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Nach Überfall in Wittenberg Nach Überfall in Wittenberg: Der Schreck sitzt tief

Von Andreas Benedix 30.01.2015, 10:44
Dieses Geschäft wurde am Dienstag überfallen.
Dieses Geschäft wurde am Dienstag überfallen. Andreas Benedix Lizenz

Wittenberg - Alltägliche Betriebsamkeit herrscht an diesem Donnerstagvormittag auf dem Gelände rund um den Einkaufsmarkt „Kaufland“ in Wittenberg. Menschen eilen zur Arbeit, der Parkplatz füllt sich und die Geschäfte öffnen ihre Pforten. Punkt 8 Uhr steht auch Astrid Winkler hinter dem Verkaufstresen vom „Tabak-Center Wittenberg“ an der Ecke Annendorfer Straße/Lerchenbergstraße. Für sie ist es jedoch kein Morgen wie jeder andere.

Jedes Mal ein mulmiges Gefühl

Zwei Tage zuvor wurde an ihrer Arbeitsstätte eine schwere räuberische Erpressung begangen. „Glücklicherweise war ich zum Zeitpunkt des Überfalls nicht da und somit nicht selbst betroffen, aber für meine Kollegin war es ein großer Schock“, berichtet sie. Trotzdem ist diese Tat auch an ihr nicht spurlos vorüber gegangen. „Es ist jetzt jedes Mal ein mulmiges Gefühl, wenn die Tür aufgeht, und man guckt erst einmal, wer da kommt“, beschreibt die Verkäuferin ihre derzeitige Verfassung. Ihre unmittelbar von dem Verbrechen betroffene Kollegin ist am Donnerstag der Arbeit fern geblieben. Der Schreck sitzt tief. Schließlich wurde sie mit einem Messer angegriffen, im Gesicht verletzt und so zur Herausgabe der Tageseinnahmen gezwungen.

Kurze Zeit später lässt es sich Viola K. (Name geändert) jedoch nicht nehmen, im „Tabak-Center“ nach dem Rechten zu sehen. Ihre linke Wange ist blutunterlaufen und ein großes Pflaster verdeckt eine Wunde, die noch am Tatabend genäht werden musste. „Das ging alles sehr schnell. Es hat keine zwei Minuten gedauert. Ich habe widerstandslos das Geld herausgegeben und bin trotzdem angegriffen worden“, schildert die junge Frau den Tathergang und ergänzt: „Ich bin dem noch hinterhergelaufen, aber das war aussichtslos.“ Zwei Jugendliche haben als Erste reagiert und die Polizei alarmiert, bevor sich ein älteres Ehepaar um die junge Frau kümmerte. „Die Polizei war sehr schnell da, aber der Räuber war mit seinem Fahrrad schon über alle Berge“, erinnert sich Viola K. Trotz des Erlebten gibt sie sich zuversichtlich und will ihre Tätigkeit als Verkäuferin fortsetzen.

Auch für Christian Kreutz, Inhaber des Tabakwarenladens, ist dieser Vorfall ein nachhaltiges Erlebnis. „Ich habe das Geschäft erst im November 2014 übernommen. So etwas musste ich zum Glück noch nicht erleben. Als man mich über den Überfall unterrichtete, bin ich sofort hierher gefahren und war über die Brutalität entsetzt“, gibt er seiner Betroffenheit Ausdruck. Froh ist Kreutz, dass es keine wirklich ernsten Verletzungen gab. „Viola hat vollkommen richtig gehandelt. In früheren Schulungen wurde stets darauf hingewiesen, dass es sich nicht lohnt, in solchen Situationen den Helden zu spielen“, gibt er seiner Angestellten Rückenhalt. Aus dem Ereignis hat Kreutz bereits Konsequenzen gezogen. „In Kürze werden Kameras installiert und ein zweiter Notschalter wird eingebaut“, sind seine Schlussfolgerungen aus dem Raub.

Schockiert und verunsichert

In der unmittelbar angrenzenden Geschäftsstelle „Hör-Team Wittenberg“ ist man schockiert und verunsichert. „Das Schlimmste ist, dass man als direkter Nachbar von der ganzen Sache bis zum Eintreffen der Polizei nichts mitbekommen hat“, erzählt Bodo Jordan. Der Geschäftsinhaber erinnert sich, dass es in den vergangenen Jahren bereits Einbrüche in den Tabakladen gab. Diese ereigneten sich jedoch nachts, so dass das Personal nicht unmittelbar betroffen war.

Sorge bereitet ihm und seiner Mitarbeiterin, dass dieser Überfall während der normalen Öffnungszeiten und unter Einsatz von Waffengewalt geschah. „Es ist ein sehr ungutes Gefühl, dass sich so etwas auch in Wittenberg ereignet, und man kann nur hoffen, dass der Verbrecher bald gefasst und hart bestraft wird“, sagt er. (mz)

Astrid Winkler ist eine der Verkäuferinnen im „Tabak-Center Wittenberg“. Ihre Kollegin ist am Dienstag überfallen und verletzt worden. Das geht natürlich auch an ihr nicht spurlos vorüber.
Astrid Winkler ist eine der Verkäuferinnen im „Tabak-Center Wittenberg“. Ihre Kollegin ist am Dienstag überfallen und verletzt worden. Das geht natürlich auch an ihr nicht spurlos vorüber.
Andreas Benedix Lizenz