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Paul-Gerhardt-Stift Paul-Gerhardt-Stift Wittenberg: Wünsche von an Krebs - Patientin Monika Müller

Von Marcel Duclaud 27.02.2017, 06:00
Dass Krebspatienten auch im Paul-Gerhardt-Stift so bequem im Sessel liegen oder sitzen können wie sie hier zu Hause mit ihren Enkeln Tom und Benn in Pratau, das möchte Monika Müller. Sie wirbt deshalb für Spenden, damit Pflegestühle für das Krankenhaus angeschafft werden können.
Dass Krebspatienten auch im Paul-Gerhardt-Stift so bequem im Sessel liegen oder sitzen können wie sie hier zu Hause mit ihren Enkeln Tom und Benn in Pratau, das möchte Monika Müller. Sie wirbt deshalb für Spenden, damit Pflegestühle für das Krankenhaus angeschafft werden können. Thomas Klitzsch

Pratau - Monika Müller kennt Krankenhäuser, mehr als ihr lieb ist: „Bei mir“, erzählt sie dem Reporter, „hat der Tod angeklopft. Ich bin ihm von der Schippe gesprungen.“ Über ihr Schicksal zu sprechen, fällt der 67-Jährigen nicht leicht.

Dass sie es trotzdem tut, hat mit einem Projekt zu tun, das sie sich ausgedacht hat in den schweren, schlaflosen Nächten, ein Projekt, das der Pratauerin Kraft gibt, das sie gerne umgesetzt sehen möchte, für das sie ein bisschen Öffentlichkeit braucht.

Der Schock kam für sie und ihre Familie einen Tag vor Weihnachten im Jahr 2015: Krebs, unheilbar. Operieren geht nicht, also Chemotherapie. Mit Erfolg, zunächst, ein Tumor ist verschwunden, andere konnten eingekapselt werden. „Jetzt, im neuen Jahr, kam mein lieber, schrecklicher Krebs zurück.“ Sie musste wieder ins Paul-Gerhardt-Stift, für knapp vier Wochen.

Erlebt hat sie verschiedene Stationen, zunächst die 42, die Abteilung für Palliativmedizin und Onkologie, die inzwischen geschlossen wurde und integriert in die Abteilung für Innere Medizin. Das hat der Pratauerin bei ihrer Behandlung im Januar zunächst den Aufenthalt in einem Vierbett-Zimmer beschert, was, wie sie einräumt, nicht schön war.

Das Krankenhaus nimmt das Engagement von Monika Müller mit Freude zur Kenntnis. Eine Mitarbeiterin, sagt Sprecherin Janet Pötzsch, die die Spendenaktion unterstützt und begleitet, stehe in engem Kontakt. Diese Initiative ergänze und erweitere ein begonnenes Konzept und eröffne neue Möglichkeiten. Pötzsch: „Wir erarbeiten derzeit für die Station 14b und insbesondere die acht bis neun integrierten Palliativplätze in Einzel- und Doppelzimmern ein Farb- und Lichtkonzept.“ Neben professioneller Medizin und Pflege soll schwerstkranken Menschen und Angehörigen wohnliche Atmosphäre und Komfort geboten werden. „Es ist wunderbar, dass die von Frau Müller initiierte Spendenaktion uns nun auch zeitnah ermöglichen wird, zusätzlich mindestens einen speziellen Pflegestuhl in der Palliativeinheit zur Verfügung zu stellen!“ Die Klinik unterstützt die Aktion und bedankt sich. Das Fördern und Spenden habe im Übrigen eine lange Tradition: Schon der Bau vor 134 Jahren konnte nur durch großzügige Spenden und Sammlungen in den Kirchengemeinden realisiert werden. (mz/mac)

„Wir Krebspatienten“, schreibt sie in einem Brief an Henning Rosenberg, den Geschäftsführer des Wittenberger Krankenhauses, „haben nur noch ein paar Tage, Wochen, Monate zu leben. In dieser Zeit brauchen wir unseren Raum zum Nachdenken, zum Seele aufräumen, für Ruhe.“

Monika Müller sagt ausdrücklich, dass Schwestern und Ärzte alles tun, sich rührend kümmern: „Sie haben mir das Leben gerettet.“ Sie bittet aber auch um Zwei- und Einbettzimmer für Palliativ-Patienten. Schön wäre, so die Pratauerin, wenn die Station geteilt werden könnte in einen Bereich für innere und einen für onkologische Patienten: „Ich kann das nicht fordern, ich bin nicht Roland Kaiser oder Karel Gott, ich traue mich trotzdem, die Bitte zu äußern.“

Das ist der eine Wunsch. Der zweite bezieht sich auf die Ausstattung der Zimmer. „Das ständige Liegen“, berichtet die Patientin, „ist anstrengend. Da tun einem alle Knochen weh. Es wäre toll, wenn Pflege-Sessel aufgestellt werden könnten.“

Solche, die sich in mehreren Stufen verstellen lassen, so einer, wie sie ihn in ihrem Pratauer Haus hat. „Man kann da besser ein Buch lesen oder Fernsehen schauen.“ Und überhaupt die Haltung verändern. „Ich will“, bemerkt die krebskranke Frau, „auch mal ein bisschen egoistisch sein. Das war ich nie in meinem Leben.“

Der vermeintliche Egoismus bezieht sich darauf, dass die Pflegestühle, so sie denn tatsächlich angeschafft und in Patientenzimmern im Evangelischen Krankenhaus Paul Gerhardt Stift aufgestellt werden, auch ihr nutzen könnten - bei möglichen weiteren Aufenthalten auf der Station 14: „Wenn ich da wieder einfliege.“

In ihrem Brief an den Geschäftsführer schreibt sie überdies: „Glauben Sie mir als betroffener Krebspatientin, man wird dünnhäutiger, sensibler aber dankbarer für alle Erleichterungen.“ Und sie fügt an: „Ich fühle mich im Paul-Gerhardt-Stift als Patientin sehr gut versorgt.“

Monika Müller beschränkt sich derweil nicht darauf, solche Pflegestühle zu wünschen, sie hat schon kräftig Spenden gesammelt: bei Freunden, Bekannten, Verwandten. „Innerhalb einer Woche“, freut sie sich, „sind 845 Euro zusammen gekommen.“ Sie hofft auf zwei Pflegestühle, die vielleicht 2000 Euro kosten würden und die das Krankenhaus erwerben sollte.

Monika Müller sammelt selbst weiter: „Allen, die mich besuchen möchten, sage ich, sie sollen keine Blumen mitbringen, sondern Spenden.“ Sie hofft auch, dass sich noch weitere Unterstützer finden.

Jede Menge Hilfe jedenfalls findet die kranke Pratauerin bei ihrer Familie, nicht zuletzt hinsichtlich ihres Pflegestuhl-Projektes. „Ich habe tolle Kinder und Enkel, wunderbare Geschwister“, sagt sie stolz. Um nachdenklich hinzuzufügen: „In der Klinik erlebte ich viele, die gar niemanden haben.“ Die Enkel haben nun Schmunzelsteine hergestellt, kleine fröhliche Gesichter in großer Zahl: „Jeder, der spendet, erhält einen solchen Stein.“ (mz)

Wer sich beteiligen möchte: Spenden an Paul Gerhardt Diakonie Krankenhaus und Pflege GmbH, Commerzbank Magdeburg, Iban: DE 6681 0400 0005 5640 0000, Bic: COBADEFF810, Verwendungszweck: Pflegestuhl.