Meisterjubiläum für Totgesagten
Zahna/MZ. - Mit zwölf beim Backen
"Dehydrierung" soll's gewesen sein, sagt Degenkolbe. "In den Akten steht der 28. sogar als mein Todestag", verrät er mit einem verschmitzten Lächeln, während er putzmunter in seiner Backstube steht. Seit er zwölf Jahre alt war, hat das Jüngste von vier Kindern hier gearbeitet - von der kleinen Auszeit bei der Armee mal abgesehen. "Er wollte eigentlich Elektriker werden", sagt seine Frau Eveline. Doch die Eltern hätten's nicht erlaubt. Nicht einmal die zehnte Klasse habe er besuchen dürfen. "Als die Direktorin zum dritten Mal kam, um meinen Vater zu überreden, hat er sie vor die Tür gesetzt", erinnert sich Degenkolbe.
Nein, Peter Degenkolbe sollte nach dem Willen seines Vater das Bäckerhandwerk lernen. "Aber den Laden wollte er mir nicht geben", sagt der heutige Chef. Die jüngste Tochter sollte die Bäckerei bekommen, hatte der Vater entschieden. Die Älteste hatte einen Bäcker aus Aken geheiratet, die Zweitälteste einen Bäckermeister und Ingenieur, der später die DDR-Gummibärchen entwickelt hat. Überhaupt haben die Degenkolbes Mehl im Blut. Seine Schwiegereltern und deren Eltern waren Bäcker, sein Ältester ist Bäckermeister, eine seiner Töchter hat einen im Fränkischen geheiratet und die jüngste Tochter will gemeinsam mit ihrem Freund - der seine Bäckerlehre bald beendet - den Betrieb einmal übernehmen. Den Laden hat Peter Degenkolbe dann doch bekommen. Nach der Armee stellte er seinem Vater ein Ultimatum. Entweder der Laden oder eine Seereise. Degenkolbe hatte sich bei der Seerederei beworben. "Hätte mein Vater nein gesagt, wäre ich weg gewesen."
Alles vorhergesehen
Wie gut, dass er ja gesagt hat. Auch für Frau Eveline. 1982 lernt er sie kennen, beim Tanz. Ihre Eltern hatten schon lange gehofft, die beiden kämen einmal zusammen. "Aber ich wollte keinen Bäcker, weil ich zu Hause gesehen habe, wie hart die arbeiten müssen", erzählt Eveline Degenkolbe. Am Ende hat sie doch einen Bäcker bekommen - und wird mit ihm noch acht Jahre hart arbeiten. So lange planen die beiden, das Unternehmen in der Bergstraße noch zu führen, bis es die Tochter übernimmt. Peter Degenkolbe hat's eigentlich schon gewusst. Heiraten, Scheidung, Kinder und am Ende eine glückliche Ehe: "Hat mir alles ein alter Tscheche vorausgesagt", erzählt der Bäcker. Bleibt nur zu hoffen, dass für Franz Peter Degenkolbe auch ein anderer Spruch wahr wird: Totgesagte leben länger.