Phönix Theaterwelt Phönix Theaterwelt: Tenor Björn Casapietra: "Ich will Wittenberg erobern"

Wittenberg - Eben noch Niedersachsen und Hamburg, jetzt Wittenberg: Der Tenor Björn Casapietra gastiert in der Phönix Theaterwelt, am 22. Oktober stellt er dort sein Programm „Lieder der Sehnsucht“ vor. In dem Konzert, das um 15 Uhr beginnt, begleitet ihn der ungarisch-deutsche Pianist Peter Forrester. Es werde ein „klassischer Liederabend“, sagt Casapietra gegenüber der MZ und auch dies: „Ich will Wittenberg erobern.“
Wer sich nun die Liste der Lieder anschaut, die das Programm ausweist, findet tatsächlich Bekanntes wie „O Sole Mio“ und „Granada“. Aber auch für hiesige Hörgewohnheiten seltene Titel, etwa das israelische Lied „Yerushalayim Shel Zahav“ (Jerusalem aus Gold) oder ein Lied aus Roberto Benignis Film „Das Leben ist schön“ stellt Casapietra in Aussicht.
Ein Grund dafür sei, dass er, Sohn der italienischen Kammersängerin Celestina Casapietra und des deutschen Dirigenten Herbert Kegel, seit einiger Zeit auch als Zeitungsautor unterwegs ist. Und sein bevorzugtes Thema sind dem Vernehmen nach die Spuren jüdischen Lebens in Berlin. Einige berührende Geschichten hat der Sänger, Schauspieler und Moderator aufgeschrieben.
Bevor Björn Casapietra am 22. Oktober sein Konzert in der Phönix Theaterwelt gibt, ist dort am 15. des Monats das Duo „con emozione“ zu erleben. Ab 15 Uhr präsentieren Liane Fietzke (Sopran/Moderation) und Norbert Fietzke (Klavier) „Gold von den Sternen“, ein Streifzug durch die Welt der Filmmelodien der 1930er und 1940er Jahre (Musical und Operette). Am 19. Oktober zeigt Johann Raphael Boehncke „Nils Holgersson und die Wildgänse“ als Puppenspiel für Kinder von vier bis zehn Jahren (Beginn ist um 10 Uhr).
› Unter www.theater-wittenberg.de sowie unter Tel. 03491/42 07 02 gibt es Programm- und Ticketinformationen.
Sie wurzeln vielfach im dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte, als die Nationalsozialisten und ihre Helfer Millionen Juden ermordeten. „Wenn man sich damit befasst, lässt es einen nicht wieder los“, sagt Casapietra. Die Beschäftigung mit dem Thema verändere den Menschen - und auch die Konzerte. Inwiefern? „Ich kann nicht mehr nur der Sunnyboy sein, der permanent von der Liebe singt - angesichts der dunklen Seiten des Menschen.“ Insofern sei sein Programm also durchaus so etwas wie eine Gratwanderung.
Nun gibt es freilich vieles, wonach sich einer sehnen kann: „Nach Liebe, nach dem Vater, nach Heimat, auch nach der heilen Welt“, zählt Casapietra einiges auf. Der rote Faden des Konzertprogramms sei also die Sehnsucht in ihren unterschiedlichsten Ausprägungen.
Und was im Übrigen die heile Welt betrifft, so betont er: „Ich will natürlich, dass die Menschen in meinen Konzerten zweieinhalb Stunden ihre Sorgen vergessen.“ In Wittenberg können sie das bald ausprobieren. Es ist das zweite Mal, dass der gebürtige Italiener, der 1970 in Genua geboren wurde, in Luthers Stadt ein Konzert gibt. „Lieder der Sehnsucht“ sei auch eine Auswahl der beliebtesten Stücke, und für Casapietra gehören dazu neben anderen Klassiker wie „Halleluja“ von Leonard Cohen oder Franz Schuberts „Ave Maria“. (mz)