Naturlehrgarten in Bergwitz Naturlehrgarten in Bergwitz: Besucher erhalten Einblicke in die Geschichte des Kohleabbaus

Bergwitz/MZ - Zum 29. Mal lädt die Interessengruppe „Natur und Umwelt“ zur Pilz-Ausstellung in den Bergwitzer Naturlehrgarten ein. Traditionell am 3. Oktober von 11 bis 17 Uhr präsentieren die Pilzexperten des Vereins sämtliche Arten des sogenannten Heidefleisches, das sie in den Wäldern der hiesigen Region gesammelt haben.
So üppig wie im vergangenen Jahr, als die Pilzexperten Klaus Glöckner, ehemaliger Chef des Wittenberger Naturkundemuseums aus Leipzig, und der Sachverständige Peter Hildebrandt aus Trebitz 120 Pilzarten zuordnen konnten, wird die Ausstellung am Freitag aber sicher nicht. „Das wird eher problematisch, weil es derzeit kaum Pilze gibt“, erzählt der Cheforganisator und Vereinsvorsitzende Karl-Heinz Martin von seinen enttäuschenden Touren durch die Heide zu sonst immer guten Pilzstellen.
Hoffnung auf respektable Funde
„Noch ist etwas Zeit und das Pilzwachstum ist ja auch territorial unterschiedlich“, hofft der Bergwitzer auf doch noch respektable Funde, die die 21 Mitglieder des Vereins mit Hilfe der beiden Pilzexperten auf den mit Moos bestückten Tischen am Tag der Deutschen Einheit präsentieren wollen.
Auch das Waldhaus am Bergwitzsee, dass sich unmittelbar neben dem Naturlehrgarten befindet, ist am 3. Oktober von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Wie Heidrun Weise, Vorsitzende des Trägervereins Elbaue-Heideregion Kemberg, informiert, lädt die „Interaktive Ausstellung“ im Waldhaus an diesem Tag zum Besuch.
Die Schau über das, was die Stadt Kemberg zwischen Elbaue und Heide ausmacht, ist nicht nur für Kinder konzipiert. Anfassen, Wissen testen und aneignen, für sich allein oder im Wettbewerb mit anderen ist hier ebenso möglich und auch erwünscht. (sw)
Doch egal wie viele Pilze letztlich gezeigt werden, ein Besuch im 1985 gegründeten Naturlehrgarten lohnt sich allemal. Die Gäste dürfen sich auf Gespräche mit Experten freuen und bekommen Tipps für die Zubereitung der Pilze.
An Ständen gibt es Honig vom Imker, Tees und Hofladen-Produkte und die Kinder können Kreatives aus Naturmaterialien basteln. „In unserem Backofen wird frisches Brot gebacken, es gibt Pilz- und Kürbissuppe und natürlich auch selbst gebackenen Kuchen“, erzählt Martin und lädt auch zum Besuch einer vom Bergwitzer Ortschronisten Herbert Hoch initiierten und geleiteten Sonderausstellung ein, die ebenfalls im Naturlehrgarten zu sehen sein wird.
Dokumente, Pläne und Kartenmaterial
Die Exposition beschäftigt sich mit dem Wandel des landwirtschaftlich geprägten Dorfes zum industriellen Dorf und beleuchtet die Geschehnisse vor rund 110 Jahren, als mit dem Bau der Brikettfabrik und dem Aufschluss des Tagebaus „Roberts Hoffnung“ begonnen wurde. Da werden nicht nur Dokumente, Pläne und Kartenmaterial gezeigt, weiß Martin. Es gibt Informationen darüber, wie noch Mitte des 19. Jahrhunderts in der Gniester Schweiz die Kohle manuell gefördert und von den Bauern mit Fuhrwerken abgeholt wurde. „Auch über die Kleinbahn zwischen Kemberg und Bergwitz, die es von 1905 bis 1953 gab, und über den Bau und Betrieb der hierzulande einzigartigen und knapp zehn Kilometer langen Seilbahn, mit der die Kohle von der heutigen Kolonie Gniest bis hin zur Brikettfabrik in Bergwitz transportiert wurde, gibt es interessante Informationen“, sagt Martin und verrät, dass in dem kleinen Ortsteil noch heute alte Werksgebäude aus dieser Zeit und Fundamente bzw. Sockel der alten Seilbahn existieren.
Eine aktuelle Karte mit Pilzberatern in ihrer Nähe, inklusive Kontaktdaten und Anfahrtsweg, finden Sie im Internet bei Ihrer Mitteldeutschen Zeitung unter www.mz-web.de/pilzberater