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Oranienbaums Partnerstadt Lomonossow Oranienbaums Partnerstadt Lomonossow: Orangenbaum im Wappen

Von andreas behling 02.02.2016, 20:32
Das Heimatmuseum in Lomonossow
Das Heimatmuseum in Lomonossow Archiv/privat Lizenz

ORANIENBAUM/LOMONOSSOW - Julia Kutschuk ist eine optimistische Frau. Die Direktorin des Heimatmuseums von Lomonossow bei St. Petersburg (Russland) ist gemeinsam mit ihren Mitarbeitern guter Dinge, dass „eine weitere, fruchtbare Zusammenarbeit mit unseren deutschen Kollegen und Freunden“ möglich ist. Das hat sie in einem Brief an den Oranienbaumer Ortsverband des Kulturbunds Dessau-Wörlitz zum Ausdruck gebracht. Die Hoffnung der Direktorin ruht ohne Zweifel nicht auf tönernen Füßen.

Vielfältige Kontakte

In der jüngeren Vergangenheit gab es mehrere Anlässe, die Kontakte zwischen Lomonossow, das bis 1948 Oranienbaum hieß - Park, Schloss und Bahnhof tragen noch heute den alten Namen -, und dem anhaltischen Oranienbaum intensiv zu pflegen. Den jüngsten Akzent setzte eine Ausstellung über das deutsche Oranienbaum, die im September 2015 im Heimatmuseum Lomonossow zu sehen war.

Anlässlich ihrer Eröffnung, berichtet Julia Kutschuk, seien erneut Gäste aus Deutschland zugegen gewesen. Zu dieser Reise, die Heinz-Rudolph Wehmeier von der Deutsch-Russländischen Gesellschaft in Wittenberg organisierte, hatten sich auch einige Oranienbaumer entschlossen. „Wir waren sehr erfreut, sie hier begrüßen zu können. Die Ausstellung fand große Resonanz. Viele Einwohner Oranienbaum-Lomonossows haben sie besucht. Und mit großer Freude konnten wir den Museumsgästen von den Sehenswürdigkeiten unserer Namensschwester, ihrer historischen und gegenwärtigen Entwicklung erzählen“, berichtet die Direktorin.

Zu den prägenden Ereignissen des regen Austauschs zählt auch die „Revanche“ der Mitglieder des Oranienbaumer Kulturbunds bei ihren russischen Freunden. Im Mai 2014 standen Exkursionen nach Zerbst, Dessau, Wörlitz, Wittenberg, Leipzig und Berlin auf dem Programm. Sie ergänzten die Eindrücke von der „Orangen-Stadt“, in der die russischen Gäste in Privatquartieren und bei geselligen Zusammenkünften freundschaftliche Verbundenheit erfuhren.

Zudem nahmen sie mit Gesang und Tanz nicht nur aktiv am Orangenfest teil, sondern erlebten auch die Eröffnung einer Ausstellung über ihre Heimatstadt. In Anwesenheit von Landrat Jürgen Dannenberg und Bürgermeister Uwe Zimmermann (beide Linke) wurden in der historischen Merkerschen Tabakfabrik großformatige Text- und Bildtafeln zur Geschichte Lomonossows gezeigt.

In ihr konnten die deutschen Besucher vieles über Vergangenheit und Gegenwart der Namensvetterin erfahren. Erarbeitet und gestaltet worden war die Exposition in Zusammenarbeit von Lomonossower Museum und Oranienbaumer Kulturbund.

Viele historische Gemeinsamkeiten

Einmal mehr habe die Exposition die Gemeinsamkeiten in der Geschichte des russischen und des deutschen Oranienbaum vermitteln können. Und von denen gibt es etliche. Beide Orte entstanden in derselben Epoche, der Zeit um 1700. Beide Orte sind - auch wenn derlei Vergleiche sicher immer etwas hinken - Vorstädte der „Hauptstädte“ St. Petersburg und Dessau. In den Wappen der Namensschwestern findet sich der Orangenbaum, der mit seinen Wurzeln auf die niederländischen Oranier verweist. „Und bei uns gibt es einen chinesischen Palast, dort eine chinesische Pagode und ein Teehaus“, unterstreicht Julia Kutschuk.

Diese und viele weitere historische Schnittpunkte - zu nennen wäre der Umstand, dass Anhalt die Heimat der späteren Zarin Katharina II. war - seien von den Ausstellungsbesuchern in dem 2011 restaurierten und neu gestalteten Museumsbau immer wieder mit Erstaunen aufgenommen worden.

Vor der Präsentation des deutschen Oranienbaum in russischen Gefilden auf großflächigen Bildtafeln - die Kulturbund-Vorsitzende Marlies Ross hatte dafür mit Unterstützung ihres Sohnes Tjard Fotos und russische Texte auf einer CD zusammengestellt - war freilich schon der in Lomonossow langgehegte Traum in Erfüllung gegangen, die von Henriette Catharina von Oranien gegründete Stadt zu besuchen (siehe auch „Fest kulturell bereichert“).

Historische Parallelen

Damit verknüpfte sich der Wunsch, so formulierte es die Museumsdirektorin, „durch die Begegnung mit dem ausländischen Namensvetter und Zeitgenossen historische Parallelen zu entdecken, Gleichgesinnte und Freunde zu finden, Wege der Annäherung und Zusammenarbeit zu ebnen“. Julia Kutschuk erinnert daran, dass dies Ziele waren, die beide Seiten hartnäckig verfolgten. Schließlich habe im Jahr 2013 die lange Suche nach Kontakten endlich zum ersehnten Erfolg geführt.

Seinerzeit habe auf Einladung von „Kalinka“, der Lomonossower Gesellschaft für Städtepartnerschaften, der erste Besuch einer Delegation von Einwohnern des deutschen Oranienbaum in Lomonossow stattgefunden. Sie gehörten allesamt dem Kulturbund an. „Eine ganze Woche lang konnten wir unsere Gäste mit der Petersburger Vorstadt am Finnischen Meerbusen bekannt machen, ihnen die Sehenswürdigkeiten und Gedenkstätten Lomonossows zeigen und sie durch die Sammlungen unseres Museums führen.“ Das Regionalfernsehen von St. Petersburg hat zur Ausstellung über Oranienbaum im Heimatmuseum von Lomonossow einen Beitrag gesendet. (mz)