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Schleppjagd in Wörlitz Schleppjagd in Wörlitz: Den Hunden nach durch die Elbaue

15.10.2015, 11:11
Eine Schleppjagd, wie sie heute im Dessau-Wörlitzer Gartenreich Tradition ist.
Eine Schleppjagd, wie sie heute im Dessau-Wörlitzer Gartenreich Tradition ist. Thomas Klitzsch Lizenz

Wörlitz - Früh geht es raus am Sonnabend in Wörlitz, Hundegebell und Pferdegewieher zum Frühstück und ein Schnaps gegen die Kälte - es ist wieder Schleppjagd-Zeit. Vom 16. bis 18. Oktober findet in der Parkstadt die 13. Fürst-Franz-Gedächnisschleppjagd statt. Über die Veranstaltung sprach MZ-Mitarbeiterin Ilka Hillger mit Editha Weiss. Sie ist Vorstandsmitglied des Anhaltischen Reit- und Fahrvereins, der die Schleppjagd ausrichtet.

Ist Ihr Kutschenplatz reserviert?

Weiss: Schon lange, wie in jedem Jahr sitze ich mit Edda Darboven in der ersten Kutsche, die den Reitern folgt.

Welche Meute ist am Start?

Weiss: Es ist wieder die Mecklenburger Meute, mit den Usedomer Jagdhornbläsern. Insgesamt sind es rund 60 Reiter und die Irish Foxhounds. Zum Stelldichein und zur Hubertusmesse treffen sich alle Teilnehmer wie auch im vergangenen Jahr um 10 Uhr am Sonnabend an der Luisenklippe in Wörlitz.

Folgen Sie mit Sorge dem Wetterbericht fürs Wochenende?

Weiss: Ach, wir hatten ja schon jedes Wetter bei der Schleppjagd. Schönsten Sonnenschein, Regen und selbst Schneegriesel. Zum Glück haben die Kutscher immer ausreichend Decken dabei.

Fürst Franz von Anhalt-Dessau galt seinerzeit als einer der vortrefflichsten Reiter. Die Jagd war sein sorgsam gehütetes fürstliches Privileg. Strenge Gesetze mit harter Strafandrohung regelten den Umgang mit dem Wild. Perfekt organisiert verliefen die Parforce-Jagden auf das Rotwild und die Sauhatzen. Der Hofmarschall Georg Heinrich von Berenhorst vermerkte die Jagden in seinen „Tagesbemerkungen“. Die Jagden waren gesellschaftliche Ereignisse, an denen Gäste aus aristokratischen Kreisen ebenso teilnahmen wie auch verschiedene Frauenzimmer aus Halle und Leipzig und auch Studiosi aus besagten Orten“, wie er seine Leser wissen lässt.

Bei einer Schleppjagd, wie sie heute im Dessau-Wörlitzer Gartenreich Tradition ist, legen der Master und sein Pikeur mit ihren Pferden die Schleppe (Duftspur) bevor die Hundemeute die Verfolgung aufnimmt. Die Gruppe der Jagdreiter folgt der Hundemeute durch die Natur. Beim Jagdreiten steht dabei der gemeinsame Spaß und das naturverbundene Erlebnis im Vordergrund. Wild wird bei einer Schleppjagd nicht verfolgt. Auch in Wörlitz nicht. (ihi)

Was ist die richtige Kleidung für so einen Anlass?

Weiss: Sinnvoll ist auf jeden Fall wichtiger als schick. Landlook passt immer.

Muss man einen Picknickkorb dabei haben?

Weiss: Ich nehme nichts mit. Gegen Mittag werden wir ja beim Imbiss am Jagdhaus Rosenwiesche bestens versorgt. Aber eine Thermoskanne mit warmem Getränk kann natürlich nicht schaden.

Hatten Sie nie Lust, selbst inmitten der Reiterschar dabei zu sein?

Weiss: Ich habe bei allen Schleppjagden die Kutsche genommen, denn meine Reitkarriere endete mit 15. Da hatte ich einen Reitunfall mit langwierigen Rückenproblemen. Seitdem bleibe ich unten und kann von dort wahnsinnig schlaue Kommentare geben. Mein Bruder ist aber ein wirklich guter Reiter.

Wer besetzt denn die anderen Plätze in der ersten Kutsche?

Weiss: Frau Darboven, ohne deren Engagement wir die Jagd gar nicht veranstalten könnten, bringt immer Gäste mit. Diesmal ist es die Porzellanmalerin Öne Lancken.

Gibt es eigentlich noch freie Plätze auf den Kutschen?

Weiss: Es ist seit langem alles ausgebucht. Aber man kann sich der Gesellschaft natürlich mit dem Fahrrad anschließen oder man erwartet die Reiter und die Hunde zum Curée um 15 Uhr an der Luisenklippe.

Wie geht’s am Sonntag weiter?

Weiss: Da gibt es noch einmal eine Leichte Jagd durch die Elbauen, die 12.30 Uhr mit dem Curée, also der Belohnung der Hunde endet. (Zumeist erhalten die Hunde Rinderpansen. Alle Jagdteilnehmer sind abgesessen und nehmen die Kopfbedeckung ab. Anm. d. Red.). (mz)