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Marktbrunnen Wittenberg Marktbrunnen Wittenberg: Wie es mit dem knapp 400 Jahre alten Brunnen weiter geht

Von Irina Steinmann 18.04.2016, 15:46
Hans-Joachim Herrmann (r.) und Bernd Hinners (l.) vom Rotary-Hilfswerk übergeben Oberbürgermeister Torsten Zugehör die Schecks.
Hans-Joachim Herrmann (r.) und Bernd Hinners (l.) vom Rotary-Hilfswerk übergeben Oberbürgermeister Torsten Zugehör die Schecks. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Die Leipziger warten das Mittagsläuten nicht ab, kurz vor zwölf steigen sie in ihren Kleinlaster und weg sind sie. Den Brunnen haben sie mitgenommen. Die Spendensammler und ihr Pressepublikum gucken in die Röhre: Wo der Wittenberger Marktbrunnen stand, klafft ein Loch, Gitter drauf und drumherum.

Ob die Sache gut ausgeht, wird sich übers Jahr erweisen. Fest steht freilich: Der alte Brunnen kehrt nicht zurück. In Leipzig-Gohlis wird der Bildhauer und Restaurator Markus Gläser ihn auseinandernehmen und, auch anhand alter Bilder, neu aufbauen aus neuen Teilen. Denn so richtig original war ohnehin kaum mehr etwas an dem 1617 errichteten Wasserspender.

Nicht Milch und Honig aber doch immerhin - sogar, wird mancher sagen - Bier könnten im kommenden Jahr aus dem Wittenberger Marktbrunnen fließen. Es gebe hierzu Gespräche mit einer Brauerei und Partnern, erklärte am Montag beim Ortstermin am Brunnen-Standort Oberbürgermeister Zugehör. Die Zapftechnik würde im Brunnen eingebaut, ein Teil der Einnahmen könnte dann wieder in Sanierungsvorhaben fließen. Mit dem Vorhaben Bierbrunnen nimmt die Stadt eine Attraktion von 1967 zum Vorbild - zu Luthers 450. Geburtstag floss tatsächlich Gerstensaft aus dem Brünnlein. Man habe sich schlicht eines „Gartenschlauchs“ bedient, sagte Zugehör, der damals freilich noch nicht dabei war. (mz/irs)

Am Donnerstag hatten Gläser zufolge die Vorbereitungen zum Abbau begonnen, Freitag war ein stützendes Metallgehäuse im Brunnen angebracht worden, der, gerade weil er schon so marode ist, nur als Ganzes abgebaut werden konnte. Montagmorgen konnten Passanten ihn dann schon neben sich stehen sehen. Aktion im ersten Anlauf gelungen, bilanzierte der Bildhauer gegen Mittag, „es hätte auch drei Tage dauern können“.

Dass die Wittenberger sich nun voraussichtlich binnen Jahresfrist über einen nagelneuen Brunnen freuen dürfen, hat wesentlich auch mit einer Kampagne zu tun, die der Verein „Gewerkschaft Altes und Neues Jungfernröhrwasser der Lutherstadt Wittenberg“ mit Stadtwerke-Chef Hans-Joachim Herrmann an der Spitze am Nikolaustag 2014 gestartet hatte. Insgesamt 55.152 Euro sind seither an Spenden zusammengekommen - vom Fünf-Euro-Beitrag eines einzelnen Bürgers über freundliche Zuwendungen mittelständischer Handwerksbetriebe in Höhe von jeweils mehreren Hundert Euro bis hin zur stattlichen 25.000-Euro-Spende der kommunalen Unternehmen zum eigenen 25. Geburtstag. Auch die Rotarier und ihr Hilfswerk rührten eifrig die Werbetrommel pro Brunnen und brachten zusammengerechnet 10.000 Euro ein.

Ausgesprochen zufrieden mit dem Verlauf der Spendenkampagne zeigte sich denn auch Vereinschef Herrmann. „Das ist richtig viel Geld“, sagte er und übergab Wittenbergs Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) insgesamt drei Schecks. „Ein toller Moment“, sagte der und nannte bei der Gelegenheit auch die benötigte Gesamtsumme: 364.000 Euro. Es fließen wie berichtet Fördermittel für den Brunnen, parallel wird laut Herrmann allerdings auch die Spendenkampagne fortgeführt. Der Oberbürgermeister kündigte unterdessen an, dass sich die Verwaltung darüber Gedanken mache, wie sich die vergitterte Lücke am Markt für die lange Zeit bis zum nächsten Frühjahr attraktiv bemänteln lässt.

Die Wittenberger dürfen dem Leipziger Markus Gläser übrigens, auch wenn er ihren Brunnen weggenommen und sich vor dem Übergabetermin gedrückt hat, durchaus vertrauen. Die Baldachine über Luther und Melanchthon sind 2013 schließlich auch sehr schön geworden - made in Gohlis auch sie. (mz)

Wer noch für den Markt-Brunnen spenden möchte, kann seine Spende auf das Vereinskonto überweisen: BIC NOLADE21WBL, IBAN DE69805501010000020532