Residenzprogramm Londonerin in der Elbaue: Auf der Suche nach interessanten Motiven
Die Fotografin Chrystel Lebas ist „Artist in Residence“ im Hofgestüt Bleesern. Sie beschäftigt sich mit Veränderungen in Landschaften. Warum eine alte Karte eine Rolle spielt.
Seegrehna/MZ. - Chrystel Lebas steht zurzeit sehr früh auf. Es geht ihr um ein spezielles Licht, um die veränderte Wahrnehmung in der Dämmerung. Die Fotografin, die eigentlich in London zu Hause ist, spaziert dann durch die Elbaue bei Seegrehna und sucht in der Landschaft nach interessanten Fotomotiven. Chrystel Lebas ist gegenwärtig zu Gast auf dem Hofgestüt Bleesern, als Artist in Residence.
Dort ist der Künstlerin ein provisorisches Atelier eingerichtet worden. Dort beschäftigt sie sich bereits seit drei Wochen mit ihren Fotografien, mit der Geschichte und den Veränderungen der Landschaft über die Jahrhunderte, zudem mit akustischen Projekten. Denn ihre Bilder, stets analog aufgenommen und nach dem Entwickeln für den Computer gescannt, werden nicht selten ergänzt durch Geräusche, die ja ebenfalls zur Landschaft gehören.
Die Fotografin aus London, deren Aufenthalt in Seegrehna nächste Woche bereits wieder endet, ist die erste Residenz-Künstlerin im Hofgestüt. Wenn es nach dem Förderverein und einer Initiative namens Kobra geht, soll das nicht so bleiben. Kobra, was als Abkürzung für Kontinuitäten, Brüche und Ausblicke steht, ist eine Initiative mit zahlreichen Partnern (siehe Kasten) und ehrgeizigen Zielen. Gefördert wird das Projekt in der Entwicklungsphase durch das Bundes-Programm „Aller.Land – zusammen gestalten. Strukturen stärken“.
Involviert in den aktuellen Aufenthalt ist das Residenzprogramm „Passage“ des Kultur- und Kunstvereins Kemberg und des Bad Dübener Polygona Kunstvereins, die beide in einem direkten Verfahren Chrystel Lebas für Kobra nominiert haben. Die Londonerin war schon im vergangenen Jahr in der Region zu Gast. In ihren Foto-, Ton- und Bewegtbildarbeiten untersuche sie Landschaften und Orte im Rahmen von Langzeitprojekten, heißt es in einer Presseinformation, sie dokumentiere und enthülle Veränderungen, die durch Menschen und die Natur selbst hervorgerufen werden. Die Rede ist von schönen und rätselhaften Werken, die sich längst in Sammlungen befinden und bereits in etlichen Ausstellungen gezeigt wurden, darunter im vergangenen Jahr im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden.
Für ihre aktuellen Arbeiten, die rund um das Hofgestüt Bleesern entstehen, ist eine Karte aus dem Jahr 1723 von Bedeutung, die sich im Wittenberger Ratsarchiv befindet. Anhand dieser alten Karte wird die Gegend erkundet, um Veränderungen und Konstanten zu dokumentieren. „Wir schauen, was aus den Flächen geworden ist“, erläutert Fördervereinschefin Insa Christiane Hennen.
Zu einem Artist-in-ResidenceAufenthalt gehört, dass die Künstler ihre Arbeit vorstellen. Chrystel Lebas tut dies unter anderem am Mittwoch in der Sekundarschule Kemberg. Es geht dort etwa um Fotografie, Technik und Soundaufnahmen. Und am Sonntag, dem Tag des offenen Denkmals, lädt das Hofgestüt von 11 bis 17 Uhr ein. Dabei sind Kobra-Partner und eben auch Chrystel Lebas.