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Neues Konzept soll junge Familien locken

Von UTE OTTO 02.09.2009, 18:10

BAD SCHMIEDEBERG/MZ. - Ein vergleichsweise ruhiger Tag war es für das Team um Pächterin Anja Lexius, schließlich ist keine Räucherwoche - die geht immer vom 15. bis 21. eines jeden Monats.

Dann herrscht Hochbetrieb, zumeist sind schon vorab alle Tische reserviert, und Küchenchef Gerald Lexius ist dicht umringt, wenn er immer um 17 Uhr den Deckel des Erdräucherofens öffnet und das gare, duftende und dampfende Schweinchen heraus holt. Aber auch an anderen Tagen wird der Ofen angeheizt, wenn sich Busgesellschaften oder Wandergruppen angemeldet haben oder es Feste zu feiern gibt wie am kommenden Wochenende zum Kaiser-Wilhelm-Turmfest.

Der 28 Meter hohe Turm ist seit nunmehr 99 Jahren das Wahrzeichen der Ausflugsgaststätte, und die Erdofen-Räucherei avanciert mittlerweile zum Markenzeichen des Familienbetriebs. Schon hat Gerald Lexius den zweiten Erdofen ertüftelt, gebaut und wie die Nummer eins patentieren lassen. Gegenüber dem Vorgänger, der in Betrieb bleibt, sind im neuen Erdofen Rauchstärke und Temperatur regulierbar. Der Küchenchef will damit vorrangig backen.

Ruhige Stunden wie am Dienstag nutzt er derzeit dafür, an einem Feldsteinofen zu bauen. Auf den gründet sich nämlich das Konzept, die Ausflugsgaststätte attraktiver auch für junge Familien und Kindergruppen zu machen. "Sie sollen sich ihre Mahlzeiten darin selbst zubereiten können", hat Lexius schon die Bilder im Kopf: Wie die Kinder staunend zusehen, wenn ein Erwachsener den Ofen anheizt, wie sie stolz einen Scheit auflegen, wie sie mit ihren Müttern oder Erzieherinnen im Wald Kräuter suchen zum Räuchern von Fischen, wie sie Gemüse schnippeln und Salate zubereiten.

Für derartige Projekte müssen laut Lexius jedoch Räumlichkeiten geschaffen werden - das Areal des alten Kinderferienlagers schwebt ihm dafür schon lange vor. Vielleicht gelingt es ja jetzt, diese Träume umzusetzen, hat sich doch eine Interessengemeinschaft aus Vertretern von Stadt, Naturpark, der Sanierungsgesellschaft Öko-Tours Seyda und natürlich der Pächterfamilie gefunden, die an der Aussicht einiges voran bringen will, zumal es nun bald ins Jubiläumsjahr geht.

Schon Samstagabend, wenn der Ansturm des ersten Turmfest-Tages vorbei ist, will sich Familie Lexius zudem mit dem Bad Schmiedeberger Ortschronisten Felix Saul und den Schauspielern des Theater-Dinners zusammensetzen, um über die Dramaturgie des neuen Stückes zu beraten, das im April Premiere hat. "100 Jahre und kein Ende - Kaiser Wilhelms Schöne Aussicht" soll es heißen, wieder geht es um vermeintlichen Spuk, dem wichtige Amtspersonen ein Ende machen sollen.

Die Gäste seien es letztlich, die dafür sorgen, "dass sich bei uns immer etwas verändert", sagt Gerald Lexius. Stammbesuchern wird daher nicht entgangen sein, dass sich rund um das Objekt wieder einiges getan hat. Die Betontische von der Terrasse wurden entfernt, so dass jetzt flexibel möbliert werden kann, Wege geebnet und zum Teil gepflastert. Lexius sind stolz darauf, das aus eigener Kraft geschafft zu haben. EU-Fördermittel hatten sie vor knapp zwei Jahren so gut wie sicher, damit hätte man viel mehr auf einen Ruck machen können, erzählt Gerald Lexius. Allerdings hätte die Kofinanzierung die Liquidität des Familienbetriebs gefährdet. "Da haben wir die Finger davon gelassen. Heute sage ich, wir haben das richtig gemacht."