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Neues Kinderbuch in Wittenberg Neues Kinderbuch in Wittenberg: Wie Christine Schmidt-Wichmann den Karpfen rettet

Von Corinna Nitz 09.02.2021, 08:48
Christine Schmidt-Wichmann mit ihrem Kinderbuch „Der Silvesterkarpfen“ vor dem alten Ratskeller: Wie diese Wittenberger Gaststätte am Marktplatz früher einmal aussah, ist im neuen Buch zu sehen.
Christine Schmidt-Wichmann mit ihrem Kinderbuch „Der Silvesterkarpfen“ vor dem alten Ratskeller: Wie diese Wittenberger Gaststätte am Marktplatz früher einmal aussah, ist im neuen Buch zu sehen. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Wilderei ist strafbewehrt - so gesehen kann Herr Paulsen von Glück reden, dass er in jener Winternacht, als er aus einem Teich am Rande der Wittenberger Altstadt einen kapitalen Karpfen herausgeholt hat, nicht verraten wurde. Für die Tat gab es Zeugen, die Paulsen kennen, denn der betreibt den Fischladen in der Haupteinkaufsmeile.

Paulsen hat den Karpfen allerdings nicht gewildert, um ihn in seinem Geschäft zu versilbern, sondern (was die Sache nicht rechtmäßiger macht) für den Eigenbedarf: Silvester steht vor der Tür. Ein kulinarischer Klassiker sollte auf den Tisch.

Raus aus der Bredouille

„Der Silvesterkarpfen“ ist der Titel von Christine Schmidt-Wichmanns jüngstem Bilderbuch für Kinder. Erscheinen sollte es, logisch, vor Silvester, am besten sogar vor Weihnachten. Doch habe es geklemmt beim Verlag, und Corona ist auch.

Jetzt aber soll es nun doch noch in den Buchhandel gelangen, ein wenig fühlt sich Schmidt-Wichmann gleichwohl, wie sie sagt, in der Bredouille. Es gibt, betont sie unter Hinweis auf „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, ja auch Märchen, die nur zur Weihnachtszeit im Fernsehen laufen.

Wenn man sich aber von derlei Zwängen befreit, dann ist „Der Silvesterkarpfen“, dessen Name Kulle lautet, einfach eine hübsche Geschichte. In Wort und Bild berichtet sie am Ende von Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt, denn die Protagonisten - drei nachtaktive und unternehmungslustige Schneemänner - ein Kater, der schon durch andere Bilderbücher von Schmidt-Wichmann schnurrte, sowie tapfere Hasen retten Kulle vor Paulsens Messer.

Noch etwas ist anders an diesem Bilderbuch, das sich nach Auskunft von Schmidt-Wichmann an die Kleinsten richtet, weil man, sagt sie, nicht früh genug anfangen könne, Kinder mit (Bilder-)Büchern in Kontakt zu bringen: Im „Silvesterkarpfen“ begegnen dem Betrachter Orte, wie es sie so oder auch gar nicht mehr gibt. Der Fischladen etwa ist heute ein Blumengeschäft.

Die alte Ratsschänke am historischen Marktplatz sieht nach einer Renovierung ziemlich anders aus. Und ein Wittol-Männchen, das vor langer Zeit an einer Hausfassade für seine Unentbehrlichkeit respektive Sauberkeit warb, ist längst perdu, auch weil es das Gebäude nicht mehr gibt.

In der Gegend entstand irgendwann das Hotel „Best Western“. Früher, erinnert sich Schmidt-Wichmann noch, ging es dort auch zum Intershop. Insoweit ist dieses Bilderbuch einmal „keine Aufforderung zum Rundgang“, wie es sonst schon der Fall war.

Sonst, ach ja. Die malende und zeichnende Kinderbuchautorin sagt, ihr fehlen die Lesungen, die sie sonst veranstaltet - in Kitas oder mal im Alten Rathaus. Coronabedingt ist das nicht möglich, aber vielleicht ändert sich das in absehbarer Zeit. Längst arbeitet sie am nächsten Buch, das sich wieder an ältere Kinder richten soll und in dem Hunde groß rauskommen - mit pädagogischem Anspruch übrigens: Schmidt-Wichmann, der im Stadtbild Therapiehunde aufgefallen seien, darunter nicht nur kleine, möchte die Botschaft transportieren, dass das Tier an sich gut ist.

Wer wollte dem widersprechen. Projekte schweben ihr im Übrigen vor, beispielsweise würde sie gern zusammen mit der Stadtkirche etwas über Malerstar Cranach machen, natürlich sollte es ein Bilderbuch sein. „Ich könnte noch Jahre malen“, sagt sie und auch, dass in der Regel stets zuerst die Bilder da sind, um die sie dann die Geschichten rankt.

Bestellung bestätigt

Derweil bestätigt auf eine MZ-Anfrage die örtliche Thalia-Buchhandlung, dass vom Verlag, der Edition Freiberg, inzwischen die Bestellung bestätigt wurde: Mit dem Eintreffen des Buches „Der Silvesterkarpfen“ sei in einigen Tagen zu rechnen.

Wer so lange nicht warten kann, findet die bereits veröffentlichten Kinderbilderbücher von Christine Schmidt-Wichmann in der Buchhandlung, darunter Geschichten wie jene von dem Goldfisch, der am Markt 9 aus dem Fenster sprang. Er hat’s überlebt. (mz)