Minibrauerei im Heidedorf Gommlo Minibrauerei im Heidedorf Gommlo: Privatmann braut sich sein eigenes Bier

gommlo - Ein leichter Geruch von Hopfen und Malz liegt in der Luft. Am Tor eines Anwesens in der Kemberger Straße 13 im Heidedorf Gommlo kündet ein Schild davon, dass sich hier das Gemeindebrauhaus befindet. Inhaber und bislang einziger Betreiber ist Ralf Schmidt-Wachholz, der in den Räumen des alten Gehöftes seinem Hobby frönt: der Bierherstellung. In lederner Schürze steht er vor seinem Braukessel und erinnert sich: „Vor zwei bis drei Jahren begann ich mich näher mit unseren Lebensmitteln zu befassen. Dabei stieß ich auf das so genannte ,clean eating’, also auf den Genuss von Nahrungsmitteln ohne künstliche Zusatzstoffe“.
Als Biertrinker musste Schmidt-Wachholz feststellen, dass das Deutsche Reinheitsgebot zwar pro forma eingehalten wird, dennoch mit den Rohstoffen Gerste, Malz und Wasser viele Fremdstoffe in das Bier gelangen. „Zum Beispiel ist Trinkwasser nicht gleich Trinkwasser. Dem ist oftmals Chlor zugesetzt. Auch wird anstelle von Hopfen oft Hopfenextrakt verwendet“, erläutert der Brauer, der aus rechtlichen Gründen nicht als Braumeister bezeichnet werden möchte. „Also wollte ich das selbst in die Hand nehmen und habe mein Hobby beim Hauptzollamt angemeldet. Als Privatmann darf ich jetzt 200 Liter Bier pro Jahr brauen, allerdings ausschließlich für den persönlichen Bedarf“, so Ralf Schmidt-Wachholz.
Erste Versuche in Möhlau
Zu Beginn dieses Jahres schaffte er sich die notwendigen Utensilien an und begann die ersten Versuche in dem ihm bis dato unbekannten Milieu. „Produktionsstätte“ war zunächst die Garage in seinem Heimatort Möhlau. „Als erstes habe ich ein Weizenbier gebraut, das war lecker und ich beschloss, weiterzumachen. Bloß aus der Garage, da hat mich meine Frau rausgeschmissen“, erzählt er lächelnd. Danach fand er im noch weitgehend ungenutzten Gehöft seines Sohnes in Gommlo eine neue Bleibe zur ungestörten Ausübung seiner Passion. Hier hat der Hobbybrauer noch viel vor. „Das soll in Zukunft nicht nur dem Namen nach ein Gemeindebrauhaus sein. Jeder, der möchte und entsprechend registriert ist, kann hier sein eigenes Bier herstellen. Außerdem haben ich und einige Interessenten einen Antrag zur Gründung eines gemeinnützigen Vereins gestellt“, erzählt er.
Und Interessenten gibt es viele. Mittlerweile haben sich einige Gommloer eingefunden, um sich in die Geheimnisse der Braukunst einweisen zu lassen. Gelassen und voller Sachkenntnis erläutert der Möhlauer die Technologie: „Zuerst werden Malz und Wasser zwei bis drei Stunden lang bei 60 bis 70 Grad temperiert. Das Wasser hole ich aus dem Wasserwerk in Lindau, das ist das beste in ganz Sachsen-Anhalt. Dann kommt der Hopfen rein. Nach einer Kochzeit von 70 Minuten wird der Sud schnell abgekühlt, bevor die Hefe zugesetzt wird. Das Ganze muss eine Woche gären, bevor das Bier in Flaschen abgefüllt wird. Bei Temperaturen um fünf Grad folgt eine sechswöchige Ruhephase, erst dann ist der Gerstensaft fertig“. Diese lange Reifezeit ist auch der Grund dafür, dass Schmidt-Wachholz bereits an diesem Tag sein Weihnachtsbier braut. Dafür liegen einige Zutaten, wie Zimt und Ingwer bereit, die dem Gerstensaft eine festliche Note verleihen sollen.
Treber wird nicht weggeworfen
Seine Besucher weist er auf eine weitere Besonderheit seines Schaffens hin. Der nach dem Kochen anfallende Rückstand, der Treber, wird bei ihm nicht weggeworfen. „Das ist eine hervorragende Backzutat für Brot“, verweist Schmidt-Wachholz auf dessen Verwertung. Zur Bestätigung hat er einige Scheiben Treberbrot mitgebracht. Zusammen mit einem kräftigen Schluck seines Bieres der Sorte „Girlie Girl“ können sich alle Gäste vom Wohlgeschmack seiner Produkte überzeugen. Monika Wolter ist voll des Lobes: „Das schmeckt ganz toll. Überhaupt ist das alles interessant und eine Bereicherung des Dorfes. Also, wohl bekomm’s!“ (mz)