Leichter Alleskönner Leichter Alleskönner: Mobiles Bürgerbüro in Wittenberg

WITTENBERG/MZ - Das Kind ist erwachsen geworden. Oder anders ausgedrückt: Aus mehreren Prototypen eines Bürgerbüros aus dem Koffer ist ein mobiler Service entstanden, der kaum Wünsche übrig lässt. Ein kleiner Computer, Scanner und Drucker und einiges andere Zubehör benötigen lediglich die Verbindung zum Internet. Und schon können Behördengänge wie die Beantragung von Hundesteuer, Wohngeld, Hausnummern oder neuem Personalausweis auch außerhalb von Rathäusern erledigt werden. Waren die ersten Koffer kaum zu tragen, wiegt das neue Exemplar nur etwa 15 Kilo.
Im Jahr 2007 wurde die Idee in Wittenberg geboren und wenig später mit Studenten von der Potsdamer Designhochschule umgesetzt. Dem ersten Prototyp folgte ein weiterer. Über den Wettbewerb „Menschen und Erfolge - Aktiv für ländliche Infrastruktur“ kam der Kontakt zur Bundesdruckerei zustande. Dort hatte man an einem eigenen Koffer gearbeitet, die Erkenntnisse wurden zusammengeführt.
Gestern ging die neue Version des mobilen Bürgerbüros im Wittenberger Rathaus offiziell in Betrieb. Gebaut wurde er von der Bundesdruckerei in Berlin, der Kontakt war Folge eines bundesweiten Wettbewerbs im vorigen Jahr, die Wittenberger haben die Weiterentwicklung über fünf Monate mit begleitet. „Wir sind nun bei der Bürgerbetreuung in der Formel 1“, zieht Wittenbergs Bürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) einen rasanten Vergleich. Die Bundesdruckerei habe „stark von Wittenberg profitiert, hier war man schon sehr weit“, sagt Jan von Lübtow von der Berliner Einrichtung gestern. Die Lutherstadt zieht dafür bei den vertraglich geregelten Konditionen ihren Nutzen daraus. Das zufriedene Gesicht von Zugehör angesichts der nicht öffentlich genannten Konditionen spricht Bände. Vor allem die Bürgerbüros in den Ortsteilen nutzen bisher die Technik aus dem Koffer. Hausbesuche sind möglich, aber bisher fast nie nachgefragt worden, erklärt Ralf Wolfensteller, Hauptsachbearbeiter im Bürgerservice des Wittenberger Rathauses.
Das mobile Büro ist nicht nur Transportmittel, sondern ermöglicht es, direkt aus dem Koffer zu arbeiten. Dokumente können eingelesen werden, Fingerabdrücke etwa für Reisepässe direkt genommen werden. Dabei bleiben im Koffer selbst keinerlei Daten gespeichert, alles wird sofort verschlüsselt online übermittelt.
Mit dem alten Koffer war man abhängig von einer Funkanbindung. Beim neuen Koffer sei über einen Netzwerkanschluss auch eine Verbindung über das Telefonnetz möglich, so Wolfensteller. Für Bürgermeister Zugehör ist der jetzige Stand der Technik der Konsequenz geschuldet: „Unsere Idee war damals nicht die neueste. Aber wir sind beharrlich dran geblieben.“