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Rebstöcke einst auf Weinberg zu Hause

Von Iris Lademann 16.11.2005, 16:46

Dabrun/MZ. - Denn da wird Rommé gespielt, meistens jedenfalls. Und gespielt werde ausschließlich in der "Kartenspielerecke" - wie die Herren am Nebentisch auch.

"Hier treffen sich immer die Angler", zeigt Bärbel Töpfer, die den "Weinberg" vergangenes Jahr als Pächterin übernahm, auf die Pokale und Fotos an der Wand. Auch der Heimatverein, der hier auch seine Versammlungen durchführt, hat einen festen Platz im Gastraum. Seine Vorsitzende, Rosmarie Krüger, habe übrigens eine Postkarte des Gasthauses von 1910 "ausgegraben". Es zeigt, dass sich weder am Gebäude noch an der Fenstergestaltung oder den Türen grundsätzlich etwas verändert hat. Und schon in den 20er und 30er Jahren sei das Gasthaus Treffpunkt von Turn-, Radfahr- und Gesangsvereinen gewesen.

Vor allem bei Hochzeiten werde der ehemalige Saaleingang vom kleinen bepflanzten Biergarten aus bevorzugt. Das ist nach Meinung der 37-jährigen Betreiberin vor allem auf die Heckenrosen zurückzuführen, die diese Tür in einem zarten Rosa überwuchern. Jetzt laben sich vor allem die Spatzen an den roten Hagebutten. Und dabei geht es nicht immer gesittet zu. Obwohl die Beeren recht zahlreich sind, entbrennt doch immer wieder ein lauter Streit.

Dieser Beschaulichkeit wegen sei man schon vor gut 100 Jahren zum Weinberg gewandert. Auf diesem, das ist heute aufgrund der Bebauung mit Bungalows nur noch wenig sichtbar, sei tatsächlich Wein angebaut worden. "Wie der Heimatverein herausgefunden hat, stand auf dem Berg früher sogar ein Winzerhäuschen", gibt die gelernte Kellnerin, die vor einem Jahr den Sprung ins kalte Wasser gewagt hat, die Worte von Rosmarie Krüger - die übrigens auch zur Kartenspielrunde gehört - wieder. Und einen kleinen Biergarten habe es damals schon gegeben. Das belegt das alte Foto, das in der Heimatstube, die der Verein erst in diesem Jahr eingerichtet hat, zu sehen ist.

Der Saal, der zum Gasthaus gehört, wird aber nicht nur für Hochzeiten und andere Familienfeiern genutzt, sondern auch von den Karnevalisten aus Dabrun, die hier ihre Veranstaltungen durchführen. Für die Ausgestaltung sorgt die Chefin, und zwar in allen Räumlichkeiten, immer selbst. "Sie hat dafür ein ganz besonderes Händchen", lobt Koch Karsten Pfeiffer, der hier wieder eine Festanstellung fand, seine Chefin.