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Preuss Metallverarbeitung in Linda Preuss Metallverarbeitung in Linda: Betrieb ist in Frauenhand

Von Detlef Mayer 03.02.2016, 09:29
Schweißer Frank Wolf hantiert hier an einem Extruder-Rahmen (im weitesten Sinne Fördertechnik, für Maschinen-Tische). Sie werden bei der Preuss Metallverarbeitung GmbH in Linda gelasert, geschweißt, mit Farbe versehen und dann an den Kunden ausgeliefert.
Schweißer Frank Wolf hantiert hier an einem Extruder-Rahmen (im weitesten Sinne Fördertechnik, für Maschinen-Tische). Sie werden bei der Preuss Metallverarbeitung GmbH in Linda gelasert, geschweißt, mit Farbe versehen und dann an den Kunden ausgeliefert. Thomas Christel Lizenz

Linda - Bei der Preuss Metallverarbeitung GmbH in Linda hat es eine Veränderung an der Firmenspitze gegeben. Alleinige Inhaberin und Geschäftsführerin ist jetzt Ute Stachowiak. Vorher bildete sie gemeinsam mit Dieter Sachse eine Doppelspitze. Dieter Sachse hat sich mit 63 Jahren per 4. Dezember 2015 jedoch in den Ruhestand verabschiedet.

Kooperation mit benachbarten Unternehmen

Besagte personelle Neuausrichtung soll beileibe nicht die einzige Veränderung sein und bleiben. Daran lassen im Gespräch mit der MZ weder Ute Stachowiak noch Uwe Büscher Zweifel aufkommen. Den Unternehmensberater aus Hannover hat sich die Chefin hinzugeholt, um das geplante „Durchstarten“ bestmöglich zu meistern. Und erste Schritte sind auch schon getan. Dazu zählt, dass sich Ute Stachowiak um eine Verbesserung des jahrelang unterkühlten Verhältnisses zum benachbarten Metall-Unternehmen BlecTec sowie um mehr Kooperation mit dessen Geschäftsführerin Romy Harnapp bemüht. „Wir haben schon miteinander gesprochen“, sagt sie und lässt das Bild von der doppelten Lindaer Frauenpower durchaus gelten.

Außerdem wurde der Buschkuhnsdorfer Preuss-Ableger „aus logistischen Gründen“, wie Stachowiak und Büscher erklären, geschlossen. „Die Sonderfertigung haben wir von dort nach Linda und in den CNC-Ableger in Jessen verlagert.“ (CNC steht im Englischen übrigens für Computerized Numerical Control und bedeutet rechnergestützte numerische Steuerung.) Das Lindaer FTZ (Forschungs- und Technologie-Zentrum), das sich ebenfalls nicht am Betriebssitz in der Stolzenhainer Straße 1 befindet, soll jedoch Bestand haben.

Neue Kunden gewinnen

Das angekündigte „Durchstarten“ definiert Uwe Büscher als „noch effektiver werden“ und schiebt nach: „Wir wollen mit der bestehenden Kundschaft viel mehr machen und neue Kunden dazugewinnen, auch überregional. Was durchaus möglich ist.“ Die Fertigungstiefe und die erforderliche Breite der Bearbeitungspalette seien bei der Preuss Metallverarbeitung vorhanden - Schweißen als eine Kernkompetenz, aber auch Bohren, Fräsen, Drehen, Kanten, Lasern, Pulverbeschichten, Nasslackieren, Großteilebearbeitung und Montageleistungen in bestimmten Bereichen.

Ein junges Team

Als Vorteil führen Stachowiak und Büscher ins Feld, dass die Verwaltung bei Preuss nur sieben Prozent der 170-köpfigen Gesamtbelegschaft ausmache. „Das ist ideal. Damit lassen sich die Herstellungskosten gering halten.“ Das Unternehmen fungiere zwar komplett als Zulieferbetrieb, den Begriff Lohnfertigung sieht die Chefin jedoch als zu eng gefasst. „Preuss hat mehr zu bieten.“ Produziert werden: Lastaufnahmemittel (z.B. zum Bewegen von Erde und Kohle) bis hin zu Greifern, Dosierbandwagen, Gerätschaften für die Abfallwirtschaft sowie Kühlstreckenteile für die Reifenindustrie. Die letztgenannte Komponente, eine sehr spezielle Ausprägung, wurde bei Preuss über Jahre kontinuierlich entwickelt. „Und jetzt sind wir damit im Geschäft“, resümiert Uwe Büscher. Geliefert wurden derartige Kühlstrecken-Segmente bereits nach Brasilien, Rumänien, Tschechien, China, in die Slowakei und die Türkei. Die Entwicklung solcher Vorrichtungen erfolge zum Teil gemeinsam mit den Kunden. „Unsere Mitarbeiter sind da sehr gefordert.“ Ute Stachowiak, die aus Aken stammt, zeigt sich an dieser Stelle wie überhaupt sehr zufrieden mit ihren Beschäftigten. „Das Team ist auch relativ jung.“

Neun Lehrlinge rechnen derzeit dazu - „nur“, wie sie anmerkt. 30 hätte sie gern. Die zu gewinnen, sei jedoch schwierig. „Die meisten wollen nicht weit fahren.“ So rekrutiere sich die Preuss-Mannschaft aus Leuten, die in der näheren Umgebung wohnen. „Wittenberg ist schon das Weiteste.“

Übrigens sucht das Unternehmen nicht nur Auszubildende, sondern ebenfalls Fachkräfte wie Technische Zeichner, WIG-Schweißer, Qualitätskontrolleure, Kalkulatoren, Programmierer und Arbeitsvorbereiter. Auch berufsfremde Interessenten zum Anlernen sind willkommen. Neben anderem lockt die GmbH mit freiwilligen Sozialleistungen wie Kostenübernahme für Kita-Plätze, betriebliche Altersvorsorge und Kilometergeld soweit möglich. Auch Homeoffice-Plätze vor allem für junge Mütter wurden bereits eingeführt. Technik und ein Online-Anschluss dafür werden gestellt.

Kunden werden eingeladen

Als Aufgaben für die nächste Zeit nennt Uwe Büscher: die Wertschöpfungskette (Abläufe, Prozesse) zu untersuchen und zu optimieren, das Qualitätsniveau auf die unterschiedlichen Kundenansprüche auszurichten und einige Investitionen vorzunehmen. „Wir werden Kunden einladen und ihnen zeigen, dass wir noch mehr können. Wir haben freie Kapazitäten.“ Und dann ist da noch ein Wunschtraum: eine Autobahn vor der Tür. In Richtung Berlin sei die Verkehrsanbindung gut, aber in Richtung Wittenberg/Coswig eine Katastrophe. „Da wäre die Nordumfahrung Wittenbergs schon eine kleine Verbesserung.“