Schock für die Piesteritzer Handballer Meistertitel ohne jeden Wert?
Für den Aufstieg in die Regionalliga ist eine Qualifikation erforderlich. Die möglichen Gegner für Grün-Weiß sind die Eisenacher Bundesliga-Reserve und mal wieder die Freiberger Dachse.

Wittenberg/MZ. - Für die Handballer vom SV Grün-Weiß Wittenberg-Piesteritz bleibt die Tür zur Regionalliga – zumindest vorerst – verbarrikadiert. Die Sieben ist in der Oberliga verlustpunktfrei. Doch das reicht am Saisonende nicht. „Ein Meister sollte aufsteigen“, sagt SV-Trainer Marko Hüls. Sonst, so der Übungsleiter weiter, sei solch ein „Titelgewinn ohne jeden Wert“. Trotz der Kritik steht es inzwischen fest: Es wird Aufstiegsspiele geben. Daran lässt Ralf Seidler nicht den geringsten Zweifel. „Die Qualifikation ist seit vier Jahren in der Ausschreibung verankert. Richtig ist, dass sie bisher noch nie gespielt wurde. Dafür können die Landesmeister in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt melden. Will einer nicht aufsteigen, darf der Zweitplatzierte nachrücken. Am 31. Mai startet die Qualifikation mit Hin- und Rückspielen“, erläutert der Regionalliga-Spielleiter. Mehr Konkretes gibt es nicht. Auch die Zahl der Aufsteiger ist noch unklar. Das hängt unter anderem von der Zahl der Absteiger aus der dritten Liga zusammen. „Es gibt acht verschiedene Optionen“, sagt Stefan Lange. Der Geschäftsführer der Freiberger Dachse hält auch eine Aufstockung der Regionalliga auf 16 Teams für möglich. Seine Sieben steht wie die Grün-Weißen verlustpunktfrei an der Spitze der Oberliga in Sachsen. Überrascht von den Ereignissen ist hier niemand. Der Sächsische Verband habe schon bei seinen Durchführungsbestimmung darauf hingewiesen. Begeistert ist hier auch niemand. Aber die Qualifikation sei „prinzipiell notwendig“, sagt Geschäftsstellenleiter Tom Walther. Und so gibt es für die Grün-Weißen in der Stadthalle ein Wiedersehen mit den Dachsen, die einst mit ihrer offensiven Deckung international für Aufsehen gesorgt haben. Die Freiberger haben ihre letzten drei Spiele in Wittenberg gewonnen: 27:25, 23:16 und 34:24. Dabei zeigt Keeper Tino Hensel seine Klasse. Der inzwischen 39-Jährige steht seit 18 Jahren im Kasten der Freiberger. „Tino ist eben wie guter Rotwein: je älter, desto besser“, sagt Trainer Alexander Matschos über seinen Keeper, der mit unglaublichen Reflexen schon damals die Grün-Weißen zur Verzweiflung bringt. „Er ist seit Jahren ein starker Rückhalt“, betont Walther.
Aber zum Auftakt der Qualifikation spielen die Grün-Weißen am 31. Mai auswärts gegen den Meister aus Thüringen. Hier ist die Empörung über die Qualifikation besonders groß. „Wir können überhaupt nicht mit der Regionalliga planen – weder personell noch mit Sponsoren“, sagt Qendrim Alaj und sieht für den oder die künftigen Aufsteiger schon vor dem Saisonstart Nachteile. Seine Sieben – die Eisenacher Bundesliga-Reserve – hat beste Titelchancen. Sie hat zuletzt das Spitzenspiel in Jena mit 31:30 gewonnen. Allerdings hat Jena gegen die Wertung des Spiels Einspruch eingelegt. Spielertrainer Alaj habe durch Festhalten des Balles in den letzten drei Sekunden einen schnellen Einwurf und die Chance für einen Gegenangriff verhindert, wird argumentiert.
„Wir wollen unbedingt in die Regionalliga aufsteigen“, sagen Alaj und Vereinssprecher Thomas Levknecht unisono. Das wäre auch wichtig für die Bundesliga-Truppe. Und in einem Punkt sind sich die Eisenacher mit den Grün-Weißen einig. „Ein Meister sollte aufsteigen“, sagt Levknecht und verweist auf den Fußball. Hier wehren sich 17 von 18 Regionalligavereine gegen die Qualifikation. „Wir haben viel zu lange in einer Situation verharrt, die unbefriedigend ist, die allen Grundsätzen der Fairness widerspricht“, sagt Sportchef Daniel Meyer vom HFC. „Diese Situation ist untragbar, wir werden dies so nicht mehr dulden.“ Auch Alaj hat Widerstand angekündigt.