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  7. Prozess um gefälschten Impfpass: Familienkonflikt im Gerichtssaal: Vater beschuldigt Sohn

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Prozess in Dessau Prozess um gefälschten Impfpass: Familiendrama oder faule Ausrede?

In einem Gerichtsfall um Urkundenfälschung beschuldigt ein Angeklagter seinen Sohn, die Tat begangen zu haben. Der Fall, der vor dem Landgericht Dessau-Roßlau verhandelt wird, ist geprägt von familiären Konflikten.

Von Andreas Behling Aktualisiert: 23.01.2024, 10:03
Ein Kemberger soll seinen Impfpass gefälscht haben. Daher steht er wegen Urkundenfälschung vor Gericht. 
Ein Kemberger soll seinen Impfpass gefälscht haben. Daher steht er wegen Urkundenfälschung vor Gericht.  (Foto: Jens Kalaene/zb/dpa/Archivbild)

Dessau/Kemberg/MZ. - 2.600 Euro soll ein Kemberger wegen Urkundenfälschung zahlen. Diese Strafe hatte ihm das Amtsgericht Wittenberg am 18. September vorigen Jahres auferlegt. Aus der Warte der Staatsanwaltschaft ist der Betrag zu gering. Sie ging gegen die Entscheidung in Berufung und strebt eine höhere Geldstrafe an.

Angeklagter weist Schuld von sich

Der Angeklagte wiederum sieht sich zu Unrecht belastet und zielt mit seinem Rechtsmittel auf einen Freispruch. Verhandelt wird der Fall derzeit vor der 7. Strafkammer des Landgerichts Dessau-Roßlau. Welche Seite dort Erfolg hat, steht bislang nicht fest. Die Berufungsinstanz setzt das Verfahren am 2. Februar fort. Ein Zeuge, der benötigt wird, konnte wegen einer Erkrankung den Auftakttermin am Freitag nicht wahrnehmen.

Bei ihm handelt es sich um den Apotheker, dem der 48-Jährige am 13. Dezember 2021 in Wittenberg einen gefälschten Impfausweis vorgelegt haben soll. Mit diesem – so der Vorwurf – habe er vorgehabt, sich ein digitales Impfzertifikat zu erschleichen. Im Impfausweis sollen zwei in einem Leipziger Impfzentrum vorgenommene Corona-Impfungen vermerkt worden sein, die der Angeklagte jedoch mutmaßlich gar nicht erhielt.

Vorwurf gegen den Sohn

Der Angeklagte, der von Annika Bargenda und Robert Federbusch verteidigt wird, machte geltend, dass damals womöglich sein Sohn in die Apotheke ging. Für den Kemberger steht fest, dass seine Ex-Frau viel unternehme, um ihn zu diskreditieren und dafür wohl den jungen Mann manipulierte. „Mein Junge war schon immer anfällig für solche Dinge“, hieß es.

„Es gibt erhebliche familiäre Differenzen“, sagte Federbusch. „Er war nicht in der Apotheke und legte den Impfausweis nicht vor.“ Der 48-Jährige selbst erklärte, sein Sohn habe sowohl auf den Impfausweis als auch auf den Personalausweis Zugriff gehabt. Die Dokumente hätten offen im Haus gelegen. Entweder im Flur oder in der Küche.

Familiäre Differenzen im Fokus

Noch vor der Einlassung hatte die Kammer unter dem Vorsitz von Siegrun Baumgarten den Antrag der Verteidiger zurückgewiesen, die Öffentlichkeit vom Prozess auszuschließen. Bargenda und Federbusch verwiesen auf die „hohe emotionale Belastung“ ihres Mandanten, die für ihn durch die Anwesenheit eines Besuchers entstehe.

Weitere Ermittlungen im Hintergrund

Bei diesem soll es sich um den neuen Partner der Ex-Frau des Kembergers handeln, gegen den wegen eines tätlichen Angriffes auf den 48-Jährigen momentan als Beschuldigter ermittelt wird.

Dass der Angeklagte in dem Fall Opfer einer mutmaßlichen Messer-Attacke ist, begründete nach Auffassung des Gerichts nicht den Ausschluss der Öffentlichkeit. Es liege keine Verletzung schutzwürdiger Interessen vor, hieß es.