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Schläge und Tritte  Schläge und Tritte : Keine Gefahr für Leib oder Leben? Polizei kommt trotz Notruf nicht

Von Irina Steinmann 02.10.2019, 08:57

Wittenberg - Man fühlt sich bedroht, ruft die Polizei, aber die kommt nicht? Einer Familie in der Wittenberger Lerchenbergstraße ist genau das widerfahren. Zwei Nachbarn waren in Streit geraten am Sonntagnachmittag in einem Mehrfamilienhaus, es ging um die Einhaltung der Mittagsruhe.

Seine Familie, so berichtet es der Vater, habe aber gar keinen Krach gemacht sondern sich ruhig verhalten, sagte er der MZ. Draußen vor der Tür schnaubte trotzdem der Nachbar, der sich in seiner Ruhe gestört fühlte.

Mit Schlägen und Tritten habe er die Wohnungstür traktiert. Die drei dahinter - Vater, Mutter, Kind - bekamen es mit der Angst zu tun und riefen die Polizei, 110, dein Freund und Helfer. Der aber kam nicht.

Irgendwann habe der Nachbar von der Tür abgelassen und sei weggegangen. Am Abend, so der Vater weiter, habe er dann direkt im Wittenberger Revier angerufen und dort habe man ihm empfohlen, Anzeige zu erstatten, was er am nächsten Tag auch tun wollte, wie er ankündigte.

Der Wittenberger Polizei war der Vorfall am Montag eigenen Angaben zufolge nicht als solcher bekannt: Es gebe „keinen Eintrag“, sagte eine Sprecherin auf MZ-Anfrage und verwies nach Dessau, dort würden die unter 110 getätigten Anrufe auflaufen.

Auf die Frage der MZ, warum nach dem Anruf keine Polizisten in die Lerchenbergstraße geschickt wurden, antwortete am Dienstag der Sprecher der Polizeiinspektion in Dessau, Robert Niemann.

„Auf Grund anderer, priorisierter Einsatzlagen zu dieser Zeit und des Umstandes, dass aus der Schilderung und nach telefonischer Befragung des Anrufers keine gegenwärtige Gefahr für Leib oder Leben anzunehmen war“, so Niemann in seiner Erklärung, „erfolgte zunächst kein unmittelbarer Einsatz eines Funkstreifenwagens des örtlich zuständigen Polizeireviers.“ Und später habe sich die Angelegenheit dann ja erledigt gehabt.

Das deckt sich im Wesentlichen mit den Schilderungen der betroffenen Familie. Ihm habe man gesagt, „wenn wir dann mal nen Funkwagen frei haben... schicken wir einen“, hatte der Vater der MZ geschrieben. Gegen den Nachbarn habe er inzwischen Anzeige erstattet. So eine Angst machende Situation wie am vergangenen Sonntag möchte die Familie nicht noch einmal erleben. (mz)