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Satire-Auszeichnung in Wien Satire-Auszeichnung in Wien: "König" Peter Fitzek erhält das Goldene Brett

Von Michael Hübner 13.12.2017, 15:21
Das goldene Brett vorm Kopf geht 2017 an Peter Fitzek, den selbsternannten „König von Deutschland".
Das goldene Brett vorm Kopf geht 2017 an Peter Fitzek, den selbsternannten „König von Deutschland". GWUP, CC BY-ND 3.0

Wittenberg/Wien - „And the Winner is Peter Fitzek!“ Der Wittenberger wird unter dem hämischen Beifall der Gäste in Wien mit dem „Golden Brett“ geehrt. Der Wahl-Lutherstädter kann die Auszeichnung selber aber nicht in Empfang nehmen, da er noch ein Weilchen in Haft sitzt.

Der Satirepreis für den größten antiwissenschaftlichen Unfug des Jahres wird bereits zum siebten Mal verliehen. Auch 2017 waren wieder Hunderte Vorschläge online eingegangen, eine Jury wählte zunächst die drei Finalisten und schließlich den Sieger aus: Der selbst ernannte „König von Deutschland“ setzte sich im Finale durch.

Auf die Shortlist hatten es außerdem noch der Impfgegner Andrew Wakefield und der Mediziner Johannes Huber geschafft.

Der Imperator erfindet Geld

Fitzek rief in Wittenberg das „Königreich Deutschland“ aus und ließ sich selbst zum „König von Deutschland“ bzw. zum „Imperator Fiduziar“ krönen. Er gründete eine „Königliche Reichsbank“, in die seine Anhänger Geld einzahlten, und erfand sogar eine eigene Währung - das sogenannte „Engelgeld“.

Als Fitzek beim Übertreten einer Geschwindigkeitsbegrenzung erwischt wurde, zeigte er einen selbst ausgestellten „Führerschein des Königreichs Deutschland“ vor. Wegen Veruntreuung der in die Bank eingelegten Gelder und unerlaubter Bankgeschäfte wurde Fitzek schließlich zu einer Haftstrafe verurteilt.

Einen offensichtlich existierenden und weltweit anerkannten Staat abzulehnen, ist nach Auffassung der Jury zwar keine Leugnung naturwissenschaftlicher Fakten, wie das sonst im Bereich der Esoterik oft üblich ist, doch ein „Goldenes Brett vorm Kopf“ habe man sich damit allemal verdient.

Ein Staat - so wird in Wien argumentiert - ist losgelöst von einem gesellschaftlichen Konsens nicht denkbar – ihn zu leugnen und einen eigenen auszurufen ist ähnlich widersinnig wie die Forderung, die deutsche Sprache ab sofort durch Klingonisch zu ersetzen oder das Tragen von Hosen bei Strafe zu verbieten, um der Toga zu einem modischen Comeback zu verhelfen: Es demonstriere ein beeindruckendes Maß an Unverständnis darüber, wie menschliches Zusammenleben funktioniert.

Monarch hat Vorgänger

„Fitzek gibt einigen wenigen die Welt von gestern zurück“, so Ulla Kramar-Schmidt, Journalistin des Österreicheichen Rundfunks, in ihrer Laudatio zum Monarchen. Fitzek ist schon der zweite Wittenberger, der den Negativpreis erhält. Die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften verleiht das „Goldene Brett fürs Lebenswerk“ 2015 an den Arzt und Wunderheiler Matthias Rath für die Vermarktung seiner „Zellularmedizin“ - auch zur Bekämpfung von Krankheiten wie Aids oder Krebs. (mz)