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Philatelistentag in Wittenberg Philatelistentag in Wittenberg: Kiloweise Post zum Geburtstag der Briefmarkensammler

Von Carla Hanus 20.10.2020, 08:04
Zum Philatelistenjubiläum konnte der Verein die Tagungsräume der Leucorea nutzen.
Zum Philatelistenjubiläum konnte der Verein die Tagungsräume der Leucorea nutzen. Richard Thomas

Wittenberg - Da haben die Postboten ganz schön was zu schleppen. Vom hundertsten Geburtstag der Wittenberger Philatelisten gingen Briefe und Karten auf Reisen. 4.600 Gramm brachten diese insgesamt auf die Waage. Da hat sich die Sonderaktion anlässlich des Jubiläums doch gelohnt. Der Landesverband Nordost und der Briefmarkensammlerverein Lutherstadt Wittenberg hatten vor der Garderobe in der Leucorea, dem Ort ihrer Festveranstaltung, Verkaufstische für Briefe und Ganzstücke mit Sonderstempel aufgebaut. Dort wurden die fast fünf Kilo zur postalischen Beförderung an die Adressaten über das Postzentrum Weiden aufgegeben.

Der Fünfte im Bunde

Zum „Tag der Briefmarke“ hat der Wittenberger Verein mit einer Festveranstaltung des Landesverbandes Nordost, der von der Ostsee bis zum Erzgebirge reicht, sein Jubiläum gefeiert. Gegründet wurde er am 4. Oktober 1920.

Damit ist er nach eigenen Angaben nach dem TSV 1862, den Taubenzüchtern von 1909, den Fußballvereinen von 1907 beziehungsweise 1919 der fünftälteste noch aktive Verein der Stadt. Für ihr jahrzehntelanges Engagement erhielten die Briefmarkenfreunde die Ehrenurkunde der Lutherstadt Wittenberg. Oberbürgermeister Torsten Zugehör überbrachte diese mit den Glückwünschen. In seiner Ansprache nannte er berühmte Berufsphilatelisten im Deutschen Reich und ihre Verbindung zu Wittenberg.

Johannes Wagner zum Beispiel wurde 1852 in der Schloss-Straße 10 geboren und besuchte die alte Lateinschule am Kirchplatz. Sein Vater brachte als Königlicher Amtsgerichtsdirektor Briefmarken aus dem Rathaus mit für seinen Sohn. Das Amtsgericht befand sich im Westflügel des Rathauses bis 1902.

1889 war Hauptmann Hans Wagner Begründer des Ersten Deutschen Philatelisten-Tages in Mainz. Daran erinnert eine Gedenktafel seit 2017 am Weberhaus. Oder Hans von Rudolphi, der aus Halle stammte und 1902 bis 1909 als Leutnant in der Garnison Wittenberg mit Exerzierhalle diente.

Er verliebte sich in eine Wittenbergerin unweit der Kaserne. Von Rudolphi verließ Wittenberg, obwohl er inzwischen eine Tochter hatte, und war bis 1913 auf der Militärtechnischen Akademie Charlottenburg. Erst nach seinem Ausscheiden aus dem Militärdienst 1920 als Major heiratete er die Wittenbergerin. Er wurde Berufsphilatelist und rief 1935 den „Tag der Briefmarke“ als Werbeveranstaltung der Reichspost ins Leben. Den Gedenktag gibt es bis heute.

Viele Glückwünsche

Eine weitere Ehrenurkunde überreichte der Landesverband Nordost. Über mündliche und schriftliche Glückwünsche freute sich der Vorsitzende des Wittenberger Vereins Richard Thomas zudem vom Geschäftsführer des Bundes Deutscher Philatelisten aus Bonn, vom Ehren-Philatelisten Wolfgang Böhmer, von Bürgermeister Jochen Kirchner und vom Bundestagsabgeordneten Sepp Müller. Der CDU-Politiker hob die Heimatverbundenheit der Philatelisten und deren langjährige gute Öffentlichkeitsarbeit in der Region hervor.

Übrigens hat sich der 100-jährige Verein anlässlich seines Jubiläums verjüngt. Der 31-jährige Christian Sukale ist am „Tag der Briefmarke“ Vereinsmitglied geworden. (mz)

Im September 2017 haben Wolfgang Böhmer und der Präsident des Bundes deutscher Philatelisten, Uwe Decker, das Schild für Johannes Wagner am Wittenberger Weberhaus in der Schloss-Straße 10 enthüllt. Wagner gilt als Begründer des Philatelistentages.
Im September 2017 haben Wolfgang Böhmer und der Präsident des Bundes deutscher Philatelisten, Uwe Decker, das Schild für Johannes Wagner am Wittenberger Weberhaus in der Schloss-Straße 10 enthüllt. Wagner gilt als Begründer des Philatelistentages.
Thomas Klitzsch