Stadtmarketing in Wittenberg Musikalische Überraschung auf dem Marktplatz
Warum vor dem Alten Rathaus der Lutherstadt ein Flügel steht, woher er kommt und wann Interessierte erneut darauf spielen können.

Wittenberg/MZ. - Die Passanten staunen nicht schlecht, als am Freitag plötzlich dort ein Flügel auftaucht, wo zuvor noch eine Tischtennisplatte stand. Der Anblick des majestätischen Instruments zieht zahlreiche Schaulustige an. Handys werden gezückt, Fotos geschossen. Die MZ fragt bei der Stadt nach, was hinter dieser Aktion steckt.
Der Flügel ist nicht einfach zufällig dort gelandet. Diese unerwartete Erscheinung ist Teil des Kulturprogramms „Musik findet Stadt“, das von der Lutherstadt Wittenberg Marketing GmbH ins Leben gerufen wurde. Der hunderte Kilogramm schwere Flügel, der sonst seinen festen Platz im Stadthaus hat, wurde eigens für diese Aktion auf den Marktplatz gebracht. Von 11 bis 21 Uhr thronte das Instrument auf einem Podest mitten in der Stadt, um von Musikliebhabern bespielt zu werden.
Kantor ist überrascht
Trotzdem bleibt das Klavier lange Zeit unbespielt. Niemand traut sich. „Es ist eine schöne Idee, aber die musikalische Bildung wird damit leider nicht gefördert“, sagt Christoph Hagemann, Kantor der Stadtkirche Wittenberg. Auch er war von der Aktion überrascht, wusste zuvor nichts von den Plänen. Dennoch sieht er den großen Wert darin, Musik in den öffentlichen Raum zu tragen. Gerade in Wittenberg, einer Stadt, deren kulturelles Erbe so tief in der Geschichte verwurzelt ist.

Denis Lehmann vom Stadtmarketing erläutert die Hintergründe der Aktion: „Wir wollten das Wochenende mit einer Überraschung einläuten.“ Inspiriert durch Videos aus Großstädten wie New York und Paris, in denen Passanten an frei zugänglichen Klavieren für spontane Musikmomente sorgen, wollte man auch in Wittenberg einen solchen kulturellen Akzent setzen.
Hoffen auf Spontanität
Um möglichst viele Menschen zum Mitmachen zu bewegen, wurden gezielt lokale Musiker und Musikinstitutionen informiert, allerdings ohne festen Zeitplan. „Die Spontaneität und der Überraschungseffekt waren uns wichtig“, betont Lehmann. Das sollte den Reiz der Aktion ausmachen und vielleicht auch den einen oder anderen Passanten dazu ermutigen, sich ans Klavier zu setzen. Inzwischen steht wieder eine Tischtennisplatte auf dem Markt, ebenfalls eine Marketing-Aktion.
Doch die Geschichte des Flügels ist noch nicht zu Ende erzählt: „Nächsten Freitag werden wir das Klavier wieder aufstellen“, kündigt Lehmann an. Die Hoffnung ist groß, dass nach der ersten Berichterstattung und der zunehmenden Verbreitung in den sozialen Netzwerken mehr Menschen den Mut finden, das Instrument zu spielen und den Marktplatz mit ihrer Musik zu beleben.