Mit Mut und «Muffensausen»
Wittenberg/MZ. - Aber die große Präsentation ihrer Arbeiten im Haus des einstigen Melanchthon-Gymnasiums ist dann doch etwas Besonderes für die beiden jungen Frauen. "Wir haben uns darauf gefreut", sagt Claudia Schaale, "aber so etwa zwei Stunden vor der Eröffnung kam doch plötzlich das große Muffensausen."
Sich dem öffentlichen Urteil zu stellen, sei sicher ein Risiko, formuliert Michael Sandau am Mittwochabend, nachdem Elisabeth Adler und Lydia Schindler die Ausstellung musikalisch auf der Violine eröffnet haben. Der Schulleiter lobt den Mut der beiden Schülerinnen, diesen Schritt zu wagen. "Ich glaube, wir beide können schon Kritik vertragen", bekundet Sarah Kräter. Doch zum Auftakt der Ausstellung fehlen kritische Töne, vielmehr gibt es jede Menge Balsam für die aufgeregten Künstlerseelen. "Klug, scharfsinnig und mit wachem Blick für Details, die anderen entgehen", mit diesen Worten umreißt Mitschüler Tim Pottel die Talente von Sarah Kräter und Maria Petzel preist Claudia Schaale als "Menschen, mit dem man über alles reden kann" und ihre Bilder als "Werke, die zum Denken anregen".
In der Tat zeigt die Exposition im Treppenhaus des altehrwürdigen Schulhauses nicht nur eine breite Palette an Techniken von Bleistiftskizzen über Acrylgemälde bis hin zu Collagen, sie ist auch thematisch ausgesprochen vielfältig und phantasievoll. Zwei Jahre lang haben sich die beiden Schülerinnen vorbereitet. Die Bilder seien allesamt außerhalb des Unterrichtes entstanden, betont Kunstlehrerin Susanne Ruhmer.
Gleichwohl bekennt die Pädagogin, stolz auf ihre begabten Zöglinge und ihre Werke zu sein. "Sommernachtstraum", "Mein sehnlichster Wunsch", "Angst", "Zwischen Trotz und Trauer", "Das Schicksal der Menschheit" oder schlicht "Augenblicke" lauten die Titel der Kunstwerke, die Persönliches ebenso berühren wir Politisches. Es sind Motive, die Gefühlen Ausdruck verleihen und zur Auseinandersetzung einladen. "Bilder. Sehen oder fühlen wir sie?" lautet denn auch die programmatische Überschrift zur Ausstellung.
Die sinnliche Verarbeitung von Eindrücken, Beobachtungen und Empfindungen ist für die beiden jungen Frauen neben sportlichen Aktivitäten eine Möglichkeit, sich zu entspannen, Erfahrungen zu verarbeiten und mitzuteilen. "Ich kann mich eigentlich immer und überall hinsetzen und zeichnen", bekennt Claudia Schaale, "die Ideen kommen fast von selbst."
Eine Gabe, die die beiden gerne weitervermitteln wollen. Denn über die persönliche Freizeitgestaltung hinaus spielt das Hobby auch in den beruflichen Zukunftsplänen der jungen Künstlerinnen eine Rolle. Sarah Kräter und Claudia Schaale wollen beide Kunsttherapeutinnen werden.
Die Bilder von Sarah Kräter und Claudia Schaale sind noch bis Januar 2007 im Treppenhaus des ehemaligen Melanchthon-Gymnasiums im Haus A zu sehen - und zwar von Montag bis Freitag während der Unterrichtszeiten.