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Refusion Refusion: Kreishandwerkerschaft Wittenberg gründet sich neu

Von marcel duclaud 06.02.2013, 17:47

wittenberg/MZ. - Rolle rückwärts: Die Fusion mit Dessau-Roßlau ist Geschichte. Ende Januar ist eine Kreishandwerkerschaft Landkreis Wittenberg ins Leben gerufen worden, es gibt wieder ein Büro im traditionsreichen Haus des Handwerks schräg gegenüber dem Augusteum und es gibt wieder einen hier ansässigen Kreishandwerksmeister. Das ist Hendrik Hiller aus Kemberg. Er betreibt mehrere Friseurgeschäfte und fungiert überdies als stellvertretender Innungsobermeister seiner Zunft.

Nicht angemessen vertreten

Damit finden monatelange Querelen innerhalb der Kreishandwerkerschaft Dessau-Roßlau / Wittenberg ein Ende. Die Wittenberger hatten sich nicht angemessen vertreten gefühlt und nicht zuletzt mit Kreishandwerksmeister Karl Krökel gehadert, der einen Rücktritt aber stets ablehnte. Am Mittwoch haben mehrere Innungsobermeister die Neugründung begrüßt und erklärt, jetzt nach vorn blicken zu wollen. Es gebe jede Menge zu tun. Derzeit bilden laut Hiller fünf Innungen die Wittenberger Kreishandwerkerschaft: Metallbau, Maler und Lackierer, Elektro, Kfz und Friseure. Die Obermeister hoffen, dass es mehr werden. Sie hoffen überdies, dass die Handwerkskammer Halle der Refusion und der Neuorganisation ihren Segen erteilt. "Wir glauben, dass dem nichts entgegen steht", sagt noch vorsichtig Dietmar Hartung, Obermeister der Friseurinnung. Von "wohlwollenden Signalen" spricht Hiller. "Aber es stimmt: Wir habes es noch nicht schwarz auf weiß." Der frisch gebackene Chef will den "Kreis wieder mehr zusammenführen" und das, was verloren ging in den vergangenen Jahren, möglichst zurückholen. Der erste Schritt war die Reaktivierung des Büros im Wittenberger Haus des Handwerks, jetzt sollen die Kontakte zu den wichtigen Institutionen in Stadt und Kreis gestärkt werden. Hiller: "Wir wollen ein Ansprechpartner sein." Handwerk, begründet Matthias Pohl, Obermeister der Maler-Innung, die Refusions-Bestrebungen, "hat einen stark regionalen Bezug. Und wir haben in einem Flächenkreis andere Probleme als Betriebe in Dessau." Es habe das Gefühl bestanden, "dass unsere Probleme nicht so ernst genommen werden".

Zu den wichtigsten Themen, mit denen sich Innungen und Kreishandwerkerschaft beschäftigen, gehören Ausbildung und das Image der Handwerksberufe. Dass letzteres besser sein könnte, räumen die Obermeister ein. Ebenso wie den Fakt, dass es immer schwerer wird, geeigneten Nachwuchs zu finden. "Waren es", berichtet Dieter Köppe, Obermeister der Kfz-Innung, "vor gar nicht so langer Zeit noch 15 bis 20 Bewerbungen pro Jahr für die Lehrstellen bei uns, kriegen wir jetzt ein oder zwei. Die Zeiten, da wir uns die guten Leute aussuchen konnten, sind vorbei." Einen anderen Aspekt bei den Schwierigkeiten der Nachwuchsgewinnung schildert Rolf Rehfeld, Obermeister der Elektro-Innung: "Mir macht die Industrie zu schaffen. Wir können nicht zahlen, was die zahlt." Überdies komme es gar nicht so selten vor, dass Lehrlinge nach einem halben Jahr feststellen, dass der Beruf doch nichts für sie ist, und die Ausbildung abbrechen.

Perspektiven betonen

Die Obermeister sind sich einig: An der Außendarstellung des Handwerks muss gearbeitet werden. "Wir müssen", weiß Dietmar Hartung, "die Perspektiven, die unsere Berufe bieten, in den Vordergrund stellen." Handwerker seien flexibel, universell einsetzbar - und noch immer "in aller Welt gefragt".