mastanlage stoßen auf Kritik

Düben - „Saustall Düben“ heißt das Projekt und so wird sich eine Bürgerinitiative (BI) nennen, die sich im Februar gründen will. Und zwar, um gegen die Erweiterung der Schweinemastanlage in Düben zu kämpfen. „Im besten Fall wird die Stadt Coswig erkennen, dass der Bebauungsplan nicht realisierbar ist und ihn deshalb zurücknehmen. Im zweitbesten Fall werden die Bedenken eingearbeitet und der Investor wird sein wirtschaftliches Interesse am Vorhaben verlieren“, sagt Irena Gräwert.
Die Coswigern, Mitglied im Kreisverband Wittenberg der Grünen und im Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), ist eine erklärte Gegnerin der Erweiterung der Schweinemastanlage in dem kleinen Ort und nicht alleine mit ihren Bedenken gegen das Vorhaben. Das Ehepaar Carmen und Harald Köbel und Petra Simon sind ihre Mitstreiter und einen Teilerfolg kann die kleine Gruppe gegen die Planungen der Schweinehaltung Düben GmbH und Co KG des Niederländers Leon van Dijck bereits verbuchen. Die Auslegung des Bebauungsplanes muss wegen eines Formfehlers wiederholt werden. Einwände dagegen können nun noch einmal innerhalb von vier Wochen eingebracht werden. „Das ist für uns auch der Grund, die Bürgerinitiative zu gründen“, erklärt Gräwert.
Unendlich viel Tierleid
Mit einer qualifizierten Stellungnahme, die mit Unterstützung eines Anwaltes des (BUND) entstehen soll, will die Bürgerinitiative ihre Einwände einbringen und hofft auf viele Privatpersonen, die sich dem anschließen oder ihre eigenen Bedenken formulieren. „Wir kämpfen so lange, bis wir umfallen“, formuliert es Carmen Köbel, die für die Grünen im Coswiger Stadtrat sitzt.
Vor allem mit Fakten will die angehende BI überzeugen. Irena Gräwert hat sie aufgelistet, um zu demonstrieren, welche Ausmaße die neue Anlage haben wird. Derzeit würden in Düben 16.380 Tiere gehalten, nach der Erweiterung von derzeit 5,5 Hektar Fläche auf dann 13 Hektar in Düben und Buko sei die Zahl der Tierplätze mit 27.638 benannt. Hinzu kämen unter anderem zwei neue Ställe, drei Güllehochbehälter, ein Gülleauffüllplatz, zwei Güllevorgruben, 14 Futtersilos. „Das wird eine gigantische Anlage, in der unendlich viel Tierleid hervorgerufen wird“, meint Gräwert.
„Tierschutzfragen spielen bei der Genehmigungspraxis jedoch kaum eine Rolle und deshalb müssen wir uns auf die Aspekte der Erweiterung und der damit verbundenen Fragen konzentrieren“, sagt die Coswigerin.
In Holland verboten, in Deutschland erlaubt
Ihr Mitstreiter Harald Köbel führt den Umweltschutz an. „Es fällt zu viel Gülle für zu wenig Böden an“, meint er. „Das Zeug landet auf den Wiesen und was dann beim nächsten Hochwasser passiert, kann man sich ausmalen“, so Köbel. Ausführlich kann er darüber berichten, wie vor allem niederländische Tierhalter im Osten Deutschlands ihre Anlagen erweitern. „In Holland ist solche Tierhaltung nicht erlaubt, seit Jahren weichen sie deshalb hierher aus“, sagt Harald Köbel.
Das deckt sich tatsächlich mit den Zahlen, die im „Kritischen Agrarbericht 2010“ (jährlich herausgegeben vom Verein „AgrarBündnis“) benannt werden. Dort ordnet man die Brüder Leon und Erick van Dijck mit ihren Betrieben in Düben und Nuthe auf Platz 5 der größten Schweinemäster in Deutschland ein.
Investor bleibt gelassen
Während sich mit der angehenden BI Widerstand regt, blickt Leon van Dijck gelassen auf die erneute Auslage der Planungen. „Wenn ich nicht alle gesetzlichen Forderungen erfüllen würde, dürfte doch gar nicht ausgelegt werden. Man muss die Auflagen erfüllen, sonst bekommt man die Erlaubnis nicht“, sagt der Eigentümer des Betriebes, der mit der Erweiterung Ende des Jahres beginnen möchte und mit einem Jahr Bauzeit rechnet.
„Die kleinen Bauern in der Region gehen krachen“, mahnt hingegen Harald Köbel angesichts einer seit Jahren stattfindenden Agrarindustrialisierung, in deren Muster auch die van Dijcks passen. Irena Gräwert ärgert angesichts dieser Tendenz die Rat- und Tatlosigkeit der Bevölkerung ebenso wie die der gewählten Volksvertreter. „Da gibt es alteingesessene Stadträte, die zu allem Ja und Amen sagen und Beschlüsse fassen, weil ein paar Arbeitsplätze im Billiglohnsektor entstehen. Dann heißt es immer, dass sowieso alles beschlossen ist und man nichts mehr ändern kann. Aber das ist nicht so“, meint die engagierte Natur- und Tierschützerin. „Gerade mit der neuen Auslegung des Bebauungsplan kann man noch einmal etwas erreichen“, sagt sie. „Ich hoffe, dass die Leute nicht erst darüber nachdenken, wenn ein großes Güllebecken neben ihrem Grundstück steht.“
Früher nachdenken lasse es sich deshalb in der Bürgerinitiative, über deren öffentlichen Gründungstermin die Gruppe rechtzeitig informieren will. (mz)
Wer Kontakt zur Bürgerinitiative aufnehmen möchte, kann dies per Mail an [email protected]