Schreibwettbewerb Schreibwettbewerb: Preisträger für "Sola scriptura" stehen fest

Wittenberg - Unter dem Motto „Sola scriptura“, welches die evangelische Auffassung beschreibt, dass allein die (heilige) Schrift zählt, firmierte ein Literaturwettbewerb, den der evangelische Kirchenkreis Wittenberg zum Reformationsjubiläum ausgelobt hatte.
Eingeladen waren Menschen aller Altersgruppen, Gläubige und solche, die mit Kirche eher wenig am Hut haben. Jetzt stehen die Preisträgerinnen und Preisträger fest, eine von ihnen ist die Wittenberger Gymnasiastin Emily Kósa.
Bei den Teilnehmern des Schreibwettbewerbs „Sola scriptura“ unter 18 Jahren erzielte Emily Kósa vom Wittenberger Cranach-Gymnasium mit zwei lyrischen Texten einen dritten Platz. Der erste Preis geht an Isa Susan Doege aus Kemberg für ihre „Bemerkungen zu den Leistungen Martin Luthers - Eine kurze Provokation“. Clara Deifel aus dem baden-württembergischen Ostfildern wurde auf den zweiten Platz gewählt. Die drei Preisträger über 18 Jahren sind Jutta Oltmanns aus Moormerland/Niedersachsen, Susanne Brandt aus Flensburg (Schleswig-Holstein) und Lavinia Rütten aus dem nordrhein-westfälischen Krefeld. Ein Sonderpreis des Friedrich-Boedecker-Kreises geht an eine Schüler- und Schülerinnengruppe mit der Lehrerin Susanne Ristau des Gymnasiums Wernigerode. Die Preisverleihung ist für den 1. April im Lutherhaus Wittenberg anberaumt.Infos zum Wettbewerb sind im Internet abrufbar: www.2017.kirchenkreis-wittenberg.de
Insgesamt hatte die Jury je drei Beiträge von Jugendlichen und Erwachsenen der 317 Autorinnen und Autoren im Alter von acht bis 87, die Luthers Leistung „als Provokation für die Leistungsgesellschaft schreibend aufnahmen“, auserkoren, teilt die Reformationsbeauftragte des Kirchenkreises Wittenberg, Katharina Körting, mit.
Dass die Auswahl mit einigen Debatten verbunden war, lässt sich denken. Das mag auch an der Besetzung der Jury gelegen haben, die nicht nur aus Theologen bestand, sondern mit ihren unterschiedlichen Berufszweigen auch die Gesellschaft abgebildet hat, was verschiedene Geschmäcker ebenso mit sich brachte wie unterschiedliche Schwerpunktsetzungen.
Körting, die nach dem Studium u. a. der Philosophie und Romanistik auch als Journalistin tätig war und selbst in der Jury saß, betont gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung: „Was wir lesen durften, war durchgehend interessant.“ Sie begründet dies mit dem „Spiegeln von gesellschaftlichen Befindlichkeiten“ in den Beiträgen, die aus weiten Teilen der Bundesrepublik eingereicht worden waren, einige auch aus Österreich und der Schweiz.
Zudem brachte die Lektüre zwei wichtige Befunde zum Vorschein, die nicht nur Körting „ermutigend“ findet: „Jugendliche machen sich viel mehr und zum Teil kritische Gedanken“, was ein Widerspruch ist zu dem gern erhobenen pauschalen Vorwurf, die Jugend von heute sei desinteressiert. Ein weiterer „wichtiger Befund war, dass sich auch diejenigen, die der Kirche fernstehen, mit theologisch-ethischen Themen beschäftigt haben“.
Dazu gehört Luthers Verständnis von der Gnade Gottes, die nicht „verdienbar“ sondern ein Geschenk sei. Auch mit diesem Geschenk haben sich die Autoren der 317 Texte vielfältig auseinandergesetzt - „und mit der Schwierigkeit, es unter heutigen Lebens-, Wirtschafts- und Glaubensbedingungen anzunehmen. Was ist denn heute ein Mensch unabhängig von seiner Leistung überhaupt wert“?
Wie Körting weiter mitteilt, sollen einige Texte in lockerer Folge auf der Webseite des Kirchenkreises vorgestellt werden. Außerdem habe man weitere Autorinnen und Autoren für eine geplante Publikation zum Schreibwettbewerb angefragt. Diese soll am Tag der Preisverleihung fertig sein. (mz)