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Oldtimer Oldtimer: Wahre Leidenschaft

Von KARINA BLÜTHGEN 21.05.2013, 16:36
Dieter Schenkenberger mit Kabinenroller.
Dieter Schenkenberger mit Kabinenroller. mz Lizenz

BAD SCHMIEDEBERG/MZ - Motorradfahrer und Reiter haben, wenn sie ihr „Fortbewegungsmittel“ wirklich lieben, eines gemeinsam: Es gibt kein schlechtes Wetter, wenn sie unterwegs sind. Doch für das neunte Oldtimer-Motorrad-Treffen in Bad Schmiedeberg hatten sie sich schon etwas Besseres als Regen gewünscht. Obwohl einer dabei war, dem das nichts ausmachte, zumindest beim Fahren nicht.

Beim seinem Messerschmitt-Kabinenroller brauchte Dieter Schenkenberger nur das Verdeck hochklappen. „Ein Cabrio, das ist was ganz Seltenes“, erklärte er stolz. Vor allem sitze man trocken. Seit etwa einem Jahr besitzt er das Fahrzeug, das er sich in Finnland besorgt hat. Die Sitze sind neu bezogen, die Karosse ist neu lackiert, und es gibt einen neuen Kabelbaum, zählte Schenkenberger auf, welchen Aufwand er bislang an dem im Jahr 1963 gebauten Fahrzeug betrieben hat. „Die Originalfarbe? Der hatte schon vier oder fünf verschiedene Farben“, sagte er. Das helle Grün habe seine Familie ausgesucht, und einen Namen hat das Auto auch: „Josephine“. So heißt die Enkelin, die es mal bekommen soll, wenn sie älter ist.

Zehn Pferdestärken hat der Kabinenroller, „er schafft wohl hundert Kilometer pro Stunde. Aber die bin ich noch nie gefahren“, räumte der Schkönaer ein.

Beim Instandsetzen hilft ihm vor allem Günter Freitag aus Bergwitz. „Das ist einer, auf den ich mich verlassen kann und der noch Ahnung hat. Mein Bordmechaniker“, scherzte Schenkenberger, der so manche Rarität sein Eigen nennt. „Der hat mehr als das Dresdner Verkehrsmuseum“, witzelte Freitag zurück. Sein eigenes Gefährt bei dem Treffen war eine russische Seitenwagenmaschine der Marke „Dnepr“, Baujahr 1975. Dass sich Freitag mit alten Autos und Motorrädern auskennt, ist kein Wunder. „Es ist mein Beruf“, so der 79-jährige Kfz-Meister.

Seit er im Ruhestand sei, habe er mehr Zeit, sich dem Reparieren und Restaurieren alter Fahrzeuge zu widmen, erzählte er. Abenteuerlich hört sich auch seine Geschichte zu der „Dnepr“ an. „Eigentlich hatte ich eine russische Molotow gesucht, wie die Polizei sie hatte. Dann wurde mir die Dnepr angeboten. Von ihr habe ich nur den Seitenwagen gesehen, der Rest war in Einzelteilen. Zum Glück war alles da.“ Nach dem Lackieren sieht man dem 25 PS starken Gefährt sein Alter gar nicht mehr an. „Außer dem Gespann habe ich noch eine Elfa, Baujahr 1938. Die letzte, die gebaut wurde“, schwärmte der Bergwitzer. Und mit ihm so mancher Neugierige, der zu dem Treffen auf die Kurpromenade gekommen war. Immer wieder schickte Organisator Jörg Thürmer vom Bad Schmiedeberger Motorrad Club bange Blicke gen Himmel, aus dem es um die Mittagszeit mal mehr, mal weniger stark tröpfelte. „Etliche haben noch angerufen und gesagt, dass sie später kommen“, hoffte er, dass sich das Wetter besserte. „Trotzdem sind noch relativ viele gekommen“, lobte Thürmer die treuen Teilnehmer aus der näheren und weiteren Umgebung. Darunter Ingo Elze aus Reppichau, der wieder den Pokal für die weiteste Anreise geholt haben dürfte.

Andere machten schon Werbung für die nächsten Treffen. Franz-Otto Emmer aus Elster etwa erinnerte die Anwesenden an den 22. Juni, wenn die Motorräder am Bootshaus brummen werden. Er selbst war mit einer BMW, Typ R 45, Baujahr 1978; angereist. „Nur einmal war ich hier nicht dabei“, sagte Emmer. Das zeugt von wahrer Leidenschaft, trotz Regens.

Blitzender Chrom und polierter Lack, jeder Oldtimer macht ordentlich was her.
Blitzender Chrom und polierter Lack, jeder Oldtimer macht ordentlich was her.
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