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Pandemie Pandemie: Fünf Kinder stecken sich mit der Schweinegrippe an

Von MARKUS WAGNER 12.10.2009, 18:23

MÜHLANGER/MZ. - Wie die Kreisverwaltung am Montag auf Anfrage bestätigte, war am Freitag - dem letzten Schultag vor den Herbstferien - bei einem Kind die Schweinegrippe nachgewiesen worden. Vier weitere Schüler aus seiner Klasse hatten sich gemeldet, nachdem alle Eltern von der Schule informiert worden waren - und sind ebenfalls positiv getestet worden.

"Die labor-chemischen Untersuchungen liegen vor", sagt die stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamtes, Fachärztin Susanne Göbel. Der Virus A / H1N1 sei eindeutig nachgewiesen. Die Krankheit verlaufe bei allen fünf Kindern leicht, sie werden von ihren Hausärzten behandelt, die selbst entscheiden, ob die Gabe von Grippe-Medikamenten wie Tamiflu überhaupt notwendig ist.

Nachdem das erste Kind am Freitag positiv getestet worden war, hatte Schulleiterin Ellen Fietzner die Eltern aller Grundschüler informiert. Das bestätigen sowohl Frau Göbel als auch Mühlangers Bürgermeister Thomas Jaskowiak (SPD). "Es gingen auch Informationen an die Kita", sagt der - und zeigt sich wenig überrascht. "Dass so ein Fall einmal auftritt, war abzusehen, dass es in Mühlanger passiert ist, na gut." Man müsse damit jetzt eben umgehen.

Und das passiert auch. Mitarbeiter des Gesundheitsamtes haben am Freitag und am Wochenende insgesamt sechs Kinder aufgesucht. Bei einem bestätigte sich der Verdacht nicht, die anderen wurden aufgeklärt, was nun zu tun ist. "Wir haben recherchiert, ob die Kinder Verwandte haben, die berufsmäßig mit vielen Menschen zu tun haben", erklärt Frau Göbel. Die Eltern mussten unterschreiben, mit den Kindern große Menschenansammlungen zu vermeiden. Sieben Tage lang sollte sich der Kontakt mit anderen aufs nötigste beschränken. Es gab zudem Hinweise auf Hygienemaßnahmen. "Das sind aber keine anderen, als in den Broschüren zur Schweinegrippe empfohlen werden", so Frau Göbel.

Eine vorsorgliche Untersuchung aller Grundschüler in Mühlanger sei nicht angezeigt, sagt Frau Göbel. Aufwand und Nutzen der teuren Tests stünden da nicht im Verhältnis. Es gebe zwar einen Schnelltest, der sei aber unzuverlässig und werde deshalb vom Wittenberger Gesundheitsamt nicht angewandt.

Mit den fünf Infektionen hat sich die Zahl der Schweinegrippe-Erkrankungen im Landkreis auf 29 seit April erhöht. Landesweit seien bislang 400 Fälle gemeldet, deutschlandweit 22 000, weltweit 340 000. In Sachsen-Anhalt scheint Mühlanger der bislang größte Fall von kurzfristiger Verbreitung zu sein. "Eine ähnliche Größenordnung ist im Landesverwaltungsamt nicht bekannt", sagt dessen Sprecherin Gabriele Städter. Besondere Anweisungen für solche Fälle gebe es von der Schulaufsicht im Verwaltungsamt nicht. "Die Maßnahmen werden alle vor Ort mit dem Gesundheitsamt abgesprochen", so Frau Städter. Das Amt stelle den Schulleitern allerdings auch Checklisten und Musterbriefe für diesen Fall zur Verfügung.

Tatsächlich ist auch im Landkreis die Schweinegrippe noch nie so geballt aufgetreten. "Es waren immer Einzelfälle, mal zwei Erkrankungen im Umfeld", sagt Frau Göbel. Sie wartet derzeit weitere Meldungen ab. Ärzte müssen anzeigen, wenn sie den Schweinegrippe-Virus diagnostiziert haben. "Das ist meldepflichtig und läuft bislang sehr gut", sagt Frau Göbel - wie ja auch am Fall Mühlanger zu sehen ist.